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Eishockey: Der Erfolg von Ambri hängt vom Duo Spacek und Chlapik ab

Filip Chlapik bei der Mannschaftspraesentation des HC Ambri-Piotta fuer die neue Saison 2022/23, am Sonntag, 31. Juli 2022, in Ambri. (KEYSTONE/Ti-Press/Samuel Golay)
Filip Chlapik – rockt er auch in der National League, ist für Ambri-Piotta diese Saison viel möglich.Bild: keystone
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Zwei Pianisten für Ambri und die bange Frage: Wann fällt das 29. Tor?

Ambri kann das Überraschungsteam der Saison werden. Aber nur dann, wenn ein ganz besonderes 29. Tor spätestens im Dezember fällt und der «Sursee-Faktor» umgesetzt werden kann.
21.08.2022, 03:1222.08.2022, 04:57
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Kleine Stadien haben einen Vorteil: Sie sind manchmal so gebaut, dass das Eisfeld bequem von der Beiz aus überblickt werden kann. Das ist beispielsweise bei der Eishalle in Sursee der Fall. Eigentlich keine Hockey-Stadt. Der berühmteste Mann aus Sursee heisst Haris Seferovic und kickt den Ball. Aber im Spätsommer wird hier seit zehn Jahren der Lehner Cup zelebriert: ein Spengler Cup des armen Mannes.

Switzerland's forward Haris Seferovic, during the UEFA Nations League group A2 soccer match between Switzerland and Portugal at the Stade de Geneve stadium, in Geneva, Switzerland, Sunday, June 1 ...
Nati-Stürmer Haris Seferovic, auch bekannt als «Mann aus Sursee».Bild: keystone

Der Auftritt von Ambri bei diesem Turnier hatte einen besonderen Reiz. Die Stadionbeiz befindet sich ziemlich hoch über der Stirnseite des Eisfeldes. Von oben liegt also das eine Tor wie auf dem Präsentierteller vor dem Betrachter. Was dann interessant ist, wenn Ambri gegen dieses Tor stürmt. Wenn wir nämlich wissen wollen, wie es um Ambri steht, müssen wir nur die Antwort auf eine Frage finden: Wie gut sind die neuen ausländischen Stürmer? Wenn wir also von der Beiz oben etwas genauer hinschauen, können wir erkennen, ob die Neuen etwas taugen.

Ohne jede Übertreibung dürfen wir sagen: Ambris Problem sind nur die Ausländer. Ob Ambri die Playoffs erreicht oder gar das Überraschungsteam der Saison wird, hängt nämlich ausschliesslich vom ausländischen Personal ab. Ach, wie hoch wäre die Mannschaft von Luca Cereda letzte Saison geflogen, wenn die Ausländer – wie zum Beispiel in Langnau – 69 Tore erzielt hätten!

Mindestens so hoch wie in der Meisterschaft 2018/19. Damals haben Ambris ausländische Arbeitnehmer 54 Treffer produziert und die Mannschaft auf Rang fünf und in die Champions League geführt. Seither sind sie immer schwächer geworden und die Torproduktion ist gefallen wie eine CS-Aktie: Erst auf 45 Treffer (2019/20), dann auf 41 (2020/21) und schliesslich auf 28 in der vergangenen Spielzeit. Über den 10. Rang ist Ambri so nicht mehr hinausgekommen.

Ambri's player Dominik Kubalik celebrate the 1 - 2 goal, during the preliminary round game of National League Swiss Championship 2018/19 between HC Ambri Piotta and EHC Biel-Bienne, at the ice st ...
Mit dem furiosen Dominik Kubalik erreichte Ambri in der Regular Season Rang fünf.Bild: TI-PRESS

Nun kommen die offensiven Hoffnungsträger aus Tschechien. Michael Spacek und Filip Chlapik. Beide erst 25. Beide kennen sich von Kindesbeinen an. Beide offensive Derwische, die im Zentrum und auf den Aussenbahnen wirbeln. Beide mit einem Zweijahresvertrag.

