Langenthal kann am Sonntag mit einem Sieg gegen Lugano den Ligaerhalt schaffen. Möglicherweise sogar «gratis». Es kann nämlich sein, dass Lugano erneut nicht mehr genügend Spielerinnen zusammenbringt und Forfait geben muss. Aber selbst dann ist nicht sicher, ob Langenthal nächste Saison wieder in der höchsten Frauenliga dabei sein wird. Präsident Walter Ryser spricht Klartext: «Wir werden am Montag über einen freiwilligen Abstieg entscheiden.» Im freiwilligen Absteigen ist die Organisation SC Langenthal ja bereits geübt.
Der Präsident führt aus, warum – falls erforderlich – auf die Liga-Qualifikation in jedem Fall verzichtet und dadurch der Abstieg in Kauf genommen wird. «Das Ganze ist eine Farce. Wir treten doch nicht für zweistellige Niederlagen gegen Zug an. Da sparen wir uns die Kosten für Eismiete, Schiedsrichter und Teambus.»
Zug ist diese Saison mit einem fast vollständig zusammengekauften Team in die zweithöchste Liga eingestiegen (der Verband erlaubte den Direkteinstieg in die höchste Liga nicht) und hat in geradezu grotesker Weise dominiert: 18 Siege in 18 Partien und einem Torverhältnis von 317:7 in der Qualifikation. In den Playoffs im Viertelfinal mit 27:1 und 17:0 gegen Lyss, im Halbfinal 19:0 und 16:1 (nach einem 0:1-Rückstand) gegen Brandis (Best of 3) und im Final (Best of 5) 10:0, 17:0 und 22:0 gegen Bassersdorf.
Topskorerin Lara Stalder hat in 17 Partien 63 Tore und 66 Assists beigesteuert und in den Playoffs mit 56 Punkten aus 7 Spielen nachgelegt. Die Frauen-Meisterschaft in den beiden höchsten Ligen ist offenbar aus dem Gleichgewicht geraten: Vier Spielerinnen aus Zug – also aus der zweithöchsten Liga – stehen im WM-Team.
Unser Kader für die Frauen-WM in Utica. 🇨🇭
— Swiss Ice Hockey (@SwissIceHockey) March 5, 2024
Notre cadre pour les championnats du monde féminins à Utica. La nostra squadra per il Campionato mondiale femminile di Utica.#SIHF #zämefürdSchwiiz #ensemblepourlaSuisse #insiemeperlaSvizzera #insembelperlaSvizra #WomensWorlds pic.twitter.com/tPr8e8Ydo4
Da wird verständlich, warum die Langenthalerinnen nicht zu einer Liga-Qualifikation antreten werden. Klagen sind zudem laut geworden, dass die Zugerinnen offenbar dazu neigen, jedes Tor provokativ und ausgiebig zu bejubeln. Was von den tapferen gegnerischen Spielerinnen als Provokation und Unsportlichkeit empfunden werde. Ob das so ist, lässt sich anhand von unabhängigen TV-Bilder nicht verifizieren. Es sind einfach Erzählungen aus dem Hockey-Volk.
Bei der Women’s League ist offenbar viel Glanz nur Trompetengold. Walter Ryser sagt, das gutgemeinte Projekt der Women’s League sei überhastet und unüberlegt umgesetzt worden. «Es ist erfreulich, dass Frauenhockey immer populärer wird.» Aber der Verband habe ohne die Auswirkungen zu bedenken die höchste Liga von sieben auf acht Teams vergrössert. Die Folgen seien fatal. «Es gibt zu wenig Spielerinnen.»
Durch den Einstieg von Klubs wie Bern, Davos oder Zug spiele nun das Geld eine Rolle. «Der Personalmangel ist so gross, dass selbst mittelmässige Spielerinnen mit Angeboten geködert werden, die höher sind als das, was wir bei unserer Mannschaft in der MyHockey League bieten können.» Das Frauenhockey hat durch den Boom seine Unschuld verloren.
Walter Ryser legt dar, dass eigentlich auch die Rahmenbedingungen unhaltbar seien: «Die Frauen sind alle berufstätig. Da so viele Doppelrunden am Wochenende ausgetragen werden, haben sie kaum mehr Freizeit. Bei zwei oder drei Trainings und so vielen Spielen am Wochenende ist die Belastung grösser als in der MyHockey League. Wenn Spiele auch unter der Woche angesetzt würden, wäre das eine grosse Entlastung.»
Die enorme Belastung spiele bei den Überlegungen eines freiwilligen Abstieges eine Rolle: «Wir fördern in unserer Organisation weiterhin intensiv das Frauenhockey. Wir haben bereits auf Stufe U9 ein Mädchenteam. Damit wir den Mädchen in unserer Nachwuchsabteilung eine Perspektive bieten können, werden wir uns auch nächste Saison an der Meisterschaft beteiligen. Die Frage ist, in welcher Liga. Viele unserer Spielerinnen haben sich diese Saison weiterentwickelt. Aber reicht das, um nächste Saison wirklich besser zu sein? Wir riskieren, wenn wir in der Women’s League bleiben, eine Saison mit lauter Niederlagen. Deshalb erwägen wir den freiwilligen Abstieg.»
Habe auf Instagram ein Video gesehen, wie Lara Stalder den Jubel auspackt, als sie im letzten Finalspiel zum 17-0 traf.
Gute Entscheidung von Langenthal.
Jahrelang hat es sie nicht interessiert.
Das sportliche muss man akzeptieren, aber Ideologie, etwas nachhaltig aufbauen, sieht anders aus. Das gilt auch für Davos und Bern.
Kollegin von mir spielt in der Frauen-NLB.
Die Spiele gegen Zug gingen alle zweistellig verloren, wobei die EVZ-Ladies auch noch sämtlichen Sportsgeist vermissen lassen:
- provokativ vor der gegnerischen Bank jubeln
- Torfrauen bei >10 Toren Vorsprung umfahren
- bei jeder Berührung zu den Schiris rennen
Jup, der Verbandsentscheid mit der NLB ist ein Witz. Die Quali ebenso. Verstehe da Langenthal absolut.