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Fribourg-Gottéron: Verfälscht der Spengler Cup den Titelkampf?

Fribourg's Raphael Diaz celebrates during the game between Finnland's Kaerpaet Oulu and Switzerland's HC Fribourg-Gotteron, at the 96th Spengler Cup ice hockey tournament in Davos, Swit ...
Raphael Diaz nach dem Sieg über Kärpät Oulu.Bild: keystone
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Fribourg-Gottéron und die Frage: Verfälscht der Spengler Cup den Titelkampf?

Der HC Fribourg-Gottéron war noch nie Schweizer Meister und macht diese Saison noch keinen meisterlichen Eindruck. Aber vielleicht profitieren die Freiburger vom Spengler-Cup-Schwung.
28.12.2024, 10:3028.12.2024, 12:17
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In Davos hat Gottéron bei den zwei ersten Auftritten gegen europäische Spitzenteams – 2:3 n. P. gegen Pardubice und 6:4 gegen Kärpät Oulu – einen vorzüglichen Eindruck hinterlassen.

Der neue Trainer heisst bis Saisonende Lars Leuenberger (49). Die Frage ist nach diesem Kommandowechsel: Verfälscht der Spengler Cup am Ende die Meisterschaft? Präsident Hubert Waeber sagt zwar, die Spengler-Cup-Teilnahme habe beim Trainerwechsel keine Rolle gespielt: «Uns ist so oder so klar geworden, dass wir handeln müssen.»

Wie vor neun Jahren in Bern?

Da Leuenbergers Anstellung als Assistent für nächste Saison bereits aufgegleist gewesen sei, mache diese Lösung Sinn. Und doch: Vielleicht hätte sich der freundliche Spielerversteher Patrick Emond noch ein wenig länger als bis zum 22. Dezember im Amt gehalten und der Larifari-Betrieb wäre noch wochenlang nicht beendet worden, wenn nicht beim Spengler-Cup eine nationale Blamage gedroht hätte.

Fribourg's coach Lars Leuenberger, during the game between Switzerland's Fribourg-Gotteron and the Czech HC Pardubice, at the 96th Spengler Cup ice hockey tournament in Davos, Switzerland, o ...
Lars Leuenberger spricht zu seinen Spielern.Bild: keystone

Der Zeitpunkt spielt eben schon eine Rolle. Die Parallelen müssten eigentlich für die Konkurrenz beängstigend und für Gottéron hoffnungsvoll sein: Am 18. Dezember 2015 war in Bern Guy Boucher gerade noch rechtzeitig abgesetzt und durch den bisherigen Assistenten Lars Leuenberger ersetzt worden. Der SCB drohte in der damaligen 12er-Liga auf Rang 8 die Playoffs zu verpassen und die Spieler rebellierten gegen den NHL-Zuchtmeister Boucher.

Lars Leuenberger rettete sich mit dem SCB punktgleich mit Lausanne (aber mit den besseren Resultaten in den Direktbegegnungen) gerade noch in die Playoffs. Und dann rockten die Berner unser Hockey: In je vier Spielen eliminierten sie den Tabellenführer (die ZSC Lions unter Marc Crawford!) und den Tabellenzweiten Davos. Im Final brauchten sie gegen Lugano nur fünf Spiele zum sensationellen Titelgewinn.

Die Sache mit dem Schwung

Und so wie Lars Leuenberger bei Gottéron schon weiss, dass er das Kommando am Saisonende an Roger Rönnberg übergeben wird, so war auch damals in Bern bereits klar, dass er den Job nicht behalten konnte: Kari Jalonen hatte längst unterschrieben. Leuenberger hat Gottéron nur vier Tage später als damals den SCB übernommen. Das sind wahrlich je nach Sichtweise beängstigende oder hoffnungsvolle Parallelen.