Filip Chlapik, der Kräftigere der beiden, ist mehr Powerstürmer und Vollstrecker und war soeben mit sagenhaften 70 Punkten aus 53 Spielen bester Skorer der heimischen Liga. Wer gut genug ist, um die tschechische Liga zu dominieren, müsste doch auch gut genug für die National League sein. Oder? Und Michael Spacek, mehr Spielmacher und Vorbereiter, war letzte Saison in der höchsten schwedischen Liga ein fleissiger Skorer (49 Spiele/46 Punkte).

Michael Spacek faehrt aufs Eis, bei der Mannschaftspraesentation des HC Ambri-Piotta fuer die neue Saison 2022/23, am Sonntag, 31. Juli 2022, in Ambri. (KEYSTONE/Ti-Press/Samuel Golay)
Michael Spacek bei der Mannschaftspräsentation am 31. Juli.Bild: keystone

Nun ruhen in Sursee also die Augen auf Michael Spacek und Filip Chlapik. Am Beizen-Tisch mit wunderbarer Sicht aufs Eis sitzt auch ein freundlicher Ambri-Fan. Er ist extra durch den dichten Freitagsverkehr aus Zürich angereist, um sich mit eigenen Augen ein Bild zu machen. Als langjähriger Saisonkarten-Besitzer weiss er um die Bedeutung der beiden Wunderknaben aus Tschechien für das Wohl und Weh des Klubs. Seine anfängliche Skepsis löst sich bald in Optimismus, ja Begeisterung auf.

Ambri testet gegen Zug. Also gegen die meisterliche Verteidigung. Auch wenn bloss Luca Hollenstein im Tor steht: Mit spielerischen Hosenknöpfen ist in der Zuger Defensivzone nichts auszurichten. So ist es schon erstaunlich, dass der Meister gleich mit 5:1 vom Eis gefegt wird.

Torhueter Luca Hollenstein von Zug beim Eishockey Meisterschaftsspiel in der Qualifikation der National League zwischen dem EV Zug und dem HC Davos vom Dienstag, 5. Januar 2021 in Zug. (KEYSTONE/Urs F ...
Luca Hollensteins Zug blieb im Testspiel gegen Ambri chancenlos.Bild: keystone

Michael Spacek und Filip Chlapik stürmen Seite an Seite und steuern zusammen zwei Tore bei. Was noch wichtiger ist: Von oben, von der Stadion-Beiz aus, sind ihre Beweglichkeit, ihre Schlauheit, ihre Kreativität und vor allem ihre feinen, schnellen Hände viel besser zu sehen als von der Tribüne auf der Längsseite. Beide haben die Hände eines Pianisten. Vor allem Michael Spacek umschmeichelt den Puck. Er schlägt ihn nicht.

Die Treffsicherheit der Ausländer ist nicht alles. Langnau kam letzte Saison trotz 69 fremdländischen Toren nicht über den zweitletzten Platz hinaus. Aber bei Langnau stimmte ausser der Torproduktion des ausländischen Personals eigentlich gar nichts. Bei Ambri hingegen waren die Ausländer das einzige Problem und alles andere stimmte. Deshalb: Treffen die Ausländer, dann rockt Ambri.

From left, Ambri's player Rocco Pezzullo, Ambri's player Juuso Heitanen, Ambri's player Andre Heim, Ambri's player Dario Buergler, Ambri's player Johnny Kneubuehler and Ambri& ...
Hätte Ambri stärkere Ausländer gehabt, wäre wohl noch viel mehr möglich gewesen.Bild: keystone

Also geht im Kabinengang der Arena zu Sursee folgende Frage an Ambris Sportchef Paolo Duca: «Wann fällt in der Qualifikation das 29. Tor?» Er reagiert etwas reserviert. Nicht gänzlich zu Unrecht vermutet er wieder einmal den Ansatz zu einer Polemik. Er will wissen, was der Chronist damit meine.

Nun, ganz einfach: Je früher die Ausländer mehr Tore als letzte Saison – da waren es ja bloss 28 – erzielen, desto besser wird es Ambri ergehen. Fällt der 29. Treffer der Ausländer schon im Oktober, müsste Ambri gar in die Spitzengruppe aufrücken. Es kann immer noch für die Playoffs reichen, wenn dieser 29. Treffer im Dezember fällt. Im Januar ist es dann aber zu spät. Mit Michael Spacek und Filip Chlapik dürfte das 29. Tor rechtzeitig fallen. Oder?

