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Eismeister Zaugg: Der SCB tritt arrogant und weich auf gegen Fribourg

Elvis Schlaepfer (SCB), rechts, und Thierry Bader (SCB), links, reagieren nach zweiten Eishockey Playoff Viertelfinalspiel der National League zwischen dem HC Fribourg-Gotteron und dem SC Bern, am Son ...
Der SCB ist gegen Erzrivale Fribourg in Rücklage geraten.Bild: keystone
Eismeister Zaugg

SC Bern – ganz einfach zu arrogant und zu weich

Guten Tag liebe Berner, die Playoffs haben für euch am letzten Freitag begonnen. Eine Polemik, bevor es zu spät ist.
17.03.2025, 09:2617.03.2025, 14:24
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Jussi Tapola hat in den zwei Viertelfinal-Partien gegen Gottéron seine zweijährige Aufbauarbeit in nur drei Tagen auf fahrlässige Art und Weise aufs Spiel gesetzt. Bei seiner Amtsübernahme im Sommer 2023 leitete er eine Entwicklung ein, an deren Ende schon 2025 der nächste Titel stehen könnte. Sein Problem: Die gute Qualifikation mit der besten Klassierung seit 2019 (3. Rang) droht Selbstvertrauen mehr und mehr in Arroganz zu verwandeln.

Daran ist der SCB-Trainer allerdings nicht ganz unschuldig. In den Playoffs verzeihen die Hockey-Götter keine Fehler. Jedes – jedes! – Detail zählt. Erst recht in einer so ausgeglichenen Liga. Auch ein Titan sollte sich an goldene Regeln halten. Beispielsweise an jene ganz banale, die Playoffs mit einer Nummer 1 im Tor zu beginnen. Wer nach 52 Runden immer noch nicht herausgefunden hat, wer die Nummer 1 ist und beim Playoff-Start weiterhin ein wenig mit den Goalies experimentiert, den bestrafen die Hockeygötter.

Erst recht, wenn der Wechsel des Torhüters auch Wechsel bei den ausländischen Feldspielern provoziert. Also Umstellungen der besten Formationen. Powerplay inklusive. Mit Philip Wüthrich zu starten und schon in der zweiten Partie den Schweden Adam Reideborn ins Tor zu stellen ist arrogant und signalisiert den in Bern ohnehin latent zu Überheblichkeit neigenden Stars: Ist doch nicht so wichtig. Wir pröbeln noch ein wenig. Der Gegner ist ja nur Gottéron.

Torhueter Adam Reideborn (SCB), Sandro Schmid (HCFG) und Ramon Untersander (SCB), von links, kaempfen um den Puck im zweiten Eishockey Playoff Viertelfinalspiel der National League zwischen dem HC Fri ...
Bern hat die ersten beiden Spiele mit unterschiedlichen Torhütern im Kasten verloren. Bild: keystone

Schon vor einem Jahr ist der SCB gegen Zug bereits im Viertelfinal auch wegen Wechselspielchen auf der Goalie-Position kläglich gescheitert. Nichts gelernt? Mit Albert Einstein dürfen wir warnen: Wahnsinn ist es, zweimal das Gleiche zu versuchen und ein anderes Ergebnis zu erwarten.

Arroganz zeigte sich bisher auch in einer für die SCB-Historie und SCB-Kultur beschämenden Zweikampfschwäche. Gottéron spielt mit Leidenschaft und Disziplin. Aber Gottéron ist kein einschüchterndes Rumpelteam. Der wahre SCB müsste Gottéron in Sachen Härte mindestens auf Augenhöhe begegnen.

Bereits in der ersten, vor allem aber in der zweiten Partie sind die Berner herumgeschubst und dominiert worden. Die «Innenseite» vermochten sie bei Zweikämpfen viel zu oft weder in der eigenen noch in der gegnerischen Zone zu behaupten. Also waren sie nicht dazu in der Lage, sich vor dem eigenen und dem gegnerischen Tor durchzusetzen. Das 3:0 ist ein logisches und erst noch gnädiges Resultat. Um in der Hockeysprache zu bleiben: SCB-Weicheier.

