Heute Abend (18 Uhr Schweizer Zeit) geht es in der NHL so richtig rund. Dann geht die Free Agency los – der freie Transfermarkt. Die sogenannten Unrestricted Free Agents (UFAs) dürfen ab diesem Zeitpunkt frei mit allen Teams verhandeln und so ihren nächsten Arbeitgeber suchen. Das Spektakel sorgt insbesondere in Kanada für stundenlange TV-Sendungen, wo jede einzelne Unterschrift von diversen Analysten diskutiert und unter die Lupe genommen wird.
Doch bereits in den Tagen zuvor hat es rund um die beste Eishockey-Liga der Welt mächtig rumort und einige grosse Namen sind bereits weg. Meist ging es dabei um die grösste Rolex auf dem Transferwühltisch: Mitch Marner. Der Vertrag des 28-jährigen Stürmers bei den Toronto Maple Leafs läuft in diesen Stunden aus. Es ist schon länger klar, dass der Flügel (102 Punkte aus 81 Spielen in der Saison 2024/25) die Leafs verlassen wird, weil es für beide Seiten nicht mehr passt. Marner sah sich in Toronto immer wieder mit harscher Kritik konfrontiert und der Klub möchte sich nach anhaltend ausbleibendem Playoff-Erfolg neu ausrichten.
Marner signed to an 8 year deal with Leafs and traded to Vegas.
— Darren Dreger (@DarrenDreger) June 30, 2025
Darum war ein derart grosser Fisch diesen Sommer auf dem Markt. Ein grosser Teil der Schlagzeilen drehte sich um ihn – und seit der vergangenen Nacht ist bereits klar, wo Marner landen wird: bei den Vegas Golden Knights. Die Maple Leafs handelten mit dem Spieler eine Vertragsverlängerung aus (8 Jahre, 12 Millionen Dollar Cap Hit) und haben ihn für Nicolas Roy zu den Vegas Golden Knights getradet. Der kuriose Tauschhandel wirft natürlich Fragen auf. Wir versuchen, diese zu beantworten.
Mitch Marner hat bei den Toronto Maple Leafs einen neuen Achtjahresvertrag unterschrieben. Mit einem jährlichen Cap Hit von 12 Millionen Dollar wird der Deal dem Flügelstürmer über die volle Laufzeit von 8 Jahren also insgesamt 96 Millionen US-Dollar einbringen. Der Vertrag ist Bonus-lastig. Insgesamt 60 der 96 Millionen erhält Marner in Unterschrifts-Boni jeweils im Sommer, 11 Millionen davon schon am heutigen 1. Juli. Der Vertrag beinhaltet eine volle No-Movement-Klausel. Das bedeutet, Marner kann nicht ohne sein Einverständnis getradet oder in die AHL geschickt werden.
Marner 8 year @ $12M Deal signed with TOR b4 Trade to VGK:
— PuckPedia (@PuckPedia) June 30, 2025
Yr 1 4M Base & 11M Signing Bonus
Yr 2 4M & 10M SB
Yr 3 4M & 9.75M SB
Yr 4 4M & 7.25M SB
Yr 5/6 5M & 6M SB
Yr 7/8 5M & 5M SB
Includes No Move clause throughout
Rep'd by Ferris @QuartexxHockeyhttps://t.co/vULKk81ZZt
Der Trade ist seit Dienstagnachmittag ganz offiziell in trockenen Tüchern. Marner geht nach Las Vegas und der 28-jährige Stürmer Nicolas Roy geht den umgekehrten Weg nach Toronto. Andere Kompensationen gibt es in diesem Deal nicht.
Mitch Marner is headed to the @GoldenKnights after finishing the 2024-25 season ranked fifth in the League in points (27-75—102 in 81 GP). #NHLStats pic.twitter.com/G86Ba7ksnQ
— NHL Public Relations (@NHLPR) July 1, 2025
Eine berechtigte Frage. Man sollte meinen, Vegas hätte einfach warten können, bis heute Abend die Free Agency öffnet und dann Marner verpflichten, ohne den Leafs etwas zurückzugeben. Es gibt aber mehrere Faktoren, die zu diesem Trade führten.
