Die Lakers waren so nahe dran. Sie führten im dritten Spiel in Kloten bis 9 Minuten und 43 Sekunden vor Schluss der regulären Spielzeit 2:1. 9 Minuten und 43 Sekunden fehlten für die Erfüllung des grossen Traumes. Hätten sie diesen Vorsprung über die Zeit gebracht, könnten sie jetzt die NLA-Saison planen und Kloten wäre abgestiegen. Hätte, könnte, wäre.
Warnung: Die Serie steht erst 2:2!
Nun zeigt sich: Kloten hat mit dem Mitternachtsspiel nicht nur die dritte Partie (3:2 n.V) gewonnen. Kloten wird die Serie für sich entscheiden und den Ligaerhalt sichern. Die Lakers sind nicht mehr dazu in der Lage, den NLA-Letzten zu fordern.
Warnung: Die Serie steht erst 2:2!
Kloten hat nun zum ersten Mal seit Oktober des letzten Jahres zweimal hintereinander gewonnen. Wenn eine Mannschaft so lange und so oft geschmäht worden ist und dann doch wieder aufsteht – dann ist es eine grosse Leistung. Ja, diese Wende geschafft zu haben, ist Klotens grösste Leistung seit dem Gewinn des letzten Titels im Frühjahr 1996. Also die grösste Leistung in diesem Jahrhundert. Sie ist zugleich die Eröffnung eines neuen Dramas.
Warnung: Die Serie steht erst 2:2!
Letztlich ist Klotens Ligaerhalt nämlich für Ambri und Langnau eine gute Nachricht. Weil Ambri und Langnau nächste Saison in erster Linie darauf achten müssen, den Playouts zu entgehen.
Die Lakers wären ein gefährlicher Herausforderer geworden. Die Mannschaft ist intakt, sie hat einen starken Torhüter, ein gutes Spielkonzept. Ergänzt mit vier guten Ausländern, befeuert von der Euphorie des Aufstieges hätte sie Ambri hinter sich gelassen. Und vielleicht auch Langnau.
Nun aber ist klar, wer nächste Saison in die Ligaqualifikation geht. Der EHC Kloten. Präsident Hans-Ueli Lehmann wird sein «Zerstörungswerk» fortsetzten. Und nach dem Abgang von sechs Nationalspielern nicht aufrüsten.
Warnung: Die Serie steht erst 2:2!
Kloten wird nächste Saison das nominell schwächste Team seit dem EHC Basel in der Saison 2007/08 sein. Die Basler verloren damals 61 von 66 Partien und geben Biel in der Liga-Qualifikation den Klassenerhalt. Dieser Rekord kann fallen.
Oder wird am Ende die neue Ausgangslage – nichts mehr zu verlieren, aber alles zu gewinnen – die Zürcher nächste Saison beflügeln? Werden die «Desperados» (die Hoffnungslosen) ungeahnte Energien freisetzen und alle überraschen? Die Hoffnung ist erlaubt. Aber mehr als eine Hoffnung ist es nicht.
Immerhin eröffnen sich für den Nonkonformisten Hans-Ueli Lehmann neue Perspektiven. Warum Trainer Kevin Schläpfer nächste Saison den Lohn bezahlen ohne Leistung einzufordern? Der Baselbieter hat ja noch einen bis 2020 laufenden Vertrag, der nun im Falle eines Ligaerhalts gültig bleibt.
Warnung: Die Serie steht erst 2:2!
Mit Kevin Schläpfer hat Kloten den Trainer für nächste Saison bereits unter Vertrag. Die Spieler, die ihn nicht mehr sehen mochten, gehen. Und wenn es nicht funktionieren sollte, dann ist die Lösung auch schon gefunden: Dann übernimmt halt wieder André Rötheli die Mannschaft. Er bleibt ja als Trainer der Elite-Junioren im Klub. André Rötheli, der neue «Hockeygott» in Reserve und Kevin Schläpfer, den bisherigen «Hockeygott» an der Bande – «göttliche Aussichten» für die Fans und die Chronistinnen und Chronisten.
