Sportstars können ihren Militärdienst spitzensportgerecht leisten oder deswegen Sport-Berufssoldaten werden. Die meiste Zeit ihrer vaterländischen Pflichterfüllung verbringen die sportlichen Milizsoldaten oben in der Eidgenössischen Hochschule für Sport in Magglingen. Ein kluges, in dieser Art und Weise einmaliges Sportförderungsprogramm unserer Armee. Wer Gutes tut, soll auch darüber reden.
Also wird von Zeit zu Zeit ein Medientag abgehalten. Sportlerinnen und Sportler stehen im schicken Kampfanzug den Chronistinnen und Chronisten Red und Antwort. Damit alles wie am Schnürchen läuft – wie es sich in der Armee gehört –, ist eine Anmeldung mit den entsprechenden Interview-Wünschen erforderlich.
Die Vorschriften sind streng. Das ist auch richtig. Der Bund kann ja nicht Weisungen erlassen und sie bei den eigenen Institutionen nicht durchsetzen. Also bekommen beim Eintreffen um 09.00 Uhr alle Gäste eine Maske. Die gilt es nun während der ganzen gut zweistündigen Veranstaltung zu tragen. Auch beim Interview. So wird sichergestellt, dass das Virus nicht eingeschleppt wird.
Mein Interview-Wunsch ist Pius Suter. Eine gute Gelegenheit, um mit dem Liga-Topskorer abseits vom Spielbetrieb ein wenig zu plaudern. Vielleicht hat ihm ja sein Agent George Müller inzwischen einen NHL-Klub gefunden.
Pius Suter? Hannes Wiedmer, Oberst im Generalstab und Kommandant der militärischen Abteilung in Magglingen, verzieht ein wenig sein freundliches Gesicht. «Das geht leider nicht.» Und erklärt, warum weder Pius Suter (24) noch Tim Berni (20) oder Raphael Prassl (22) zur Verfügung stehen. Die drei ZSC-Spieler trainieren hier oben gemeinsam. Oberst Wiedmer sagt, Tim Berni habe heute früh über Kopfschmerzen geklagt und sich nicht wohl gefühlt. Das könnten Corona-Symptome sein. «Er hat sich richtigerweise sofort beim Arzt gemeldet. Wir gehen keine Risiken ein und deshalb isolieren wir Pius Suter und Raphael Prassl, bis wir das Testergebnis von Tim Berni haben.»
Isolation heisst in diesem Fall Zimmerarrest. Wegen der Coronakrise hat sowieso jeder Sport-Soldat in Magglingen ein Einzelzimmer. Es sind recht spartanische und kleine Einzelzimmer und ähneln eher einer Zelle mit Dusche in einer Kaserne als einem Zimmer in einem Grand Hotel. Würde Pius Suter wegen Verstössen gegen die Dienstvorschriften zu einer Arreststrafe verurteilt, so wäre die Differenz nicht sehr gross. «Aber die Zimmer sind schon okay.» Nur für Ferien würde er sich wohl ein etwas grösseres Zimmer buchen.
Die Kommunikationsmittel des 21. Jahrhunderts ermöglichen das Interview auch in der Isolation. Oberst Wiedmer genehmigt nun eben ein Telefoninterview. Was ganz gut funktioniert. Allerdings ist die Verbindung nicht optimal. Obwohl das Zimmer Luftlinie kaum ein Katzensprung entfernt im nächsten Gebäude liegt. Pius Suter sagt, das sei hier oben so und auch die Internetverbindung lasse zu wünschen übrig. Er schaue deswegen auf dem Laptop auch keine Filme. Und er ahnt ja noch gar nicht, wie schnell er aus dem Zimmerarrest erlöst werden wird.
Suter kann mit der kurzzeitig verordneten Isolation gut leben. Die Notwendigkeit ist ja unbestritten und es gibt eine gute Chance, dass schon am Nachmittag Entwarnung kommt. Also bleibt Zeit, um noch etwas über seine NHL-Pläne zu plaudern.
Sein Ziel ist es, nächste Saison in der NHL zu spielen. Nun naht der Tag der Entscheidung. Er sagt, bis am nächsten Mittwoch müsse er den ZSC Lions sagen, ob er eine weitere Saison bleibe oder nach Nordamerika wechsle. Was ZSC-Sportchef Sven Leuenberger so bestätigt: «Ja, das ist so. Ich erwarte am nächsten Mittwoch eine Antwort.»
Wo er Aussichten auf einen NHL-Vertrag hat, mag der produktivste Schweizer Stürmer der Liga noch nicht verraten. «Sagen wir es so: Es gibt mehrere Optionen.» Die Situation in der NHL ist momentan etwas unübersichtlich. Ob der Stanley Cup ab dem 31. Juli doch noch ausgespielt wird, ist nach wie vor ungewiss, und wann die nächste NHL-Saison beginnen wird, ist ebenfalls offen. Trotzdem kann Pius Suter – weil er nicht gedraftet worden ist und den Klub frei wählen darf – bereits jetzt einen Vertrag unterzeichnen.
Die Frage ist natürlich, ob der ZSC-Topskorer im Falle eines späten NHL-Saisonstarts im Dezember oder gar Januar bis dahin noch bei den ZSC Lions spielen könnte. Das müsste wiederum Georges Müller abklären. Sven Leuenbergers Begeisterung für eine solche Lösung hält sich allerdings in engsten Grenzen: «Wenn uns Pius Suter am nächsten Mittwoch sagt, dass er in die NHL wechselt, dann planen wir die neue Saison ohne ihn.»
Natürlich wäre der Topskorer ein herber Verlust. Aber die ZSC Lions dürfen ihn durch einen fünften Ausländer ersetzen. Und es gibt ja zudem noch die Option, Sven Andrighetto zu verpflichten.
Pius Suter und Raphael Prassl sind in ihren Zimmern noch von der Armee verpflegt worden – und dann folgt am Nachmittag überraschend schnell die Erlösung vom Zimmerarrest. Nach Absprache zwischen Christian Protte – Mediziner in Magglingen – und ZSC-Klubarzt Gery Büsser dürfen beide heute Nachmittag nach Hause fahren und dort bis auf weiteres die Quarantäne bzw. Selbstisolierung verbringen, bis das Testergebnis bekannt ist. Tim Berni macht zeitgerecht heute und morgen einen Corona-Test.
Der Draht bei der Maske muss OBEN sein (Dieser wird dann um die Nase gebogen) und nicht wie Sie auf dem Bild unten am Kinn..
(Der Draht ist zwischen den zwei perforierten Linien unten)
Wie das immer noch nicht bei allen angekommen ist...