Erstens: Das achte Vertragsjahr. Der NHL-Gesamtarbeitsvertrag erlaubt es den Teams, nur den Spielern, die bereits bei ihnen unter Vertrag stehen, eine Verlängerung von acht Jahren anzubieten. Marner hätte als UFA bei Vegas also höchstens für sieben Jahre unterschreiben können. Angenommen, er hätte auf die 96-Millionen-Gesamtsumme bestanden, so hätte der Cap Hit plötzlich 13,7 Millionen statt der aktuellen 12 Millionen betragen – ein erheblicher Unterschied.
Zweitens: Der Cap Space von Vegas. Aktuell haben die Golden Knights nur 2,18 Millionen unter der Salärobergrenze zur Verfügung. Das reicht natürlich nicht, um mit Marner in die Saison zu starten. Etwas Platz wird es geben, wenn die 8,8 Millionen des verletzten Verteidigers Alex Pietrangelo auf LTIR (Long Time Injured Reserve) landen. Aber die drei Millionen, die Vegas durch den Trade von Roy los wird, helfen da natürlich noch mehr.
Vegas Golden Knights Provide Update on Defenseman Alex Pietrangelo #VegasBorn
— Vegas Golden Knights (@GoldenKnights) July 1, 2025
MORE: https://t.co/zaVm6JWy4O pic.twitter.com/JqUJ6b0rZf
Drittens: Erpressung. Oder zumindest etwas Druck vonseiten der Maple Leafs. Toronto drohte den Vegas Golden Knights, sie bei der Liga wegen sogenannten Tamperings zu verpetzen. Dazu später mehr. Zuerst müssen wir eine andere Frage klären.
Tampering heisst auf gut Deutsch: Manipulation. Im Fall der Free Agency geht es um ein zu frühes Kontaktieren und Verhandeln mit einem Spieler. In den letzten Jahren war es ein offenes Geheimnis, dass dies passierte. Schliesslich wurden am 1. Juli jeweils um 12 Uhr Lokalzeit an der nordamerikanischen Ostküste schon fixfertige Deals präsentiert, obwohl erst ab diesem Zeitpunkt hätte verhandelt werden dürfen.
Die NHL hat heuer aber angekündigt, dieses Jahr ernsthafter darauf achten zu wollen, ob ein allfälliges «Bescheissen» bei den Verhandlungen vorliegt, und hat die Teams an die möglichen drastischen Strafen erinnert. Sollte ein Team erwischt werden, tatsächlich vor der Deadline mit einem Spieler oder dessen Agenten verhandelt zu haben, sind Bussen von bis zu fünf Millionen Dollar, der Verlust von Draft-Picks oder gar die Annullation der betroffenen Verträge möglich. Auch betroffene Spieler können gebüsst werden und Agenten, die des Tamperings schuldig befunden werden, drohen ihre NHL-Lizenz zu verlieren.
Reminder of potential penalties for tampering as a report from @FriedgeHNIC comes out of #Leafs possibly filing for tampering against #VegasBorn if VGK signs Mitch Marner on July 1st.
— NHL News (@PuckReportNHL) June 29, 2025
Friedman this A.M. - “GMs think the NHL is ITCHING to make an example out of someone.” pic.twitter.com/KRoSInlDnQ
Und damit zurück zu Toronto und Vegas. Den Tampering-Reminder von NHL-Commissioner Gary Bettman haben sich die Leafs zunutze gemacht. Bereits früher standen Trades von Marner zu den Golden Knights im Raum und die Leafs waren sich offenbar sicher, dass bereits ein illegaler Kontakt zwischen dem Wüstenklub und ihrem Stürmer stattfand. Befeuert wurde das durch die Tatsache, dass schon länger klar schien, dass Marner diesen Sommer bei Vegas landen würde. NHL-Insider berichteten gar schon über mögliche Vertragsdetails zwischen Marner und den Golden Knights.
Also liessen die Leafs die Golden Knights wissen: Wenn ihr uns nicht noch etwas gebt, um einen Marner-Deal zu versüssen, dann verpetzen wir euch bei Papa Commissioner Bettman. So wurde am Ende eine Lösung gefunden, die wohl alle drei Parteien einigermassen glücklich macht.
Die Vegas Golden Knights erhalten den besten Free Agent des Sommers und haben ihn gleich für acht statt für maximal sieben Jahre verpflichtet. Die Toronto Maple Leafs verlieren einen ihrer besten Spieler nicht, ohne etwas für ihn zu erhalten. Nic Roy ist ein brauchbarer Stürmer und Bullyspieler für die dritte und vierte Linie. Und Marner kann Toronto endlich verlassen und am neuen Ort hoffentlich befreit aufspielen.
