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Wenn der Staatspräsident sich besorgt äussert, dann handelt es sich um eine Staatskrise. Die 2:3-Pleite gegen die Schweiz ist in Finnland nicht weniger als das: eine Staatskrise.
Präsident Sauli Niinistö reagierte unverzüglich und twitterte: «Wir haben einen Systemfehler». Also Kritik am Trainer von allerhöchster staatlicher Stelle.
Analyysin paikka: kovat Kanada ja USA murskavoitoilla, heikommat Latvia ja EKorea lytättiin, mutta sitten tulivat keskisarjan keskieurooppalaiset, Tanska , Saksa ja Sveitsi. Ensin 1-0, sitten 2-3, samaa kaava kaikissa. Haiskahtaa systeemivirheeltä?
— Sauli Niinistö (@niinisto) May 17, 2018
Und tatsächlich entlädt sich der Zorn über dem Haupt von Nationaltrainer Lauri Marjamäki (40). Hier eine Auswahl der Schlagzeilen aus den beiden grössten finnischen Tageszeitungen «Ilta Sanomat» und «Ilta Lehti» nach dem Untergang gegen die Eidgenossenschaft.
Die Nationalspieler sind in Finnland Löwen. Die Leistungen der Spieler werden daher mit Löwen und Schafen beurteilt.
Drei Löwen ist Weltklasse, drei Schafe gibt es für die miserabelste aller miserablen Leistungen. Die Verteilung der Löwen und Schafe nach dem 2:3 gegen die Schweiz zeigt, dass nicht alle Spieler vollständig versagt haben. Dass also vor allem der Trainer im Zentrum der Kritik steht.
Mehr als einen Löwen gab es für keinen Spieler. Aber immerhin sechs haben einen Löwen bekommen. Darunter Torhüter Harri Säteri. Für sieben Spieler gibt es ein Schaf, für weitere sieben sogar zwei Schafe.
Die Forderung nach einem Nationaltrainerwechsel muss nicht erhoben werden. Lauri Marjamäki wechselt als Cheftrainer zu Jokerit Helsinki, dem finnischen Team in der KHL. Er hat dort schon im vergangenen November unterschrieben.
Die Frage ist nun allenthalben, warum General Manager Jari Kurri, der grösste finnische Spieler aller Zeiten, ausgerechnet Lauri Marjamäki zum Cheftrainer macht.
Nun, Lauri Marjamäki gewann 2015 mit Kärpät Oulu die finnische Meisterschaft und wurde Coach des Jahres. Er galt als Kronprinz der finnischen Trainer und wurde vor zwei Jahren mit 38 der jüngste Nationaltrainer aller Zeiten. Er mahnt in seinem Auftreten ein wenig an Patrick Fischer. Ein guter, für finnische Verhältnisse sogar ein wenig ein charismatischer Kommunikator.
Das klägliche Scheitern im höchsten Traineramt – er kam bei der WM 2017, beim Olympischen Turnier und nun bei der WM 2018 nicht über die Viertelfinals hinaus und beim World Cup landeten die Finnen auf dem letzten Platz – wird darauf zurückgeführt, dass dieser Job für ihn eine Nummer zu gross war.
Es ist aber auch die Stunde der Verschwörungstheoretiker. Lauri Marjamäki hatte eine Verlängerungsoption im Vertrag als Nationaltrainer. Auf die hat er früh verzichtet. Weil er Trainer bei Jokerit wird. Jokerit braucht vom finnischen Verband jeweils die Freigabe für die KHL. Und so ist kein Schelm, wer da in Finnland sagt, Jari Kurri habe dem Verband als Dank für die KHL-Freigabe einen Dienst erwiesen und von Lauri Marjamäki erlöst.