Biels Verteidiger Marco Maurer unterschreibt im Januar bei Servette einen Zweijahresvertrag (bis 2021). So weit, so gut.
Vertragsunterzeichnungen vor der Zeit sind in unserem Hockey gang und gäbe. Inzwischen sind alle grossen Transfers schon vor dem Ende der laufenden Saison gemacht. SCB-Torhüter Leonardo Genoni hat beispielsweise schon im letzten Sommer einen Fünfjahresvertrag mit Zug abgeschlossen. Arbeitsbeginn in Zug im nächsten Sommer.
Aber Marco Maurer hat bei Servette zu früh unterschrieben. Im Januar schien klar, dass Chris McSorley auch nächste Saison an der Bande stehen wird. Doch das ist nicht mehr der Fall. Er muss sich ins Büro des Sportdirektors zurückziehen und wird durch den kanadischen Nachwuchstrainer Patrick Emond ersetzt. Der Wechsel wird in den nächsten Tagen offiziell bestätigt werden.
Keine Frage: Hätte Marco Maurer gewusst, dass es bei Servette zu diesem Trainerwechsel kommt, dann hätte er nicht so vorschnell unterschrieben. In Biel ist er Teil einer Mannschaft, die sich zum Spitzenteam entwickelt hat. In Genf muss er sich an einem Experiment mit ungewissem Ausgang beteiligen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass aus Patrick Emond eine frankophone Antwort auf Arno Del Curto wird, ist gering. Ein «Kindertrainer» ohne jede Erfahrung mit Profiteams muss in den Schuhen von Chris McSorley stehen: Da ist im Frühjahr 2020 die Platzierungsrunde näher als die Playoffs-Qualifikation.
Logisch also, dass nun Marco Maurer sagt, er möchte in Biel bleiben. Ja, dass er alles tun würde, um den Transfer rückgängig zu machen. Und ebenso logisch, dass Biels Sportchef Martin Steinegger interessiert ist, dass einer seiner wichtigsten Verteidiger bleibt. Und klugerweise sagt er, Marco Maurer müsse die vertragliche Situation mit Servette regeln. Er will ja nicht am Ende noch eine Ablöse an den geschäftstüchtigen Chris McSorley zahlen.
Die Frage geht also an Servettes neuen Sportdirektor Chris McSorley: Sind Sie bereit, den Vertrag mit Marco Maurer wieder aufzulösen? «Nein. Denn dann hätten wir nächste Saison ein Problem in unserer Verteidigung.» Aber bringt es etwas, einen wichtigen Spieler zu verpflichten, der lieber dort bleiben würde wo er jetzt ist? Der Kanadier weiss aus Erfahrung, dass eine «Zwangsehe» im Mannschaftsport nicht funktioniert. Und so sagt er, fast ein wenig resignierend: «Aus der Geschichte kann man, wenn man will, ein Drama machen …»
Damit ist klar: Mit Geduld, Hartnäckigkeit und festem Willen kann Marco Maurer seinen Vertrag bei Servette ohne Kostenfolge wieder auflösen. Aber hat er die Nerven? Und zugleich muss er sicherstellen, dass ihn dann Martin Steinegger wieder zu gleichen Konditionen zurücknimmt. Chris McSorley setzt darauf, dass sein Wunschverteidiger das ganze Theater scheut und am Ende doch in den nächsten zwei Jahren für Servette verteidigen wird.
Die Geschichte lehrt uns, dass es nicht immer klug ist, frühzeitig bei einem anderen Klub zu unterschreiben. Marco Maurer hatte in Biel lange Zeit Mühe mit Trainer Antti Törmänen und so suchte er sich einen neuen Arbeitgeber. Bei Servette wird er nicht mehr verdienen als in Biel.
Aber in der Zwischenzeit kommt der ehemalige Zuger Junior mit seinem Trainer in Biel bestens aus. Er hat in der Abwehr eine wichtige Rolle und spielt das beste Hockey seiner Karriere. Nach einer Tour de Suisse (Zug, Servette, Lausanne, Rapperswil-Jona, ZSC Lions und Lugano) hat er in Biel endlich seine Hockey-Heimat gefunden.
Tja, wer zu früh unterschreibt, den bestraft das Leben.
Affaire à suivre.
-Chris McSorley
Wo er recht hat, hat er recht.
🤦🏼♂️