Zwei vermeidbare, bittere Pleiten. Es gibt ein paar Gründe: Verschlafener Start (0:3 nach 18 Minuten in Fribourg, 0:2 nach 4 Minuten gegen Lausanne), ein haltbarer Treffer (das 3. Tor gegen Lausanne), verpasste Torchancen, Abwehrfehler. Alle Faktoren haben die gleiche Ursache: Zu wenig Talent.
Biel hat das beste Preis-Leistungsverhältnis und das kleinste Lohnbudget der ganzen Liga. Kein anderes Hockeyunternehmen setzt seine wirtschaftliche Vernunft so konsequent um. Aber so ist der Kampf um den Ligaerhalt Alltag (2009, 2010, 2011, 2014) und die Playoff-Teilnahme (2012, 2013) ein Wunder.
Eine Szene vom vergangenen Samstag erklärt alles. Mathieu Tschantré (30), seit 2001 dabei, erzählt: «Olivier Kamber hat uns am Samstagvormittag in der Kabine bestätigt, dass er uns per Ende Saison Richtung Ambri verlässt. Solche Momente habe ich in Biel inzwischen wohl 20 Mal erlebt. Ein Spieler verlässt uns, weil er an einem anderen Ort mehr verdienen kann. Dann holen wir neue Spieler, die sich bei uns weiter entwickeln und wenn sie gut geworden sind, verlassen sie uns wieder.»
Diese Minusbilanz im Transfergeschäft führt dazu, dass Biel seit Jahren zu wenig Talent hat, um ein sicheres Playoffteam zu werden. Und wie war die Reaktion auf Kambers Ankündigung? «Wie immer. Wir gratulieren zum neuen Vertrag und wenden uns wieder dem Alltag zu.» Biels Captain mag sich nicht beklagen. «Wir dürfen stolz sein auf dass, was wir erreicht haben. Wir haben es nach wie vor in der Hand, die Playoffs zu erreichen.» Das Wunder Playoffs ist noch möglich.
Und so ist die Szene, die zum 0:1 führt, so typisch für Biel: Lausannes Alain Mieville, 2011/12 noch Biels Topskorer, trifft zum 0:1. Auf dem Eis steht auch Olivier Kamber, diese Saison zeitweise Biels Topskorer und nächste Saison bei Ambri.
Der Mangel an Talent zeigt sich bei Biel auf keiner anderen Position so gut wie auf jener der Goalies. Mit dem Titanen Reto Berra schaffte Biel zweimal die Playoffs. Reto Berra hat uns 2013 ins WM-Finale gehext und gehört jetzt zur NHL-Organisation von Colorado. Mit einem Titanen wie Reto Berra hätte Biel am Sonntagnachmittag gegen Lausanne gewonnen. Lausanne hatte mit Cristobal Huet den besseren Torhüter. So einfach ist das manchmal.
Reto Berras Nachfolger heissen Lukas Meili und Simon Rytz. Auch Lukas Meili ist dazu in der Lage, hin und wieder ein Spiel im Alleingang zu gewinnen wie einst Reto Berra. Aber er ist nicht robust genug, um es regelmässig zu tun und eine konstant gute Nummer 1 zu sein. Wäre er das, würde er schon lange nicht mehr in Biel spielen.
Simon Rytz ist ein «battling goalie», ein kampfstarker Schlussmann, der in Ausnahmefällen auch ein Spiel gewinnen kann – aber zu wenig talentiert, um es regelmässig zu tun und eine Nummer 1 zu sein. Hätte er dieses Talent, würde er schon lange nicht mehr in Biel spielen.
Und so hat Biel zwei tüchtige Nummer-2-Torhüter. Aber keine charismatische Nummer 1. Simon Rytz hat gegen Lausanne gut gespielt. Aber das dritte Tor hätte er verhindern können, verhindern sollen, verhindern müssen. Dann hätte ein tapferes, leidenschaftliches Biel mindestens einen Punkt geholt, vielleicht sogar zwei, wäre den Playoffs ein Stück näher gekommen und könnte jetzt aufatmen. Doch nun ist der Vorsprung auf den 9. Platz auf vier Punkte zusammengeschmolzen.
Hätte, wäre, könnte – die drei Schicksalsbegriffe des EHC Biel. Aber vielleicht passiert ja doch noch ein Hockey-Wunder. Die tapferen Bieler hätten es verdient.