Ken Jägers Vertrag in Lausanne läuft im nächsten Frühjahr aus. Sein Agent Sven Helfenstein strebt noch vor dem Start zur neuen Saison eine Regelung der Zukunft an. Es kann also zeitnah mit einer Entscheidung gerechnet werden.
Früher gab es die besten Transfergerüchte beim echten Spengler Cup während der Altjahrswoche in Davos. Weil in der guten alten Zeit die Transfergespräche um diese Zeit herum erst so richtig in Gang kamen. Heute gibt es die besten Transfergerüchte beim Flachland-Spengler-Cup (Lehner Cup) im August im luzernischen Sursee.
Weil die wichtigen Transfergespräche inzwischen bereits im Sommer geführt werden und in der Altjahrswoche meistens nur noch Einkäufe auf dem Transfer-Wühltisch möglich sind. Es ist Mode geworden, Verträge, die am Ende einer Saison auslaufen, schon vor der Saison entweder zu verlängern oder bereits bei einem neuen Arbeitgeber zu unterschreiben. Wie kürzlich Dario Rohrbach, der diese Saison noch für die SCL Tigers stürmt, aber bereits einen Dreijahres-Vertrag beim SCB unterschrieben hat. Oder wie Sandro Aeschlimann, der soeben beim HCD vorzeitig um fünf Jahre verlängerte.
Der Temperatur-Schock beim 13. Lehner-Cup ist so etwas wie ein aussergewöhnliches Naturphänomen. Draussen 30 Grad, in der Arena auf der Höhe der Eisfläche 6 Grad. Nicht einmal beim Spengler Cup oben in den Bergen in Davos ist der Temperaturunterschied zwischen VIP-Logen und der freien Natur an einem schönen Wintertag so extrem. Einen ähnlichen Temperatursturz wie beim Eintritt in die Arena in Sursee haben offensichtlich die Hoffnungen mehrerer Sportchefs erlitten, die sich auch in Sursee eingefunden haben. Es geht um Ken Jäger (27).
Der Ur-Davoser ist einer der komplettesten Schweizer Stürmer ausserhalb der NHL und doppelter WM-Silberheld (2024 und 2025). Er kann das Spiel in allen drei Zonen dominieren und hat MVP-Potenzial. 2018 hat er Davos verlassen und in zwei Jahren in Schweden bei den Junioren und in der zweithöchsten Liga die Grundschule durchlaufen, die ihn bis ganz nach oben gebracht hat. Nun steht er vor der fünften Saison in Lausanne und der Unterzeichnung seines bisher grössten Vertrages. Rechtzeitig hat er auch den Agenten gewechselt und lässt sich inzwischen von Sven Helfenstein vertreten. Der Zürcher mit frecher Schnauze und Chuzpe gilt als der Mann, der die verrücktesten Deals macht.
Nun setzen die Davoser alles daran, ihren verlorenen Sohn zurückzuholen. «Er kann bei uns eine Identifikationsfigur wie Andres Ambühl werden», sagt HCD-Manager Marc Gianola. Mehr noch: Er kann nach und nach auf dem Eis die Führungsrolle des offensiven Steuermannes Enzo Corvi übernehmen, der mit 32 Jahren langsam, aber sicher in den Herbst seiner grandiosen Karriere eintritt. Und wenn der HCD gar noch ein oder zwei Jahre mit dem Duo Ken Jäger / Enzo Corvi die Liga rocken könnte – dann ist vielleicht, aber nur vielleicht der nächste Meistertitel nach 2015 möglich.
Natürlich möchten sich auch andere Klubs die Dienste von Ken Jäger sichern. Aber eben: Es hat einen Temperatursturz der Hoffnungen gegeben, wie beim Eintritt in die Eishalle Sursee. Ein Sportchef eines Klubs, der noch nie Geldsorgen hatte, klagte über den HCD. «Die offerieren Jäger sieben Jahre. Stell dir vor: sieben Jahre! Da können und wollen wir nicht mithalten.» Eine Offerte über sieben Jahre für Ken Jäger – kann das sein? Die Frage geht an Marc Gianola und seine Antwort ist diplomatisch klug: «Wie schon gesagt: Er kann bei uns eine Identifikationsfigur wie Andres Ambühl werden. Er ist ein Davoser, schon sein Vater hat einst bei uns gespielt und so ist es logisch, dass wir ihn verpflichten möchten.»