ALS VORSCHAU AUF DIE AM MITTWOCH, 7. SEPTEMBER 2016, BEGINNENDE EISHOCKEY NATIONAL LEAGUE A SAISON, STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES BILDMATERIAL ZUR VERFUEGUNG - SCB Trainer Lars Leuenberger haelt den Mei ...
Lars Leuenberger mit dem Pokal für den Meistertitel 2016. Klappt es auch mit Fribourg?Bild: KEYSTONE

Früher, als die Eisbahn in Davos noch nicht überdacht war und es noch keine Playoffs gab, machte viele Jahre lang der Begriff «Spengler-Cup-Schwung» die Runde. Die Meisterschaft wurde in 28 Partien ausgespielt, Terminnot gab es keine und die Intensität der Spengler-Cup-Spiele, die viel höher war als die in den beschaulichen Partien der Meisterschaft, brachte den HCD in Schwung, der meistens bis Ende Januar angehalten hat.

Das ist heute natürlich ganz anders: Der Spengler Cup ist nicht mehr Schwungrad, sondern Zusatzbelastung. Ambri hat nach dem märchenhaften Spengler-Cup-Triumph von 2022 die Playoffs verpasst. Und doch: Im ganz speziellen «Fall Gottéron» – und Gottéron ist halt immer wieder ein Sonderfall – kann das Phänomen «Spengler-Cup-Schwung» eine Rolle spielen. Er hilft Lars Leuenberger nämlich sehr wohl beim Justieren des Spielsystems und vor allem bei der Wiederbelebung der Emotionen und fürs Teambuilding.

Leuenberger will nicht spekulieren

Was für Gottéron spricht: Die zahlreichen Veteranen – Raphael Diaz (38), Ryan Gunderson (39), Reto Berra (37) oder Julien Sprunger (38) – haben sich im «Ferienlager» unter Patrick Emond nicht zu stark verausgabt. Sie haben bei weitem genug Energie für ein vielleicht letztes Karriere-Hurra im Frühjahr. Und triumphieren denn in den Playoffs nicht oft Erfahrung und Schlauheit über Jugend und Talent? Eben.

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Gottérons Drache zaubert den Fans ein Lächeln ins Gesicht.Bild: keystone

Auch so gesehen ist es eine Torheit sondergleichen, dass Sportdirektor Gerd Zenhäusern ohne jede Not Chris DiDomenico (35) Ambri überlassen hat. Und es ist durchaus denkbar, dass die Hockeygötter dafür sorgen werden, dass Gottéron im Viertelfinal – wie 2016 der SCB – auf die ZSC Lions mit Marc Crawford an der Bande treffen wird.

Kommt Fribourg-Gottéron bis in den Final, dann ist ein Grund dafür die Spengler-Cup-Teilnahme und wir können dann sagen, der Spengler Cup habe die Meisterschaft sozusagen verfälscht. Lars Leuenberger mag sich nicht auf solche Spekulationen einlassen und auch keine Parallelen zwischen dem Gottéron im Dezember 2024 und dem SC Bern im Dezember 2015 ziehen. Er bringt es so auf den Punkt: «Jede Saison schreibt eine andere Geschichte.»

Wo er recht hat, da hat er recht. Es wäre wahrlich eine andere Geschichte, wenn er Gottéron zum historischen ersten Titel kommandieren würde.

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quelle: keystone / ennio leanza
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21 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Boucher
28.12.2024 10:59registriert Februar 2024
Sie müssen auch nach dieser Saison keinen Meisterpokal abstauben....
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Max321
28.12.2024 10:59registriert August 2019
DiDo kann in jeder Mannschaft Feuer entfachen. Aber ein unmotivierter DiDo schadet dem Teamgefüge... Deshalb sehe ich den Wechsel nicht so tragisch an wie der Eismeister. Sonst: danke für die Vision, Klaus 😃
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Bruno Wüthrich
28.12.2024 11:11registriert August 2014
Was halt Gottéron ebenfalls zu einem Spezialfall macht, ist der Umstand, dass man es in Fribourg selbst mit dem vorzüglichsten Personal nicht schafft, Meister zu werden. Den Final zu erreichen, ist - wie wir schon erlebt haben - durchaus möglich. Diesen jedoch zu gewinnen, nicht. Daran wird auch der diesjährige Spengler Cup nichts ändern.
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