Wenn SCB-Mitbesitzer, SCB-Verwaltungsrat und SCB-Manager Marc Lüthi etwas wissen will, dann meldet er sich nicht beim Empfangspersonal. Sondern bei den obersten Chefs.
Es ist ein Funksignal aus der SCB-Machtzentrale: Achtung, Marc Lüthi hat sich mit Marc Walder, Mitbesitzer und Chef von Ringier, dem grössten Medienkonzern im Land, über den Hockey-Cup unterhalten. Bitte nachprüfen.
Und siehe da: es stimmt. Marc Lüthi reagiert auf eine Anfrage zwar etwas knurrig («da hat schon wieder einer nicht dichtgehalten»). Aber er bestätigt: «Ja, es stimmt, ich habe mit Marc Walder gesprochen. Es war ein privates Gespräch.» Ging es auch über eine mögliche Weiterführung des Cups? «Nicht nur.»
Die Antwort «Nicht nur» ist doppelt interessant. Einerseits ging es also um den Cup. Aber eben nicht nur.
Dass sich das Gespräch zwischen Hockey-Marc und Medien-Marc auch um den Hockey-Cup drehte, ist logisch. Zum Ringier-Konzern gehört auch Ringier Sports. Eine höchst erfolgreiche Sport-Vermarktungsagentur, die für den Hockey-Cup Werbegelder in der Höhe von 1,7 Millionen pro Jahr herausgeholt hatte. 1,6 Millionen davon sind vom Verband (er hält die Rechte am Wettbewerb) an die teilnehmenden Klubs ausbezahlt worden.
Marc Lüthi kann rechnen. Als Cupsieger kassierte sein SC Bern soeben auch ohne Publikum im Stadion Preisgelder in der Höhe von 283'000 Franken. Wären Zuschauerinnen und Zuschauer erlaubt, hätte der SCB mit dem Cup mehr als eine halbe Million verdient.
In Zeiten der Krise wird der Franken geehrt und die Arroganz gedämpft. Kein Wunder, dass der einstige «Cup-Verächter» Marc Lüthi – der SCB verlor 2016 vorsätzlich um am Wettbewerb nicht mehr teilnehmen zu müssen – den Cup nun wieder liebgewonnen hat.
Inzwischen ist enthüllt worden, dass die Klubs den Wettbewerb im letzten Sommer nach Ablauf der Verträge und dem Ausstieg des Hauptsponsors (Zürich) wohl etwas voreilig «beerdigt» haben: Ringier Sports bekam nicht einmal mehr die Chance, eine neue Offerte mit neuen Werbepartnern auszuarbeiten.
Branchenkenner schätzen, dass es wohl nach wie vor möglich gewesen wäre, ein Paket im Wert von 1,0 bis 1,3 Millionen Franken zu schnüren.
Offiziell ist das Cup-Ende möglicherweise nicht ganz wahrheitsgetreu primär mit Terminproblemen begründet worden. Als ob die Profiklubs nicht maximal fünf zusätzliche Partien pro Saison austragen könnten – und fünf wären es nur für die Finalisten.
Wenn Marc Lüthi also wissen will, ob es eventuell doch eine Weiterführung des Cup-Wettbewerbes geben könnte – für nächste oder dann halt übernächste Saison – dann ist sicherlich Marc Walder die richtige Ansprechperson.
Und worum ging es in dem Gespräch noch? Das mag Marc Lüthi nicht sagen. Er verrät lediglich, leicht säuerlich: «Sicher nicht um die SCB-Berichterstattung im Blick …» Das ist eigentlich logisch: Die Ringier-Boulevardzeitung berichtet über den SCB freundlich, kompetent und fair. Und es wäre ohnehin nicht sein Stil, in solchen Angelegenheiten «oben hinein» zu gehen: unliebsame Chronisten pflegt er im Vieraugengespräch in den Senkel zu stellen.
Es könnte um sehr viel mehr gehen: Ende der nächsten Saison laufen die TV- und Marketing-Verträge im Hockey (Verband und Liga) aus. Die neuen Kontrakte werden bereits in diesem Sommer ausgehandelt.
Erstmals wird das Medien- und Werbe-Gesamtpaket (bisheriger Wert rund 35 Millionen) nicht mehr vom Verband verkauft. Der Verband und die inzwischen als eigenständige Aktiengesellschaften organisierten National League und Swiss League werden in Eigenregie ihre Medien- und Werbehaut zu Markte tragen. Und sich konkurrenzieren.
Gerade im Hinblick auf den Verkauf der verschiedenen medialen Rechte kann ein Gespräch mit dem Chef des grössten Medienkonzerns für den Chef der grössten Hockey-Firma sehr aufschluss- und lehrreich sein.
Die ganze Geschichte zeigt noch etwas: Dass die rechte Hand in unserem Hockey nicht mehr weiss, was die linke tut.
Auf die Frage, ob es unter Umständen irgendwann wieder einen Cup geben könnte, sagt der bisherige Cup-General Willi Vögtlin: «Nein. Ich habe lediglich gehört, dass die Amateurligen unter sich einen Cupwettbewerb machen könnten.» Er gibt sich nicht nur ahnungslos. Er ist es.
Auch ZSC-Manager Peter Zahner, im Reformtheater der grosse Gegenspieler von Marc Lüthi, sagt: «Nein, davon habe ich nichts gehört.» Er könne sich eine Neuauflage auch aus terminlichen Gründen vorerst nicht vorstellen.
Aber eigentlich geht es um viel mehr als eine mögliche Neuauflage des Cups in der nächsten oder ferneren Zukunft.
Wenn sich Marc & Marc über Hockey unterhalten, dann liegt eine viel wichtigere Frage in der Luft: Wird sich der Ringier-Konzern in dieser oder jener Form für die in den nächsten Monaten zu vergebenden medialen und sonstigen Rechte an unserem Hockey interessieren?
Darüber schweigen sich alle aus. Aber vielleicht kommt ja bald wieder ein Funksignal aus der SCB- oder einer anderen Machtzentrale.
Der Chole-Marc mag unserem Tikkannen die Grussformel „Item, ewiger Cupsieger“ rinfach nicht gönnen 😁
Aber sie möchten gerne Reformen. Weitreichende! Ins Blaue hinaus.
Und dann machen sie ein Hin und Her, und ein Her und Hin. Und wieder ein Hin und Her. Mitten im Reformtheater nun auch noch beim Cup.
Und werden dann pomadig, wenn ihnen das Fussvolk nicht folgen will. Doch das Fussvolk tut gut daran, diesen Umherirrenden nicht einfach bedingungslos zu folgen.
Denn das wäre gar nicht gut.
Und einmal Mäuschen spielen, wenn der Eismeister dem Chole Marc anruft. Es wäre wohl Comedy pur.