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Der SC Bern, die Kloten Flyers, Ambri und Lausanne kämpfen um die letzten zwei Playoff-Plätze. Alles spricht für den SC Bern und die Kloten Flyers – sogar der skandalöse Spielplan . Beim Schlussspurt haben nicht alle vier «Strichkandidaten» gleich lange Spiesse. Was eigentlich in einer Profiliga nicht sein dürfte.
Theoretisch, hockeytechnisch und vom Spielplan her spricht alles für Kloten und den SC Bern. Aber in einer Extremsituation wie dem «Strichkampf» entscheiden nicht nur «harte» Faktoren wie Talent, Spielplan und Kadertiefe. «Weiche» Faktoren wie taktische Schlauheit, Selbstvertrauen und Leidenschaft sind fast so wichtig und in diesem Bereich sind Lausanne und Ambri klar besser. Aber mit ziemlicher Sicherheit reicht es trotzdem nicht. Die normative Kraft des Faktischen ist wohl zu stark.
Das Restprogramm: ZSC (a), Servette (h), Lugano (h), Langnau (h), Langnau (a).
Playoffchancen: 95 Prozent.
Das spricht für Kloten: Theoretisch spricht alles für die Kloten Flyers. Der Spielplan (mit zwei Partien gegen Langnau am Schluss), das Talent, die Rückkehr von Verteidiger Patrick von Gunten nach einer Verletzungspause und das Fehlen jeglichen Druckes: es spielt für Sean Simpsons kanadische Chefs und Teambesitzer keine Rolle, ob die Playoffs erreicht werden.
Das spricht gegen Kloten: Die Kloten Flyers finden immer wieder erstaunlich viele Wege, um ein Spiel doch zu verlieren. Eine Kopfsache? Wahrscheinlich schon. Daher stellt sich die Frage: wie gut erreicht Sean Simpson seine Jungs noch?
Wichtigste Einzelspieler: Martin Gerber, Denis Hollenstein, Patrick von Gunten.
Wichtigste Persönlichkeit neben dem Eis: Sean Simpson.
Was passiert, wenn Kloten die Playoffs erreicht? Dann ist vieles möglich. Die Mannschaft ist gut genug, um im Falle eines Falles selbst die ZSC Lions auf Augenhöhe herauszufordern – sofern Martin Gerber sein bestes Hockey spielt.
Was passiert, wenn Kloten die Playoffs verpasst? Nichts. Das Verpassen der Playoffs hat weder sportliche noch wirtschaftliche Konsequenzen. Allerdings müsste sich in diesem Falle Sean Simpson eigentlich freiwillig auf die Position eines General Managers zurückziehen und das Coaching einem neuen Cheftrainer überlassen. Aber nicht seinem Assistenten Colin Muller.
Prognose: Rang 7.
Das Restprogramm: ZSC (a), Servette (h), Lausanne (h), Fribourg (a).
Playoffchancen: 85 Prozent.
Das spricht für Bern: Von allen vier «Strichteams» haben die Berner am meisten Talent und die grösste Kadertiefe. Die Möglichkeit, in den Heimpartien gegen Servette und Lausanne alles entscheiden zu können, vereinfacht die Aufgabe sehr. Lars Leuenberger ist durchaus ein fähiger Nottrainer. Er gehört zur SCB-Familie, wird intern nicht kritisiert, sondern durch alle Böden hindurch gestützt und lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Beim SCB ist die Organisationsform der sportlichen Abteilung halt immer noch die Seilschaft.
Das spricht gegen Bern: Die vielen Trainer-, Philosophie und Systemwechsel in den letzten Jahren haben zu einer Verunsicherung und einer gewissen taktischen Verwahrlosung geführt. Die Folgen sind Defensivschwächen – nie mehr seit dem Wiederaufstieg 1986 war der SCB defensiv so liederlich. Das Selbstvertrauen ist zerbrechlich wie Plastikspielzeug. Weil alle in einer «Wohlfühloase» leben und Misserfolge nur selten Konsequenzen haben, fehlt die glühende Leidenschaft für Existenzkämpfe. Die Stimmung im Berner Hockeytempel, einst von den Gegnern gefürchtet wie die Posaunen von Jericho, ist bloss noch eine Schamade (das ist das Trompeten-Signal aus alten Zeiten zum Rückzug oder zur Kapitulation).
Wichtigste Einzelspieler: Martin Plüss, Simon Moser, Derek Roy.
Wichtigste Persönlichkeit neben dem Eis: Marc Lüthi.
Was passiert, wenn der SCB die Playoffs erreicht? Dann ist alles möglich, mit viel Glück sogar ein Meistertitel. Der Druck ist dann weg und die Aussicht, die ganze Saison retten zu können, wird positive Emotionen entfachen und die Stimmung mit dem grössten Publikum ausserhalb der NHL wird von einer Schamade wieder zu Klang der Posaunen von Jericho. Ein Saisonende mit Rock und Roll würde allerdings eine neue Sinnkrise auslösen: müsste man dann nicht Lars Leuenberger als Trainer behalten?
Was passiert, wenn der SCB die Playoffs verpasst? Nichts. Nach menschlichem Ermessen wird es gelingen, den Playouts zu entgehen. Wirtschaftlich hat sportlicher Erfolg noch keine Auswirkungen auf das Geschäftsergebnis. Das Verpassen der Playoffs erspart Marc Lüthi auch alle Diskussionen um Lars Leuenberger und könnte ihn vielleicht doch noch dazu ermuntern, die Sportabteilung von Grund auf neu zu organisieren und einen neuen Sportchef einzustellen.
