Lang und komplex ist das Verfahren einer Einbürgerung. Gleich drei administrative Stufen (Gemeinde, Kanton, Bund) müssen ihren Segen geben und bei der Berechnung des erforderlichen Mindestaufenthaltes spielen mehrere Faktoren (Art der Arbeitsbewilligung, allfällige Unterbrüche des Aufenthaltes in der Schweiz) eine Rolle. Stark vereinfacht gesagt: Nach zehn Jahren kann ein Einbürgerungsgesuch gestellt werden. Der Prozess dauert dann zwischen einem und zwei Jahre. Ist die Ehefrau eine Schweizerin, ist das Verfahren einfacher. Kantons- und Wohnortswechsel während des Aufenthaltes in unserem Land können das Verfahren in die Länge ziehen.
Der Schweizer Pass kann eine Karriere eines ausländischen Spielers um mehrere Jahre verlängern. Ein gutes Beispiel ist der Kanadier Marc-Antoine Pouilot (39), der nach wie vor für Servette mehr als einen halben Punkt pro Partie produziert. Er kam im Sommer 2012 nach Biel, wechselte nach einem Jahr zu Gottéron, kehrte im Verlauf der Saison 2016/17 nach Biel zurück und zügelte im Sommer 2021 nach Genf. Für Servette hat er im Alter von 36 Jahren den Schweizer Pass erhalten und dann bei Servettes grössten Erfolgen (Meister 2023, Champions League 2024) eine nicht zu unterschätzende Rolle gespielt.
Aktuell gibt es drei Stürmer, die auf einen ähnlich goldenen Karriere-Herbst in der höchsten Liga hoffen dürfen: Philip-Michaël Devos (34) und Jonathan Hazen (34) bei Ajoie sowie Toni Rajala (33) in Biel.
Ajoies Manager Kimmo Bellmann bestätigt: «Ja, wir prüfen die Möglichkeit einer Einbürgerung von Devos und Hazen.» Im Sommer haben die beiden Kanadier die für eine Einbürgerung erforderliche Aufenthaltsdauer von zehn Jahren erreicht und sie haben nie für einen anderen Klub gearbeitet als für Ajoie. Optimale Voraussetzungen also. Und für Devos noch etwas bessere, weil er mit einer Schweizerin verheiratet ist: Jedes Jahr nach der Verheiratung zählt im Einbürgerungsprozedere doppelt.
Noch in diesem Jahr kann also von Ajoies Kanadiern das Einbürgerungsverfahren gestartet werden. In einem kleinen Kanton mahlen die administrativen Mühlen manchmal ein wenig schneller. Eine Einbürgerung bis im Sommer 2027 ist realistisch. Vielleicht sogar noch etwas früher. Und wenn es die Hockey-Götter gut meinen, sind dann für beide immer noch mindestens zwei gute Jahre möglich. Die Verträge von Devos und Hazen laufen Ende Saison aus. Eine Verlängerung mit der Option eines Schweizer Passes dürfte eigentlich kein Problem sein.
Aktuelle
Note
7
Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.
6-7
Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.
5-6
Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.
4-5
Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.
3-4
Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.
Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.
Punkte
Goals/Assists
Spiele
Strafminuten
Er ist
Er kann
Erwarte
In Biel bestätigt Manager Daniel Villard: «Wir befassen uns mit Toni Rajalas Einbürgerung.» Der Finne stürmt seit 2017 für Biel. Die erforderliche Mindestaufenthaltsdauer wird er im Sommer 2026 erreichen. Er wird dann 35 Jahre alt sein. Schlaue und schnelle Läufer wie er altern weniger schnell. Er hat in den letzten sieben Jahren weniger als zehn Spiele verpasst. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass er noch mit 40 Jahren topfit sein wird und pro Saison mindestens zehn Tore und mehr als 20 Punkte beisteuern kann.
«Ja, eine Einbürgerung ist für mich ein Thema», bestätigt der finnische Weltmeister und Olympiasieger. Er hat sich mit der Sache bereits befasst und weiss, dass die Kenntnis einer unserer Landessprache und etwas Wissen über die helvetische Geschichte erforderlich sind. «Ich bin daran, etwas Deutsch zu lernen. Französisch ist für mich zu schwierig.» Und tatsächlich spricht er einige einfache Sätze in erstaunlich akzentfreiem Schweizerdeutsch. Im Alltag ist das Erlernen einer Landessprache nicht ganz einfach: Auch in Biel ist Englisch die Kabinensprache. Ueli Schwarz kann ihm ja noch Nachhilfestunden geben: Biels Verwaltungsrat und TV-Kultexperte ist als ehemaliger Lehrer ausgebildeter Pädagoge. Darum kann er ja auch Hockey so gut erklären.
Auch in Lugano haben sich die Bürogeneräle schon über das Dossier Einbürgerung gebeugt. Hier geht es um Mark Arcobello. Der Amerikaner ist ein kleiner, flinker Leitwolf und hat in den letzten neun Jahren seit seiner Ankunft in der Schweiz (2016 in Bern) weniger als zehn Spiele verpasst. Ein Stürmer, der wohl mit 40 noch für mindestens 25 Punkte pro Saison gut sein wird. Er ist im August 36 geworden. Das Management in Lugano geht davon aus, dass in 24 Monaten das Einbürgerungsverfahren in Gang gesetzt werden kann. Mark Arcobello wird dann 38 Jahre alt sein und bis er den roten Pass bekommt, wird er wohl mindestens 39 sein. Mit etwas Glück könnte er dann noch eine oder zwei Saisons ein sehr guter offensiver Ergänzungsspieler sein.
Keine Hoffnung auf eine Einbürgerung machen sich in Ambri Sportchef Paolo Duca im Fall Chris DiDomenico und in Langnau Sportchef Pascal Müller im Fall Harri Pesonen. Chris DiDomenico ist im Laufe der Saison 2013/14 nach Langnau gekommen und steht aktuell in seiner 10. Saison in der Schweiz. Im Sommer könnte also das Einbürgerungsverfahren ein Thema werden. Das Problem: es gibt eine Lücke: Vom Februar 2017 bis zum Frühjahr 2018 stürmte «DiDo» in Nordamerika. Er ist im Februar 35 geworden und ein Einbürgerungsverfahren, durch Klub- und Kantonswechsel (Bern, Freiburg, Tessin) zusätzlich verkompliziert, könnte kaum vor seinem 39. Geburtstag abgeschlossen werden. Er müsste also bis dahin mit einer Ausländerlizenz beschäftigt werden. Eher unrealistisch.
Harri Pesonen hat zwar seine Karriere in der Schweiz schon 2014 begonnen und spielt aktuell seine 10. Saison in der Schweiz. Aber auch er hat eben eine Lücke in der Biographie: Die Saison 2020/21 war er in Russland (in der KHL) beschäftigt. Im August wird er 37 und eine Einbürgerung in nützlicher Frist ist eigentlich unrealistisch.
Im Grundsatz gilt für Einbürgerungen: Es dauert immer länger als erwartet und erhofft. Das „Schweizermachen“ erfordert viel Geduld, Beharrlichkeit und gute Beziehungen.
Das wär schon einen Eintrag in der Infobox wert.
am schlechten leumund!