Am Sonntag um 18 Uhr wird mit dem grossen Final zum letzten Mal an der Europameisterschaft in der Schweiz ein Spiel angepfiffen. Spanien gegen England ist ein durchaus logisches Endspiel, wobei das bisherige Turnier für beide Nationen anders verlaufen ist. Wir listen auf, was im Final der EM 2025 für wen spricht.
Der Ballon d’Or féminin war zuletzt fest in den Händen der Spanierinnen. Alexia Putellas in den Jahren 2021 sowie 2022 und Aitana Bonmati bei den letzten zwei Vergaben wurden zur weltbesten Fussballerin ausgezeichnet.
Nachdem Putellas in der Gruppenphase mit drei Toren und vier Vorlagen überzeugen konnte, sammelte nun auch Bonmati in der K.-o.-Phase die ersten Skorerpunkte. Im Viertelfinal gegen die Schweiz bereitete die Mittelfeldspielerin das 1:0 vor. Am Mittwoch erzielte die amtierende Weltfussballerin in der Verlängerung gegen Deutschland den entscheidenden Treffer.
Mit Esther Gonzales ist zudem die einzige Spielerin, die an der EM bisher vier Tore erzielte, im Kader der Spanierinnen. Allerdings blieb die Stürmerin bisher wie Putellas seit dem Viertelfinal ohne Skorerpunkt.
Zwar gewann Spanien im Halbfinal erst in der Verlängerung gegen Deutschland und brauchte das nötige Quäntchen Glück, als die Deutschen in der 94. Minute eine riesige Chance vergaben. Dennoch lieferte die Furia Roja bisher eine starke Endrunde und ist das einzige Team, das jedes Spiel an dieser EM für sich entscheiden konnte.
Dies widerspiegelt sich auch in der Statistik. In jedem wichtigen Bereich sind die Iberinnen auf Platz eins oder zwei. Das Team von Montserrat Tomé stellt die beste Offensive und liess bisher auch am wenigsten Tore zu. Vor dem Final gelten die amtierenden Weltmeisterinnen zurecht als Favoritinnen.
Schaut man den Spanierinnen zu, hat man das Gefühl, dass alles perfekt aufeinander abgestimmt ist. In bisher jeder Partie hatte Spanien zu mindestens 67 Prozent den Ball und spielte im Schnitt über 620 erfolgreiche Pässe in einem Spiel.
Kaum etwas konnte Spanien bisher aus der Ruhe bringen. Als bestes Beispiel dient dafür die Gruppenphase: Nach Gegentoren ging es nie länger als 15 Minuten, bis der Ball im Tor der Gegnerinnen landete. Bestimmen die spanischen Frauen auch den Final, wie sie es bisher gemacht haben, wird es für England eine ganz schwierige Aufgabe.
Zwar kassierte Spanien in diesem Jahr die einzige Niederlage gegen das englische Nationalteam, setzte sich aber im bisher letzten Direktduell im Juni gegen die Lionesses durch. Die beiden Spiele fanden im Rahmen der Nations League statt. Da England aber noch gegen Portugal und Belgien Punkte liegen gelassen hat, sicherte sich Spanien den Gruppensieg und wird am Final-Four-Turnier teilnehmen.
Auch das bisher grösste Aufeinandertreffen in der Geschichte konnte Spanien vor zwei Jahren im WM-Final für sich entscheiden. In Australien erzielte Olga Carmona den einzigen Treffer des Spiels. Die Siegtorschützin wird aller Voraussicht nach auch am Sonntag wieder in der Startelf stehen.
Totgesagte leben länger. Dies bestätigte England an der EM schon mehrmals. Nach der Niederlage gegen Frankreich im ersten Gruppenspiel standen die Engländerinnen bereits früh unter Druck, reagierten dann aber mit zwei deutlichen Siegen gegen die Niederlande und Wales.
Die Achterbahnfahrt setzte sich im Viertelfinal fort und erhielt noch ein beträchtliches Update. Bis zur 79. Minute führte Schweden gegen die Titelverteidigerinnen mit 2:0 und war der Überraschung ganz nah. Doch innerhalb von zwei Minuten gelang England ein Doppelschlag, womit es sich schlussendlich ins Penaltyschiessen rettete. Auf dramatische Art und Weise setzte sich England in diesem durch.
Ähnliches Bild am Dienstag in Genf. Bis zur 96. Minute führte Aussenseiter Italien und träumte vom ersten EM-Final seit 28 Jahren. Doch wieder verhinderte das englische Nationalteam das Ausscheiden und erzwang eine Verlängerung. Kurz vor dem Penaltyschiessen entschied England den Halbfinal zu ihren Gunsten. Dass die Titelverteidigerinnen Moral haben, stellten sie an dieser EM definitiv schon mehr als einmal unter Beweis.
Einen grossen Anteil an den bisherigen Comebacks hatte jeweils das goldene Händchen von Nationaltrainerin Sarina Wiegmann bei den Einwechslungen. Die beiden Joker Chloe Kelly und Michelle Agyemang stachen sowohl im Viertel- als auch im Halbfinal.
Die 19-jährige Agyemang rettete England mit ihren beiden Ausgleichstreffern jeweils in die Verlängerung und Kelly, welche vor drei Jahren im Final das entscheidende Tor erzielte, bereitete im Viertelfinal eine Minute nach ihrer Einwechslung den ersten englischen Treffer vor und war mit ihrem Versuch im Penaltyschiessen erfolgreich.
Als England gegen Italien kurz vor Schluss einen Elfmeter zugesprochen erhielt, schnappte sich die Stürmerin den Ball. Der Versuch von Kelly wurde zwar zunächst noch pariert, doch die 27-Jährige reagierte schnell und brachte den Nachschuss im Tor unter.
Da Nationaltrainerin Wiegman nur ungern ihre Startformation umstellt, werden Agyemang und Kelly voraussichtlich erst im Verlauf des Finals zu ihren Einsätzen kommen.
Sarina Wiegman steht vor ihrem dritten EM-Final in Folge. Vor ihrer Zeit als Nationaltrainerin von England stand die Niederländerin für ihr Heimatland an der Seitenlinie und gewann 2017 im eigenen Land die Europameisterschaft. Fünf Jahre später führte sie England als Gastgeberin zum ersten grossen Titel bei den Frauen.
Mit Spanien hat Wiegman und ihr Team nach dem verlorenen WM-Final noch eine Rechnung offen und würde diese nur zu gerne am Sonntag im Basler St. Jakob-Park begleichen. Für die 55-Jährige ist es der fünfte grosse Final in Folge. Während Wiegman in den EM-Finals eine makellose Bilanz aufweist, konnte die Niederländerin nieden Weltmeisterpokal noch nie in den eigenen Händen halten.