Prognose: Rang 8.
Das Restprogramm: Fribourg (a), Bern (a), Servette (h).
Playoffchancen: 20 Prozent.
Das spricht für Lausanne: Trainer Heinz Ehlers ist der bessere Taktiker als Lars Leuenberger und Sean Simpson, sein Team ist defensiv stabiler als Kloten, der SC Bern und Ambri. Lausanne hat von den vier «Strichteams» die beste Abwehr. Cristobal Huet ist der bessere Torhüter als Berns Jakub Stepanek und Klotens Martin Gerber, die Rollenverteilung der Spieler ist klarer als in Kloten und Bern und Lausanne hat die grössere Kadertiefe als Ambri. Bereits 2014 und 2015 hat Lausanne mit unterlegener spielerischer Substanz aber kluger Taktik die Playoffs gegen talentiertere Gegner erreicht. Die Leidenschaft der Spieler ist grösser als in Bern und Kloten.
Das spricht gegen Lausanne: Lausanne hat von allen vier «Strichteams» die geringste offensive Feuerkraft. Die Benachteiligung durch den Spielplan ist einer Profiliga unwürdig und skandalös: nur noch drei Partien und davon bloss ein Heimspiel. Kloten hat noch fünf Partien und drei davon zu Hause. Zudem muss Heinz Ehlers seine Schlüsselspieler stärker forcieren als Sean Simpson und Lars Leuenberger. Cristobal Huet ist noch immer ein sehr guter Goale – aber inzwischen gibt es Partien, in denen er nicht mehr sein allerbestes Hockey spielt und Gegentreffer, die er früher nicht zugelassen hat.
Wichtigste Einzelspieler: Cristobal Huet, Harri Pesonen, Nicklas Danielsson.
Wichtigste Persönlichkeit neben dem Eis: Heinz Ehlers.
Was passiert, wenn Lausanne die Playoffs erreicht? Dann ist das Halbfinale nicht unmöglich und selbst die ZSC Lions würden wohl sechs oder sieben Spiele benötigen, um ein zähes Lausanne im Viertelfinale zu eliminieren.
Was passiert, wenn Lausanne die Playoffs verpasst? Nichts. Trainer Heinz Ehlers und Sportdirektor Jan Alston sind unbestritten und haben Verträge auch für nächste Saison. Der Vorsprung ist gross genug um den Playouts zu entgehen.
Prognose: Rang 9.
Restprogramm: Lugano (a), Biel (h), Biel (a), Lugano (h)
Playoffchancen: 15 Prozent.
Das spricht für Ambri: Trainer Hans Kossmann ist der bessere Taktiker als Sean Simpson und Lars Leuenberger und in diesem Bereich auf Augenhöhe mit Heinz Ehlers. Torhüter Sandro Zurkirchen ist besser als Klotens Martin Gerber und Berns Jakub Stepanek und statistisch sogar besser als Lausannes Cristobal Huet. Er ist damit statistisch der beste Goalie der vier «Strichteams». Die Leidenschaft der Spieler ist um ein Vielfaches grösser als in Kloten und Bern und wohl auch grösser als in Lausanne.
Das spricht gegen Ambri: Vor Nationaltorhüter Sandro Zurkirchen steht die nominell schwächste Verteidigung der vier «Strichkandidaten». Das Leistungsgefälle im Team ist grösser als bei Bern, Kloten und Lausanne. Die offensive Feuerkraft der ausländischen Stürmer hat nachgelassen und wie Lausanne muss auch Ambri seine Schlüsselspieler stark forcieren. Die zwei Partien gegen das aktuelle Schlusslicht Biel wecken trügerische Hoffnungen: gegen Biel wird es für Ambri keine Gratispunkte geben.
Wichtigste Einzelspieler: Sandro Zurkirchen, Inti Pestoni, Alexandre Giroux.
Wichtigste Persönlichkeit neben dem Eis: Hans Kossmann.
Was passiert, wenn Ambri die Playoffs verpasst? Der Vorsprung auf Platz 11 (der die Playouts bedeutet) beträgt nur sechs Verlustpunkte. Ambri muss unter allen Umständen darauf achten, den Playouts zu entgehen – sonst drohen Liga-Qualifikation und Abstieg. Wenn Ambri den Ligaerhalt schafft (was zu erwarten ist), dann hat das Verpassen der Playoffs keine Konsequenzen. Trainer Hans Kossmann und Sportdirektor Ivano Zanatta sind unbestritten.
Prognose: Rang 10.
Was mir zudem etwas zu wenig in die Berechnungen einfliesst, ist die Tatsache, dass Lausanne drei Punkte mehr auf dem Konto hat als Bern und Kloten.
Zudem steht auch noch eine Direktbegegnung gegen den SC Bern an. In den fünf bisherigen Aufenandertreffen hat Lausanne drei Mal gewonnen und dabei 7 von 15 möglichen Punkten geholt. Der SCB müsste jedoch die Partie gegen Lausanne gewinnen, wenn statt Lausanne der SCB in die Playoffs will. Dies ist jedoch alles andere als sicher.