Das Schicksal von Patrick Bloch lässt sich etwas boshaft, frei nach dem Dichterfürsten Friedrich Schiller in einem Satz zusammenfassen: Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen.
Patrick Bloch ist bis 2015 ein Verteidiger mit Kultstatus in der zweithöchsten Liga mit Captain-Würde in Olten und bei Thurgau. Nach über 400 Spielen übernimmt er nach seinem Rücktritt 2015 bei seinem letzten Klub (Thurgau) den Job eines Bürogenerals und wird 2019 Geschäftsführer beim Verband, also oberster Bürogeneral unseres Hockeys. In dieser Funktion kümmert er sich um Finanzen, um die Zusammenarbeit mit dem OK der WM 2026 in Zürich und Fribourg und auch noch um die Entwicklung der Swiss League, die neu ab dieser Saison Sky Swiss League heisst.
Warum muss er gehen? So wenig wie er einst als Verteidiger die Offensive konnte, so wenig konnte er im Fuchsbau der Verbandsadministration Machtkampf. Er ist der brave, ehrlich, seriöse und fleissige Schaffer, der den nach der Loslösung der National League vom Verband diplomatisch gefordert ist, gleichzeitig die Swiss League in Schuss bringen muss und die Verbindung zwischen Verband und WM OK 2026 im Alltag zu pflegen hat. Dabei hat sich der Davoser wohl zu sehr auf seriöse Arbeit und ein bisschen zu wenig um Beziehungspflege und Selbstdarstellung gekümmert.
Ist es eine Entlassung zur Unzeit? Ja und Nein. Ja, weil die Absetzung eines mit allen Geschäften und Eigenheiten des Verbandes gut vertrauten Bürogenerals mit Unruhe und Störungen im Geschäftsbetrieb verbunden ist. Nein, weil ein Wechsel jetzt erfolgen muss.
Im Mai 2026 geht die WM 2026 in Zürich und Fribourg über die Bühne. Der Verband ist hälftig mit dem internationalen Vermarkter Infront an der AG beteiligt, die diesen Anlass durchführt. Da ist bald keine Zeit mehr für Personalwechsel. Das WM-OK wird von Christian Hofstetter, dem ehemaligen technischen Direktor des internationalen Verbandes geführt. Auch er ein ehemaliger Verteidiger. Verbandspräsident Stefan Schärer ist der Verwaltungsratspräsident der WM-AG.
Ganz offensichtlich wird ein Geschäftsführer mit mehr Charisma und besserer internationaler Vernetzung gesucht. Im März ist Martin Baumann, der Architekt der Champions Hockey League, einem internen Machtkampf zum Opfer gefallen und vor die Türe gesetzt worden. Offiziell ist die Version natürlich eine ganz andere: Er sucht von sich aus eine neue Herausforderung und ist im allerbesten Einvernehmen geschieden.
Diese neue Herausforderung könnte für den Zuger der Job eines Geschäftsführers des Verbandes werden. Die Frage deshalb an Verbandsboss Stefan Schärer: Kommt Martin Baumann? Natürlich kann er weder mit «ja» noch mit «nein» antworten. «Im Verwaltungsrat geht es jetzt darum, eine Kandidatenliste zu erstellen.»
Wird Martin Baumanns Name auf dieser Liste stehen? Das sei völlig offen. «Aber wenn das der Fall sein sollte, dann hat er sicherlich ein interessantes Profil.» Immerhin hat Martin Baumann seit 2014 die Champions Hockey League aufgebaut, die Klubs aus 13 europäischen Ligen in 14 Ländern bestreiten. Er ist international vernetzt, hat Charisma und kennt Hockey.
Aber eben: Die Kandidatensuche ist ja gerade angelaufen, es gibt noch nicht einmal eine Kandidatenliste. So zumindest die offizielle Version. Alles, was nicht der offiziellen Version entspricht, ist zwar boshaft, muss aber nicht unbedingt falsch sein.