Der Topskorer verlässt den SC Bern auf eigenen Wunsch. Nicht, um seine Karriere in der NHL fortzusetzen. Sondern weil er nicht mehr für den SCB spielen mag. Was ist passiert? Sportchef Andrew Ebbett sagt es so: «Vor zwei Wochen ist DiDo mit dem Wunsch an uns herangetreten, den Vertrag per Saisonende aufzulösen. Wir haben dann mehrere Gespräche geführt, ein paar Kaffees zusammen getrunken und er hat die Sache mehrmals überschlafen und auch mit seiner Verlobten besprochen, ehe wir uns entschieden haben, den Vertrag aufzulösen. Es gibt keine bad feelings. Weder von unserer, noch von seiner Seite.» Das Arbeitsverhältnis ende am 30. April und dem SCB entstünden keine weiteren Kosten.
Der SCB kann es sich also leisten, seinen besten Skorer einfach ziehen zu lassen. Es stimmt: Spieler kommen und gehen, der SCB bleibt bestehen. Und noch etwas: Kein Spieler ist grösser als der Klub. Nicht in Bern und nicht anderswo.
Aber der Fall DiDomenico ist einmalig in der modernen Geschichte unseres Hockeys. Der Fall DiDo entlarvt und beschämt den SCB. Denn der SCB-Topskorer ist kein schwieriger und kein undisziplinierter Spieler. Er leistet sich neben dem Eis keine Eskapaden. Er ist ein Musterprofi und er war vier Jahre in Langnau und ein Jahr bei Gottéron ein Leitwolf ohne Fehl und Tadel. Er hat Langnau in die höchste Liga zurückgeführt (2015) und im Frühjahr 2019 in die Playoffs. Ohne Chris DiDomenico wäre Langnau nicht aufgestiegen und ohne den Kanadier hätten die Langnauer 2019 die Playoffs nicht erreicht.
Wie kann es sein, dass es in Bern nicht funktioniert hat? Ganz einfach: Chris DiDomenico will den Erfolg des Teams und tut dafür alles. Wenn ein Spieler mit seinem Drive, seiner Leidenschaft, seinem Willen in eine Verlierermannschaft kommt, ist der Konflikt vorprogrammiert. Erst recht, wenn auch die sportliche Führung Mittelmass inzwischen akzeptiert und mit einer geradezu grotesken Ausredenkultur zelebriert.
Der SC Bern hat diese Saison acht Ausländerlizenzen für Feldspieler eingelöst. Fünf (!) SCB-Gastarbeiter weisen eine Minus-Bilanz auf. Ein einziger erfüllte bisher die Anforderungen, die beim SCB an einen ausländischen Spieler gestellt werden müssen: Chris DiDomenico. Er ist nicht nur SCB-Topskorer. Er hat auch die beste Plus-/Minus-Bilanz aller SCB-Spieler (+5). Die miserabelste der Schwede Oscar Lindberg (-14!).
Chris DiDomenico ist mit seinem bedingungslosen Siegeswillen ein Störfaktor in der Wohlfühloase SC Bern. Der Vorwurf, er untergrabe die Autorität des Trainers, ist absurd: Der SCB hat diese Saison gar keinen Trainer beschäftigt, der Autorität hat. Wo keine Autorität ist, kann ein Spieler keine Autorität herausfordern. Johan Lundskog und nun auch Toni Söderholm mögen viel über Hockey wissen. Aber sie haben noch nie in ihrem Leben ein Klubteam auf diesem Niveau geführt.
Johann Lundskog war überfordert und nun ist es auch Toni Söderholm. Alle sehen, dass der SCB ein Trainerproblem hat. Der Kaiser an der Bande ist nackt. Aber ausser Chris DiDomenico wagt es niemand, es zu sagen. Noch schlimmer: Der Kanadier sagt es nicht. Er handelt und geht. Zurück bleiben die überbezahlten Verlierer, die es schätzen, dass der Trainer so viel Verständnis für Versager hat.
Nie zuvor ist eine Verlierermentalität so sehr entlarvt und ein Klub sportlich so beschämt worden wie der SC Bern durch den Abgang von Chris DiDomenico. Nicht der Kanadier ist das Problem. Das Problem ist die nun schon ins vierte Jahr gehende Verlierermentalität beim SC Bern.
Chris DiDomenico ist kein Problemspieler. Er ist ein Siegertyp und hat mindestens noch drei gute Jahre vor sich. Kehrt er nach Langnau zurück? Sportchef Pascal Müller und Trainer Thierry Paterlini wollen nicht. Beide kennen den Kanadier nicht und sind durch das Chaos beim SCB irritiert. Aber Captain Harri Pesonen möchte den Kanadier wieder im Team haben. Er kennt ihn. Zwei Jahre lang (2018 bis 2020) hat er mit Chris DiDomenico in Langnau offensiv gerockt und die Emmentaler in die Playoffs geführt. Oder hat Paolo Duca den Mut, Chris DiDomenico zu holen? Dann wird Ambri 2024 die Playoffs erreichen. PS: Welch eine Ironie der Geschichte: SCB-Präsident Marc Lüthi ist der Vater der neuen Ausländerregelung (sechs statt nur vier).
Nun ist der SCB ein Opfer dieser neuen Ausländerregelung. Sechs ausländische Spieler können ein Team prägen und tragen. Das ist einer der zentralen Gründe für die Ausgeglichenheit der Liga. Der SCB hat einen einzigen überdurchschnittlichen Ausländer (Chris DiDomenico). So schlimm wie diese Saison war es beim SC Bern um das ausländische Personal seit der Abstiegssaison 1981/92 nie mehr bestellt. Es wird Zeit, die viel kritisierte Sportchefin Florence Schelling zu rehabilitieren.
Ich habe, bis zum Spiel Bern-Lugano, auch noch nie erlebt, dass ein Spieler vom eigenen Publikum derart ausgepfiffen wird, weil er sich nicht wechseln lässt. Epische 117 Sekunden und das ohne Not! Mir wird er nicht fehlen.
Am besten hat es noch beim HCFG geklappt, da hatte es mit Dubé einen entsprechenden Gegenpart. Aber DiDo wollte ja lieber zum SCB, der schon länger in der Findungsphase ist. Momentan hat der SCB ein Team wie von einem Dreizehnjärigen in einem Management Game zusammengestellt.
Die Trainer schlechtreden bringt nichts. Die Trainerwechsel in dieser Saison haben gar nichts gebracht und im Falle vom SCB und ZSC hat sich die Situation noch verschlechtert.