Richtig oder falsch? Die Frage erübrigt sich. Der Entscheid ist richtig und weise. In Zeiten der Krise brauchen die Klubs diesen «Selbstschutz» vor Panik- und Angstmassnahmen (Trainer- und Ausländerwechsel) gegen die Abstiegsgefahr.
Eine Saison ertragen unsere beiden Profiligen die Arznei des Nichtabstieges. Nur wenn die höchste Liga dauerhaft geschlossen würde, wären die Nebenwirkungen der «Arznei» Nichtabstieg und die wirtschaftlichen Folgen dramatisch. Wenn es in zu vielen Spielen um «nichts» mehr geht, schwindet das Interesse.
Finnland hat heute eine geschlossene höchste Liga ohne sportlichen Abstieg und hat dadurch 20 Prozent der Zuschauer verloren und ist in Europa vom Publikumsinteresse her hinter der Schweiz, Russland, Deutschland, Schweden und Tschechien nur noch die Nummer 6. In der zweiten Liga beträgt der Zuschauerrückgang sogar gut 30 Prozent. Das sei nur erwähnt, um der Versuchung entgegenzutreten, permanent auf den Abstieg zu verzichten.
Für die Swiss League ist die Aussetzung des Abstieges aus der National League für eine Saison sogar eine stimulierende Arznei. Weil der Aufstieg nächste Saison so günstiger und einfacher zu haben ist. Es genügt, die Swiss League zu gewinnen und es ist nicht mehr notwendig, eine Mannschaft zu finanzieren, die sich in der Liga-Qualifikation gegen einen Gegner aus der National League durchsetzen kann. Kloten und die «Nichtaufsteigbaren» aus Olten erfüllen die wirtschaftlichen und infrastrukturellen Voraussetzungen für den Aufstieg. Gewinnt einer dieser beiden Klubs die Swiss League, dann besteht die National League übernächste Saison halt aus 13 Teams.
Die zweite Nebenwirkung hängt von der «sportlichen Gesundheit» eines Klubs ab. Wenn die Leistungskultur gesund ist und der Nichtabstieg erst noch dazu genutzt wird, vermehrt junge Talente einzusetzen, dann gibt es kein Problem. Wenn hingegen die Leistungskultur verarmt, weil es ja keinen Abstieg mehr gibt und die Notwendigkeit entfällt, konkurrenzfähig zu sein, dann gibt es ein Problem.
Die Versuchung ist erheblich, ohne Abstiegsgefahr finanziell und sportlich alles so billig wie möglich zu machen und Niederlagen mit dem gleichen Fatalismus hinzunehmen wie das Wetter. Im Falle einer solchen Haltung wendet sich das Publikum ab, die Medienpräsenz schwindet und es wird noch schwieriger, Sponsoren zu finden. Was an Löhnen gespart wird, geht durch sinkende Einnahmen wieder verloren.
Bei einer Saison ohne Abstieg kann eigentlich ein Klub, der ohnehin nicht Meister werden kann, sogar das Risiko eingehen, mit nur drei, zwei, einem oder gar ohne Ausländer zu spielen. Die Lohn- und Lohnnebenkosten eines guten Ausländers betragen insgesamt rund eine halbe Million Franken.
Der Verzicht auf einen, zwei, drei oder gar alle Ausländer ist allerdings nur bei einer kommunikativen Meisterleistung möglich und sinnvoll. Also nur dann, wenn es gelingt, diesen extremen Schritt dem Publikum als ganz besondere Herausforderung und Pflege des einheimischen Schaffens zu verkaufen und so einen Zuschauerschwund zu verhindern.
Die SCL Tigers haben beispielsweise für nächste Saison nur noch Robbie Earl unter Vertrag und es ist offen, ob der Amerikaner sich bis zum Saisonstart von seiner Gehirnerschütterung vollständig erholen kann. Die Frage geht also an Geschäftsführer Peter Müller, ob die «Radikallösung», ohne oder nur mit einem Ausländer zu spielen, diskutiert wird. Er sagt, diese Massnahme sei keine Option. «Wir sind gegenüber unseren Zuschauern und Sponsoren verpflichtet, konkurrenzfähig zu sein. Nicht alle Ausländer-Positionen zu besetzen wäre nur dann ein Thema, wenn wir ohne Publikum spielen müssten. Zumindest für die Zeit ohne Zuschauereinnahmen müssten wir uns diese Option überlegen.»
Wenn es dabei bleibt, den Abstieg nur für eine Saison auszusetzen und daraus nicht die Versuchung erwächst, daraus eine Dauerlösung zu machen, dann hat die Liga soeben einen ihrer klügsten Beschlüsse gefasst.
Playoffchancen und Ausgeglichenheit erhöhen die Zuschauerzahlen.