Ambri hat als einziger NL-Klub die Corona-Hilfsgelder des Bundes vollumfänglich beansprucht. Das hat sportliche Folgen. Etwas vereinfacht ausgedrückt: Die Lohnsumme darf nicht erhöht werden. Alle anderen NL-Klubs haben nicht die ganzen Corona-Gelder kassiert. Damit sie die Löhne nicht einfrieren müssen und das Budget erhöhen dürfen.
Der Saisonschlussspurt am SCB vorbei in die Pre-Playoffs war für Ambri nur dank dem Rückhalt des finnischen Torhüters Janne Juvonen möglich. Weder mit Benjamin Conz (30) noch mit Damiano Ciaccio (33) wäre das wundersame Finale machbar gewesen. Logisch also: Ambris Sportchef Paolo Duca plant nächste Saison mit einem ausländischen Goalie.
Das Problem: Damiano Ciaccio und Benjamin Conz haben beide weiterlaufende Verträge bis im nächsten Frühjahr. Sie bekommen zwar keine exorbitanten Stargagen. Aber es sind halt auch nicht Geringverdiener. Es macht beim knappen Budget wenig Sinn, zu zwei recht teuren Schweizer Goalies nächste Saison auch noch einen ausländischen Schlussmann zu verpflichten. Einer mit schönem sechsstelligem Salär müsste in jedem Spiel auf der Tribüne sitzen. Das bedeutet: Paolo Duca muss, wenn er denn tatsächlich einen ausländischen Schlussmann verpflichten will, einen der beiden helvetischen Torhüter loswerden.
Nun melden die Gewährsleute aus dem Tessin, dass sich etwas bewege. Beim Saisonschlussgespräch Ende März habe Ambris tüchtiger Sportchef Damiano Ciaccio gefragt, ob er eventuell einem Transfer zustimmen würde. Einen Klub habe Paolo Duca nicht genannt. Seither sei Ambris Goalie mit sizilianischen Wurzeln ein wenig irritiert.
Nun wisse man, welchen Deal Ambris Sportchef anstrebe: In Ajoie hinten suche der neue Sportchef Julien Vauclair einen soliden zweiten Torhüter neben der Nummer 1 Tim Wolf (30). Dieser kehrt nach dem Final-Gastspiel bei Kloten auf nächste Saison wieder zu Ajoie zurück.
Damiano Ciaccio hat sich in Langnau neben Ivars Punnenovs und in Ambri neben Benjamin Conz bestens bewährt. Ja, 2019 hexte er die SCL Tigers nach der Verletzung von Ivars Punnenovs in die Playoffs. Ein Jahr später wechselte er aus einem laufenden Vertrag heraus von Langnau nach Ambri. Keine Frage: Wer sich in Langnau und Ambri bewährt hat, wird auch in Ajoie nicht enttäuschen. Zumal der eigenwillige, bei Gottéron ausgebildete Goalie auch als mental robust gilt. Er mahnt in der Art ein wenig an einen introvertierten, asketischen Rockstar.
Und weil Damiano Ciaccio noch einen Vertrag hat, würde Ambri sicherlich bei einem Wechsel zu Ajoie einen Teil des Salärs noch übernehmen oder abgelten. Sportlich und wirtschaftlich ist das, was die Gewährsleute aus der Leventina melden, eine gute Lösung für Ajoie – und letztlich auch für Ambri, das so einen schönen Teil von Damiano Ciaccios Salär sparen und sich einen ausländischen Goalie leisten könnte. Also eine sogenannte Win-Win-Situation. Und mit dem Goalieduo Wolf/Ciaccio könnte Ajoie sechs ausländische Lizenzen für Feldspieler einlösen. Was wahrlich bitterlich notwendig ist, um dem Abstieg zu entgehen.
Ob der Deal schliesslich und endlich zustande komme, sei nach wie vor offen. Wenn nicht, hat Paolo Duca womöglich ein Problem: Wenn wir den Berichten der Gewährsleute aus der Leventina Glauben schenken (es handelt sich um recht verlässliche Spione), hat ja der Sportchef Damiano Ciacco Ende März bereits angedeutet, dass er ihn eventuell, vielleicht und unter Umständen loswerden möchte.
Wenn er ihn aber am Ende doch behalten muss, wäre das irgendwie oder doch beinahe so, wie wenn wir im richtigen Leben der Freundin andeuten, wir möchten sie eigentlich verlassen. Weil wir eine bessere Lösung in Aussicht haben. Ist es dann noch so wie vorher, wenn wir die Freundin doch behalten müssen, weil die andere Lösung nicht möglich war? Das mag nun ein etwas gar frivoler und politisch nicht ganz korrekter Vergleich sein (wofür sich der Chronist entschuldigt). Aber wir sollten niemals die Sensibilität eines Hockeytorhüters unterschätzen.
P.S. Eine gute Nachricht für Paolo Duca: Die Gewährsleute melden auch, Damiano Ciaccio wäre wahrscheinlich im Falle eines Falles bereit, nach Pruntrut zu zügeln.
Ich glaube, die wären beide froh Ihn verpflichten zu können...