Gut möglich, dass die Free Agency heute Abend verglichen mit anderen Jahren eher langweilig wird. Viele der grössten Namen auf den Free-Agent-Listen sind bereits weg, weil sie am gleichen Ort verlängert haben. Eine Übersicht über die wichtigsten Trades, Deals und Vertragsverlängerungen.
Zwar verabschieden sich die Toronto Maple Leafs von Mitch Marner, dafür hat John Tavares (4x4,388 Mio.) einen extrem teamfreundlichen neuen Vertrag unterschrieben. Auch Matthew Knies (6x7,75 Mio.) hat verlängert, genauso wie Energiespieler Steven Lorenz (3x1,35 Mio.). Daneben holte General Manager Brad Treliving Stürmer Matias Maccelli (1x3,425 Mio.) von Utah. Der 24-Jährige hat eine schwierige Saison hinter sich, aber immer noch enorm viel Potenzial. Zieht man Marners zwölf Millionen ab, haben die Leafs damit immer noch 8,7 Millionen an Cap-Space für die kommende Saison.
JOHNNY TORONTO 🔵⚪️
— Toronto Maple Leafs (@MapleLeafs) June 27, 2025
We have re-signed John Tavares to a four-year contract extension pic.twitter.com/iLPhQRto9H
Wie wollen die Florida Panthers nach ihrem zweiten Stanley Cup ihre drei Star-Spieler mit auslaufenden Verträgen behalten, fragten wir als der Final noch lief. Antwort von GM Bill Zito: Kein Problem (dank Steuervorteilen). Sam Bennett (8x8 Mio.), Brad Marchand (6x5,25 Mio.) und Aaron Ekblad (8x6,1 Mio.) haben ihre Verträge allesamt verlängert. Damit haben die Panthers noch 1,275 Millionen an Cap-Space, um einen zweiten Goalie zu verpflichten und dann den dritten Stanley-Cup-Sieg in Folge ins Auge zu nehmen.
— Matthew Tkachuk (@TKACHUKycheese_) June 30, 2025
Verteidiger Evan Bouchard (4x10,5 Mio.) bleibt bei den Edmonton Oilers. Damit kann der Vizemeister bis 2029 auf die Dienste des Powerplay-Spezialisten (67 Punkte in 82 Spielen) zählen.
🗣️BOOOUUUCH‼️💣
— Edmonton Oilers (@EdmontonOilers) June 30, 2025
The #Oilers have signed defenceman Evan Bouchard to a four-year contract extension with an average annual value of $10.5 million. pic.twitter.com/hQruHiqcMq
Patrick Kane (1x3 Mio.) bleibt noch ein weiteres Jahr bei den Detroit Red Wings. Der 36-Jährige hat vergangene Saison in 72 Spielen 59 Punkte gesammelt.
Jacked up to be back! Let’s go! https://t.co/aBoDEkTCkv
— Patrick Kane (@88PKane) July 1, 2025
Jonathan Toews (1x2 Mio.) kehrt nach zwei Jahren verletzungsbedingter Absenz in die NHL zurück. Der 37-Jährige unterschrieb bei seinem Herzensverein, den Winnipeg Jets. Je mehr er spielt und je erfolgreicher die Jets sind, desto teurer wird sein Vertrag aufgrund von Bonuszahlungen.
who else is smiling rn? 😁
— Winnipeg Jets (@NHLJets) June 22, 2025
(Via jonathantoews on Instagram) pic.twitter.com/z46tQu3e2W
Verteidiger Ivan Provorov (7x8,5 Mio.) kassiert von den Columbus Blue Jackets den ganz grossen Zahltag. Gemessen an den Fähigkeiten des 28-Jährigen ist dieser Vertrag zu lang und zu teuer.
I think Ivan Provorov is a true top four defensemen and much better than his underlying numbers suggest...
— dom 📈 (@domluszczyszyn) June 30, 2025
but this is unfathomably bad value. pic.twitter.com/jDQqRT9dEv
Mit den ganz grossen Namen wie Marner, Bennett, Marchand oder Ekblad bereits vom Markt, ist die sonst schon schwache UFA-Klasse von 2025 noch kleiner geworden. Eine Auswahl der besten noch verfügbaren Spieler.