Die Härte, die vom SCB in der Schlussphase doch noch ins Spiel gebracht wurde, war disziplinlose «Frusthärte». Die Prügeleinlagen von Simon Kindschi waren lächerlich. Der sinnlose Check mit Anlauf und in Bandennähe von Tristan Scherwey gegen Jakob Lilja (55.) ist mit zwei Minuten viel zu gnädig bestraft worden: Diese gesundheitsgefährdende Aktion müsste eigentlich einen Restausschluss plus Verfahren plus zwei Spielsperren nach sich ziehen.

Nach einem 0:2-Rückstand im Viertelfinal ist noch nichts verloren. Lugano ist 2006 sogar nach einem 0:3 gegen Ambri im Viertelfinal Meister geworden. Allerdings ist Trainer Larry Huras nach der zweiten Niederlage gefeuert und durch Harold Kreis ersetzt worden.

Nein, der Chronist fordert keinen Trainerwechsel. Das wäre weit übers Ziel hinausgeschossen und der Polemik viel zu viel. Jussi Tapola hat offensichtlich selbst in zwei Jahren den unter seinen Vorgängern tief in die SCB-Seelen eingesickerten Larifari-Betrieb noch nicht ganz abstellen können. Der Zeitpunkt, Tacheles mit den Spielern zu reden, ohne Rücksicht auf Namen, Verdienste und Saläre ist nun gekommen. Ein paar Umstellungen und taktische Handgriffe reichen nicht mehr. Nur eine heftige Reaktion mit Härte, Disziplin und Verstand kann die Wende bringen.

Head Coach Jussi Tapola (SCB) im zweiten Eishockey Playoff Viertelfinalspiel der National League zwischen dem HC Fribourg-Gotteron und dem SC Bern, am Sonntag, 16. Maerz 2025 in der BCF-Arena in Freib ...
Dass er schreien kann, hat er bereits bewiesen: Jussi Tapola.Bild: keystone

Der SCB hat dazu alle hockeytechnischen Voraussetzungen. Obersportchef Martin Plüss könnte gegenüber Marc Lüthi einen Trainer nicht mehr im Amt halten, dem – um in der Hockeysprache zu bleiben – Lars Leuenberger die Hosen heruntergelassen hat. Ein Scheitern gegen Gottéron würde eine Entwicklung in Gang setzen, an deren Ende nicht der nächste Titel stehen wird. Sondern Zustände wie in Lugano.

Ende der Polemik.

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95 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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123und456
17.03.2025 07:01registriert Juli 2015
Die miesen Attacken der Abriss-Fraktion (Check von Scherwey und Kindschis mieser Crosscheck auf Hals/Kopfhöhe mit voller Wucht) sind typisches Verhalten eines vermeintlichen "Favoriten", der nicht genau weiss wie ihm geschieht.
Was man nicht vergessen darf, ist, dass Gottéron zwar "nur" 6. wurde. Aber seit Leuenbergers Übernahme gehört Gottéron zu den besten Teams der Liga. Bern ist alles andere als der glasklare Favorit.
Und ja bis anhin sehe ich ein leidenschaftliches, härteres Gottéron. Und gestern war Bern, bis auf die Schlussphase als alles nach vorne geworfen wurde, harmlos.
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CuJo
17.03.2025 08:08registriert Mai 2018
Ach ja, noch was: Arrogant ist einzig die Aussage, dass ein Scheitern gegen Gottéron Zustände wie in Lugano nach sich ziehen würden. Gottéron ist auf dem Papier und vom Kader her problemlos mit Bern auf Augenhöhe und war nach dem Trainerwechsel eines der besten Teams der Liga. Ein Scheitern gegen Gottéron wäre daher zwar eher überraschend aber nicht beschämend. Die Zeiten ändern sich.......und egal wie diese Serie ausgeht, eines hat sie bereits gezeigt: Bern ist seit Jahren kein Titan mehr (gewonnene Titel hin oder her).
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Cyril Brunner
17.03.2025 08:22registriert Februar 2017
Am Ende dieser Entwicklung stehen die Ferien. 🏝️
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