Solche Spekulationen mag Ambris Sportchef ganz und gar nicht. «Calma! Calma!», mahnt er gestenreich vor zu hohen Erwartungen. Immerhin: Sein Trainer Luca Cereda ist sehr zufrieden. Er lobt nicht nur die technischen Fertigkeiten seiner neuen tschechischen Stürmer. Er rühmt auch ihre Berufseinstellung, ihre Offenheit und ihren Willen, zu lernen. Das 5:1 gegen Zug weiss er richtig einzuordnen: Dafür lasse sich nichts kaufen. Aber es sei gut für das Selbstvertrauen seiner Spieler. «Es ist ein Zeichen, dass wir bei unserer Arbeit etwas richtig machen.»

Ambri's Head Coach Luca Cereda, left, and Ambri's Sports Director Paolo Duca celebrate the pre-playoff qualification during the preliminary round game of National League Swiss Championship b ...
Luca Cereda (links) und Paolo Duca dürfen der neuen Saison optimistisch entgegenblicken.Bild: keystone

Dass die beiden tschechischen Stürmer «funktionieren», ist umso wichtiger, weil mit Dominic Zwerger (bisher 186 Punkte in 260 Spielen) eine Lichtgestalt in Ambris Offensive den gegnerischen Torhütern nicht heimleuchten kann. Er leidet nach wie vor an einer Gehirnerschütterung. Luca Cereda sagt: «Eine Prognose ist sehr schwierig. Wir planen den Saisonstart im September erst einmal ohne ihn. Er soll sich ohne Druck vollständig erholen können.»

Am Samstag besiegt Ambri beim zweiten Spiel in Sursee auch die SCL Tigers und gewinnt den Lehner Cup. Die Langnauer hinterlassen einen desolaten Eindruck. Stéphane Charlin ist ein Lottergoalie und die Emmentaler können froh sein, dass sie mit einer 2:5-Niederlage gnädig davonkommen. Filip Chlapik erzielt zwei Treffer. Somit haben die beiden Tschechen in den zwei Partien in Sursee vier Tore erzielt.

Rechnen wir diesen «Sursee-Faktor» auf die Meisterschaft um, dann erzielen sie bereits im 15. Spiel am 22. Oktober in Bern das 29. Tor und übertreffen das letztjährige Ausländer-Total. Und wir können ja davon ausgehen, dass auch die drei anderen ausländischen Feldspieler – Verteidiger Jesse Virtanen, die Stürmer Nick Shore und Brandon McMillan – ab und an auch ein Tor beisteuern werden. Das 29. Tor wird womöglich noch viel früher fallen.

Mag sein, dass wir Leistungen bei einem Vorbereitungsturnier nicht überbewerten sollten. Aber Sursee weckt Hoffnungen. Die Hoffnung war in Ambri schon immer wie ein bisschen Zucker im Kaffee: Mag sie noch so klein sein, so versüsst sie doch den mühseligen Alltag im kargen Bergtal der Leventina.

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Ambri-Piotta nimmt Abschied von der geliebten Valascia
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Ambri-Piotta nimmt Abschied von der geliebten Valascia
Im Rahmen eines Volksfestes wird das alte Stadion des HC Ambri-Piotta verabschiedet.
quelle: keystone / massimo piccoli
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16 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ludibald von Elfensenf
21.08.2022 06:24registriert Februar 2022
Südlich des San Gottardo braucht es zum Glück keinen Zucker in den Kaffee, der ist bei Weitem gut genug ihn ohne zu geniessen.
😁
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SBP
21.08.2022 08:06registriert Mai 2018
Ich würde Ambri eine Überraschungssaison in der oberen Hälfte gönnen. Auch wenn das dann vielleicht nichts Gutes für mein Team bedeutet :-)
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Pacha Mama
21.08.2022 11:54registriert Dezember 2018
1. Vorbereitungsturniere sagen wenig bis gar nichts aus.
2. Klar dürfte Ambri stärker sein als letzte Saison. Aber das gilt eben auch für Bern, Lugano, Genf usw..Deshalb wäre es schon eine Überraschung, wenn es für die Top 6 reichen würde. Gönnen würde ich es Ambri natürlich.
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