In Davos hat Gottéron bei den zwei ersten Auftritten gegen europäische Spitzenteams – 2:3 n. P. gegen Pardubice und 6:4 gegen Kärpät Oulu – einen vorzüglichen Eindruck hinterlassen.
Der neue Trainer heisst bis Saisonende Lars Leuenberger (49). Die Frage ist nach diesem Kommandowechsel: Verfälscht der Spengler Cup am Ende die Meisterschaft? Präsident Hubert Waeber sagt zwar, die Spengler-Cup-Teilnahme habe beim Trainerwechsel keine Rolle gespielt: «Uns ist so oder so klar geworden, dass wir handeln müssen.»
Da Leuenbergers Anstellung als Assistent für nächste Saison bereits aufgegleist gewesen sei, mache diese Lösung Sinn. Und doch: Vielleicht hätte sich der freundliche Spielerversteher Patrick Emond noch ein wenig länger als bis zum 22. Dezember im Amt gehalten und der Larifari-Betrieb wäre noch wochenlang nicht beendet worden, wenn nicht beim Spengler-Cup eine nationale Blamage gedroht hätte.
Der Zeitpunkt spielt eben schon eine Rolle. Die Parallelen müssten eigentlich für die Konkurrenz beängstigend und für Gottéron hoffnungsvoll sein: Am 18. Dezember 2015 war in Bern Guy Boucher gerade noch rechtzeitig abgesetzt und durch den bisherigen Assistenten Lars Leuenberger ersetzt worden. Der SCB drohte in der damaligen 12er-Liga auf Rang 8 die Playoffs zu verpassen und die Spieler rebellierten gegen den NHL-Zuchtmeister Boucher.
Lars Leuenberger rettete sich mit dem SCB punktgleich mit Lausanne (aber mit den besseren Resultaten in den Direktbegegnungen) gerade noch in die Playoffs. Und dann rockten die Berner unser Hockey: In je vier Spielen eliminierten sie den Tabellenführer (die ZSC Lions unter Marc Crawford!) und den Tabellenzweiten Davos. Im Final brauchten sie gegen Lugano nur fünf Spiele zum sensationellen Titelgewinn.
Und so wie Lars Leuenberger bei Gottéron schon weiss, dass er das Kommando am Saisonende an Roger Rönnberg übergeben wird, so war auch damals in Bern bereits klar, dass er den Job nicht behalten konnte: Kari Jalonen hatte längst unterschrieben. Leuenberger hat Gottéron nur vier Tage später als damals den SCB übernommen. Das sind wahrlich je nach Sichtweise beängstigende oder hoffnungsvolle Parallelen.
Früher, als die Eisbahn in Davos noch nicht überdacht war und es noch keine Playoffs gab, machte viele Jahre lang der Begriff «Spengler-Cup-Schwung» die Runde. Die Meisterschaft wurde in 28 Partien ausgespielt, Terminnot gab es keine und die Intensität der Spengler-Cup-Spiele, die viel höher war als die in den beschaulichen Partien der Meisterschaft, brachte den HCD in Schwung, der meistens bis Ende Januar angehalten hat.
Das ist heute natürlich ganz anders: Der Spengler Cup ist nicht mehr Schwungrad, sondern Zusatzbelastung. Ambri hat nach dem märchenhaften Spengler-Cup-Triumph von 2022 die Playoffs verpasst. Und doch: Im ganz speziellen «Fall Gottéron» – und Gottéron ist halt immer wieder ein Sonderfall – kann das Phänomen «Spengler-Cup-Schwung» eine Rolle spielen. Er hilft Lars Leuenberger nämlich sehr wohl beim Justieren des Spielsystems und vor allem bei der Wiederbelebung der Emotionen und fürs Teambuilding.
Was für Gottéron spricht: Die zahlreichen Veteranen – Raphael Diaz (38), Ryan Gunderson (39), Reto Berra (37) oder Julien Sprunger (38) – haben sich im «Ferienlager» unter Patrick Emond nicht zu stark verausgabt. Sie haben bei weitem genug Energie für ein vielleicht letztes Karriere-Hurra im Frühjahr. Und triumphieren denn in den Playoffs nicht oft Erfahrung und Schlauheit über Jugend und Talent? Eben.
Auch so gesehen ist es eine Torheit sondergleichen, dass Sportdirektor Gerd Zenhäusern ohne jede Not Chris DiDomenico (35) Ambri überlassen hat. Und es ist durchaus denkbar, dass die Hockeygötter dafür sorgen werden, dass Gottéron im Viertelfinal – wie 2016 der SCB – auf die ZSC Lions mit Marc Crawford an der Bande treffen wird.
Kommt Fribourg-Gottéron bis in den Final, dann ist ein Grund dafür die Spengler-Cup-Teilnahme und wir können dann sagen, der Spengler Cup habe die Meisterschaft sozusagen verfälscht. Lars Leuenberger mag sich nicht auf solche Spekulationen einlassen und auch keine Parallelen zwischen dem Gottéron im Dezember 2024 und dem SC Bern im Dezember 2015 ziehen. Er bringt es so auf den Punkt: «Jede Saison schreibt eine andere Geschichte.»
Wo er recht hat, da hat er recht. Es wäre wahrlich eine andere Geschichte, wenn er Gottéron zum historischen ersten Titel kommandieren würde.