Hnat Domenichelli ist ein Ehrenmann. Luganos Sportchef sagt: «Bitte fragen Sie mich zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu möglichen Transfers. Ich kann noch keine Auskunft geben.» So muss er weder lügen noch schwindeln.
Nun ist das Gerücht in der Welt, Joren van Pottelberghe (26) werde von Biel nach Lugano wechseln. Es ist nicht erforderlich, eine Bestätigung beim Sportchef zu erfragen. Es gibt ja auch im Tessin verlässliche Gewährsleute. Und die bestätigen übereinstimmend: Ja, Joren van Pottelberghe kommt. Soviel man wisse, mit einem Dreijahresvertrag. Die offizielle Bestätigung folge voraussichtlich während der Nationalmannschafts-Pause. Na also.
Grosse Teams werden von hinten nach vorne aufgebaut: Torhüter, Verteidiger, Mittelachse. Nun hat Hnat Domenichelli die Goaliefrage für nächste Saison bereits gelöst. Niklas Schlegel (29) hat soeben Lugano mit einer Fangquote von famosen 96,30 Prozent zu einem 3:1 in Zürich (der sechste Sieg in Serie) gehext. Sein Vertrag läuft bis 2026. Mit ihm und Joren van Pottelberghe wird Lugano ab nächster Saison für mindestens zwei Jahre das beste Schweizer Duo im Tor haben. Und damit die Möglichkeit, sechs ausländische Feldspieler einzusetzen.
Joren van Pottelberghe hat das Potenzial, der beste Schweizer Goalie der nächsten zehn Jahre zu werden. Aufgrund des Transferabkommens mit der NHL kann er jedoch jedes Jahr bis zum 15. Juni nach Nordamerika wechseln. Dieses Risiko bleibt. Aber eine NHL-Offerte, die das Bankkonto rockt, wird er wahrscheinlich erst bekommen, wenn er Lugano mindestens in den Final oder die Nationalmannschaft in den WM-Halbfinal gehext hat.
Mit David Aebischer (23) von den Lakers hat Hnat Domenichelli bereits einen Verteidigungsminister mit enormem Potenzial (diese Saison mit 9 Punkten aus 16 Spielen die Nummer 3 der Schweizer Verteidiger) für die nächsten fünf Jahre (bis 2029) verpflichtet. Er kann Luganos Antwort auf Roman Josi werden.
Auf der Centerposition ist Captain Calvin Thürkauf (26) so gut wie noch nie, auf dem Weg zu einer 50-Punkte-Saison und entwickelt sich zu einem Leitwolf der Business-Klasse. Sein Vertrag läuft bis 2029. Ob nächste Saison aus einem guten ein meisterliches Team werden kann, liegt nicht mehr in erster Linie am Potenzial der Schweizer Spieler. Sondern daran, ob der Sportchef die Ausländerpositionen erstklassig zu besetzen vermag.
Seit dem letzten Titel von 2006 sind alle Versuche, ein neues «Grande Lugano» zu bauen, auch an der nahezu permanenten Destabilisierung der Coaches durch zu mächtige Spieler gescheitert. Nun ist Trainer Luca Gianinazzi auf dem Weg dazu, Luganos Antwort auf Luca Cereda (seit 2017 im Amt) zu werden. Die Annahme bestätigt sich immer mehr, dass ein Trainer aus den eigenen Reihen, mit der DNA Luganos in der Hockeyseele und mit der Muttersprache Italienisch in der Kabine und vor allem im Umfeld, in der buntscheckigen lokalen Medienszene, mehr Respekt geniesst als ein Ausländer.
Im Spätherbst 2023 sind die Aussichten auf ein neues «Grande Lugano» für die kommende Saison vielversprechend. Nein, Lugano kann kein neues Ambri werden. «Wir spielen in der höchsten Liga, also sind wir» mag in Ambri gelten. Aber nicht in Lugano. Seit dem ersten Titel von 1986 gilt: «Wir spielen um die Meisterschaft, also sind wir». Aber mit Tugenden von Ambri – und dazu gehören die Weisheit des Sportchefs und die Autorität des Trainers – kann Lugano mit der Gunst der Hockeygötter wieder «grande» werden.
Klausi, träum weiter von deiner Majestätsbeleidung.
Dafür ist Aebischer 4 Jahre zu alt und spielt immer noch (oder wieder, nach 2 Saisons QMJHL) in der Schweiz.