Benachteiligt der Spielplan vermeintlich kleine Teams oder solche, die im Wiederaufbau sind? Tatsächlich haben Biel und Langnau diese Saison noch nie zwei Spiele an zwei Tagen hintereinander gewonnen. Finalist Lausanne, die meisterlichen ZSC Lions und Spengler Cup-Sieger Davos hingegen schon. Aber wir können am Ende der Qualifikation mit ziemlicher Sicherheit auch das Gegenteil behaupten und Beispiele von zwei Siegen in 24 Stunden für alle auflisten. Beispielsweise waren auch die Lakers und Kloten schon zwei Spiele an zwei Tagen hintereinander siegreich.
Selbst wenn wir den ganzen Spielplan durchrechnen, haben wir keine hundertprozentige Gerechtigkeit: Es bleibt als weiterer Faktor die Reisezeit zu den Spielen zu berücksichtigen, die für jedes Team anders ist: Davos, Lugano oder Servette müssen wegen ihrer peripheren Lage auf die Saison hochgerechnet längere Wege fahren als zum Beispiel Langnau, Bern, Kloten, Zug oder die ZSC Lions. Auch das muss in eine Berechnung einbezogen werden. Plus eine Berücksichtigung einer allfälligen Fahrtverlängerung durch Stau auf der Autobahn.
Wir sehen: Jeder kann sich beim Spielplan eine passende Ausrede oder gar eine Verschwörungstheorie zusammenstellen. Und doch: Der Spielplan kann einer von verschiedenen Faktoren sein, die über Sieg oder Niederlage entscheiden. Biels Verwaltungsrat Ueli Schwarz ist kein Mann der Polemik. Und schon gar keiner, der einfach Thesen in die Welt setzt. Er war in unserem Hockey schon alles: Trainer, Sportchef, Verbandsgeneral und heute ist er vor allem als formidabler TV-Experte in der Szene ein Begriff.
Er weiss, wovon er spricht und sagt im Zusammenhang mit Biel und dem Spielplan: «Es hilft einem Team mit einer schmalen Basis wie wir sie haben enorm, wenn wir zwischen zwei Spielen mindestens einen freien Tag Pause haben.» Darüber habe er sich auch schon mit Langnaus Trainer Thierry Paterlini ausgetauscht und der sei gleicher Meinung. Biel und Langnau haben ja – wie eingangs erwähnt – diese Saison noch nicht zwei Spiele an zwei Tagen hintereinander gewonnen.
Es geht aber nicht nur um theoretische Gerechtigkeit im Spielplan. Es fehlt auch nicht an warnenden Stimmen von Sportmedizinern, die in den Doppelrunden (nur 24 Stunden oder weniger zwischen zwei Partien, am häufigsten Freitag/Samstag) einen Grund für viele Verletzungen sehen. Erst recht, weil manchmal zwischen den Spielen auch noch längere Heim- bzw. Hinreisen stehen.
Verletzungen haben viele Ursachen und ein direkter Zusammenhang mit einer Ermüdung durch Doppelrunden ist nicht zweifelsfrei zu belegen. Sicher ist allerdings, dass fehlende Erholungszeit und Müdigkeit die Verletzungsanfälligkeit erhöhen. Erst recht bei Spielern, die eine tragende Rolle spielen und stark forciert werden.
Die SCL Tigers konnten inzwischen beispielsweise zuletzt beim gegen Gottéron (3:2 n. P.) nur noch vier Ausländer einsetzten und mussten auch auf Pascal Berger, Bastian Guggenheim und Oskar Lapinskis verzichten. Biel fehlten schon (oder fehlen weiterhin) unter anderem Jere Sallinen, Noah Delémont, Gaëtan Haas, Miro Zryd, Damien Brunner, Luca Cunti oder Jérémie Bärtschi. Die Liste ist nicht vollständig.
Aktuelle
Note
7
Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.
6-7
Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.
5-6
Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.
4-5
Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.
3-4
Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.
Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.
Punkte
Goals/Assists
Spiele
Strafminuten
Er ist
Er kann
Erwarte
Langnau und Biel – um diese beiden Teams als Beispiel zu nehmen – haben eine schmale Basis. Nur bei den ZSC Lions scheinen Verletzungen keinen Einfluss aufs Leistungsvermögen zu haben: Mit Denis Malgin, Denis Hollenstein und Rudolfs Balcers fehlten beispielsweise am Dienstag gegen Biel (4:2) drei Stürmer, die bei jedem anderen Team die erste Linie bilden würden. Trotzdem dominieren die Zürcher die Liga. Weil sie sich als einzige Organisation ein Farmteam leisten und dadurch über das mit Abstand grösste und qualitativ beste Spielerreservoir verfügen.
Am Freitag hat Daniel Olsson in Ambri bei seinem zweiten Spiel in der höchsten Liga gleich das 1:0 erzielt. Er ist direkt vom Farmteam geholt worden und durfte neben Juho Lammikko und Topskorer Jesper Fröden stürmen. Der Meister hat diese Saison als einziges Team noch nie zweimal hintereinander verloren.
Auch wenn sich ein direkter Zusammenhang zwischen Spielplan und Verletzungspech nicht beweisen lässt: Mit seiner Anregung, beim Spielplan mehr Rücksicht auf Erholungszeit und damit auf die Gesundheit der Spieler zu nehmen, spricht Ueli Schwarz ein Thema an, das immer und immer wieder zu reden gibt und ab und zu auch als Ausrede herhalten muss.
Die Frage geht also an «Spielplan-General» Willi Vögtlin: Sind Verbesserungen beim Spielplan möglich? Er sagt klipp und klar: «Nein.» Der Grund: Es gebe einfach zu viele Sachzwänge bzw. zu wenig Termine. Er habe beispielsweise nach wie vor kein neues Datum für die am Montag wegen eines Stromausfalls verschobene Partie Servette gegen Langnau gefunden. «Das Spiel können wir wohl erst nach der Spengler Cup-Pause nachholen.» Ohnehin diktiert er den Spielplan nicht. Letztlich setzt er bloss die Wünsche der Klubs um. Das Prozedere erklärt er so:
Das bedeutet: Es liegt an den Klubs in der Planungsphase Einfluss auf die Spielplangestaltung zu nehmen. Am Ende der Qualifikation sind vor dem Spielplan alle gleich. Aber wer behauptet, einige Klubs seien vor dem Spielplan gleicher, hat schon ein wenig recht. Die absolute Gerechtigkeit ist gar nicht möglich.
Ist der Spielplan also fair? Ja, weil Willi Vögtlin den Spielplan nach bestem Wissen und Gewinnen erstellt. Gerade beim Spielplan gilt: Allen Leuten recht getan ist eine Kunst, die niemand kann. Ist der Spielplan fair? Ja, er ist ungefähr so fair wie das richtige Leben.
Also klassisch Spiele am Di, Do, Sa.
Oder man macht Spiele Freitagabends und Sonntagsnachmittag. Das hätte auch seinen Reiz könnte man am Sonntagnachmittag gemütlich auch auswärts ein Spiel besuchen.