Warnung: Die Serie steht erst 2:2!
Die Wahrscheinlichkeit, dass der EHC Kloten im nächsten Frühjahr in der Liga-Qualifikation fallen wird wie ein reifer Apfel, ist gross. Zumindest auf dem Papier. Aber wir wissen es: Eishockey wird nicht auf Papier, sondern auf einer rutschigen Unterlage gespielt.
So oder so: Wer nächste Saison die NLB gewinnt, kann den Aufstieg schaffen. Deshalb ist der Ligaerhalt des EHC Kloten auch eine gute Nachricht für das aufstiegswillige Olten – und letztlich auch für die Lakers: An der Motivation für einen nächsten Anlauf Richtung NLA wird es wahrlich nicht fehlen. Aber: So nah am Ziel, schon fast am Ziel, eigentlich nach der 2:0-Führung in dieser Serie schon am Ziel. Die Frage ist, ob Trainer Jeff Tomlinson den Schwefelgeruch dieses dramatischen Scheiterns aus den Kleidern bringt. Können die Lakers «nachladen» und noch einmal die NLB dominieren und gewinnen?
Warnung: Die Serie steht erst 2:2!
Oder ist das alles nur billige Polemik? Nein. Es ist das wahrscheinlichste Szenario. Es sei denn, jemand kauft Hans-Ulrich Lehmann den EHC Kloten ab. Mehr als einen symbolischen buchhalterischen Franken wird er für dieses Hockeyunternehmen allerdings nicht mehr bekommen. Und ausser Adrian Fetscherin, heute Manager in Arosa, traut sich tief im Herzen niemand zu, Kloten zu führen. Arosa würde dann zu Klotens Farmteam.
Warnung: Die Serie steht erst 2:2!
Richtig, wir haben uns vor lauter polemisieren noch gar nicht mit der Frage befasst, wie es zu dieser Wende in der Liga-Qualifikation kommen könnte. Nun, die dritte Partie in Kloten hat alles verändert. Die Lakers, die bereits in den beiden siegreichen ersten Partien mehr Energie verbraucht hatten, verloren am letzten Dienstag nicht nur das Spiel. Die epische Verlängerung hat auch ihre Energietanks geleert. Und damit sind sie nicht mehr in der Lage, mit Laufarbeit und gutem System ihr Manko an Talent zu kompensieren. Kommt die Müdigkeit, lässt auch die Konzentration nach. Typisch das erste, bereits entscheidende Gegentor. Martin Ness verliert die Scheibe in der eigenen Zone gegen Vincent Praplan.
Alles hatte sich gegen die Lakers verschworen. Captain und Kultverteidiger Cyrill Geyer zwickt es beim Aufwärmtraining im Fuss. Er muss aufgeben. Aus dem Stadionrestaurant wird Nico Gurtner (21), der ehemalige SCB-Junior, geholt um das Matchblatt aufzufüllen.
Es ist auf der Tribune förmlich zu spüren, dass bereits nach dem 0:1 alles gelaufen ist. Die Lakers sind müde. Kloten dominiert nach Belieben (33:20 Torschüsse). Torhüter Melvin Nyffeler ist der einsamste Eishockeymensch im Land. Am Ende steht es 0:4.
Warnung: Die Serie steht erst 2:2!
Torhüter Luca Boltshauser ist jetzt im Existenzkampf seit knapp 126 Minuten unbesiegt. Den letzten Treffer hat er am vergangenen Dienstag in der 48. Minute kassiert. Zumindest statistisch steht er damit fast auf Augenhöhe mit seinen legendären Vorgängern Ludwig Lemmenmeier, Reto Pavoni, Ronnie Rüeger und Martin Gerber.
Noch einmal, damit es nicht vergessen geht: Warnung: Die Serie steht erst 2:2!