Wie gut ist gut? Wie schlecht ist schlecht? Der SC Bern hat Kloten 5:4 besiegt. Aber die unterhaltsame Partie gibt auf diese Fragen keine Antworten.
Ist Kloten wirklich so schlecht? Fünf Niederlagen in Serie. So schlecht ist zuletzt Fribourg-Gottéron im Herbst 2005 in die Saison gestartet – und rettete sich erst in der Liga-Qualifikation gegen Biel. Insgesamt ist es Klotens 13. Niederlage hintereinander in Pflichtspielen (Playoff- Finale 2014, Champions League, laufende Meisterschaft). Sind die Kloten Flyers also Kandidaten für die Liga-Qualifikation? Das wäre denn doch arge Schwarzmalerei.
So miserabel die Statistik und so hoffnungslos die Tabellenlage (letzter Platz, null Punkte) auch sein mögen: Es gibt auch Grund zur Hoffnung. Trainer Felix Hollenstein zeigte jedenfalls in Bern keine Spur von Resignation, Zweifel oder Zorn. Es war den Chronisten nicht möglich, ihm irgendwelche Zitate zu entlocken, aus denen sich eine Polemik drechseln liesse.
Ja, fast scheint es, dass Klotens Kult- Trainer diese Situation im positiven Sinne als Herausforderung begreift. Dass er gerne Aussenseiter, Desperado ist und aus dieser Rolle Energie schöpft. Er sagte: «Ich bin als Kämpfer geboren und werde immer ein Kämpfer sein.»
Er entschuldigte die Niederlage in Bern so, wie alle Trainer der Welt Niederlagen schönreden. Man könne den Spielern keinen Vorwurf machen. Sie hätten nie aufgegeben. Kritik am Torhüter gab auch es keine. «Wir verlieren als Mannschaft.»
Torhüter Jonas Müller hatte gleich den ersten Schuss ins Netz fahren lassen, stoppte nur 83,33 Prozent der Pucks und muss drei Gegentreffer auf seine Kappe nehmen. Aber wäre mit Kultgoalie Martin Gerber alles anders geworden? Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Beim 0:4 in Lausanne war der Stanley Cup-Sieger beispielsweise auf eine Fangquote von bloss 78,95 Prozent gekommen.
Am Dienstag in der Champions League gegen Salzburg wird Martin Gerber voraussichtlich noch nicht spielen. Aber wahrscheinlich beim nächsten Meisterschaftspiel am Freitag in Biel.
Hat Kloten am Samstag eigentlich gegen einen guten SC Bern verloren? Auch diese Frage ist schwierig zu beantworten. Die Berner konnten die Leichtigkeit des Startes nie richtig verarbeiten und zudem fehlte bald einmal mit Chuck Kobasew der bissigste, gefährlichste Stürmer. Er gab wegen Unwohlsein auf. Bereits der erste Schuss hatte nach 27 Sekunden zum 1:0 geführt (das erste SCB-Tor für Eric Blum).
Von da weg zelebrierten auch die Berner über weite Strecken defensives Operettenhockey und Marco Bührer hatte schliesslich sogar die noch schwächere Fangquote als Jonas Müller (82,61 Prozent). Aber auch so reichte es in einem unterhaltsamen Spiel zum Sieg. Zumal die Klotener bei weitem nicht mit jener Leidenschaft spielten, die die Teams in kritischen Situationen sehr oft zeigen. Die Klotener mahnten mit ihrer phasenweise emotionslosen Spielweise ein wenig an das einstige Lugano in Zeiten des Zerfalls.
Wie gut ist gut? Wie schlecht ist schlecht? Der nächste Freitag könnte eine erste Antwort bringen. Die Kloten Flyers reisen nach Biel. Eine weitere Niederlage könnte die in Bern so gut gespielte Zuversicht in echte Panik verwandeln.
Der SCB hat bis jetzt in jedem Spiel mindestens einen Punkt geholt, steht auf einem Playoffplatz - und das ist erst einmal ein Erfolg. Aber ein grosses Team sind die Berner erst, wenn sie einen Titanen besiegen.
Beispielsweise auswärts die ZSC Lions. So ein Triumph könnte der Mannschaft jene Ruhe und Selbstsicherheit bringen, die ihr nach wie vor fehlen. Im letzten Herbst war am 27. Oktober 2013 ein 0:6 in Zürich der Anfang vom Ende der Amtszeit von Antti Törmänen.