Ja klar, aber was ist mit den sieben Jahren? «Wir können mit den Spitzensalären im Unterland nicht mithalten. Also setzen wir auf die Vertragsdauer …» Aus dieser Antwort können wir schliessen: Ja, das mit den sieben Jahren dürfte stimmen und erklärt das Frösteln eines interessieren Sportchefs in Sursee.
Klar ist: Je länger der Vertrag, desto tiefer das Jahressalär. Ein anderer Sportchef echauffierte sich in Sursee zwar darüber, der HCD biete ein Bombensalär für sieben Jahre («Möchte schon wissen, woher die das Geld nehmen …»). Aber das gleiche Salär wie für einen Zwei- oder Dreijahresvertrag wird es denn doch nicht sein. Marc Gianola seufzt ein wenig, wenn er sagt: «Es ist schon verrückt, was zurzeit auf dem Transfermarkt läuft.»
Benjamin Franklin, einer der Gründerväter der USA und Kapitalismus-Urvater hat 1748 in seinem Standardwerk «Advice to a Young Tradesman» (das Buch müsste heute Pflichtlektüre für jeden Sportchef sein) geschrieben: «Remember that time is money.» Also wörtlich: «Denk daran, dass Zeit Geld ist.» Genau das ist das HCD-Transferkonzept: Zeit statt Geld. Langfristige Verträge mit etwas günstigeren Salären. Verträge mit langer Laufzeit werden immer populärer: Andrea Glauser wechselte ja auch mit einem Sieben-Jahres-Kontrakt (bis 2032) von Lausanne zu Gottéron.
Auf den ersten Blick sind Verträge über fünf oder gar sieben Jahre eigentlich Wahnsinn. Was, wenn sich der Spieler auf dem «Rentenvertrag» ausruht und die erhofften Leistungen nicht bringt? Doch auf den zweiten Blick sind diese Bedenken völlig grundlos: Eine lange Vertragsdauer hat bei einem Spitzenspieler höchst selten zu nachlassender Leistungsbereitschaft geführt.
Und wenn das doch der Fall sein sollte, gibt es immer eine Lösung: Der Sportchef und der Trainer rühmen dann halt bei jeder Gelegenheit den betreffenden Spieler. Der Trainer sagt, er passe halt nicht ins taktische Konzept, sei aber ein aussergewöhnlich talentierter Musterprofi. Der Sportchef flüstert den Chronistinnen und Chronisten zu, dass dieser Spieler hoch motiviert und völlig pflegeleicht sei, aber mit dem Trainer übers Kreuz liege. Aber man könne jetzt nicht den Trainer feuern. Und bald kann der Spieler samt Vertrag zur Konkurrenz transferiert werden.
Im Fall von Ken Jäger wäre die Sache noch viel einfacher: Sein umtriebiger Spieleragent Sven Helfenstein ist ja auch noch TV-Experte bei MySports (ein Interessenskonflikt mit Mauscheleipotenzial, der in keinem anderen Hockeyland toleriert würde) und kann bei Bedarf seinen Klienten öffentlichkeitswirksam rühmen.
Den armen Davosern geht es wirklich viel schlechter als den anderen Klubs. Verbesserter 6 Jahresvertrag für Aeschlimann, 7 Jahresangebot für einen Nationalspieler im besten Alter, 8 Ausländer.
Alles nur wegen der guten Bergluft..
Tja, dafür ist aber der HCD mindestens mitverantwortlich. Krass, was man in den letzten 2-3 Jahren an Spieler transferiert hat. (Hollenstein, Aeschlimann, Gross, Fora, Frick, Egli usw.) Speziell, wie das finanziert werden kann...