Er war letzte Saison Oltens charismatischer Verteidigungsminister und Powerplay-Dirigent: mit 43 Punkten in 42 Qualifikationspartien und 11 Punkten in 15 Playoffspielen. Der Berner Oberländer war sowohl in der Qualifikation wie auch in den Playoffs der produktivste Verteidiger der Liga. Kein Wunder, hat Joel Scheidegger (27) nun diese Saison bei Gottéron zum ersten Mal eine Chance in der höchsten Liga bekommen.
Aber warum Fribourg-Gottéron? Das Fachmagazin «Slapshot» hat schon im Sommer hellsichtig analysiert: «Warum hat er Gottéron gewählt? Neben Diaz und Gunderson wird die PP-Eiszeit rar sein.»
Und siehe da. Nicht nur im Powerplay (während der ganzen Saison bloss 61 Sekunden) war die Eiszeit bisher knapp. Auch bei vollem Bestand hat er diese Saison gerade mal insgesamt 22 Minuten und 33 Sekunden verteidigt – oder 112 Sekunden pro Spiel.
Olten rockt zwar die Swiss League. Aber perfekt ist das Team – natürlich – noch nicht. Ein Team, das aufsteigen will, ist sowieso im Laufe der Qualifikation nie perfekt und bedarf ständiger Verbesserung, wenn es im Frühjahr in den Playoffs (und in der Ligaqualifikation) funktionieren soll. Also ist Sportchef Marc Grieder am Justieren seines Teams. Nun hat er mit Gottérons Trainer und Sportchef Christian Dubé einen Deal vereinbart: Joel Scheidegger kehrt in den nächsten Tagen nach Olten zurück und dafür wechselt Simon Seiler (26) zu Gottéron.
Der Tausch macht Sinn. Seiler ist ein rauer, robuster, kräftiger und taktisch schlauer Defensivverteidiger (188 cm/92 kg). Er wechselte auf diese Saison vom Aufsteiger Kloten zu Olten. Mehr als 12 Punkte pro Qualifikation hat er noch nie produziert. Aber er ist defensiv auch für ein Team der höchsten Liga eine Verstärkung.
Trainer Lars Leuenberger hat das Spiel gut strukturiert, Olten ist defensiv die stabilste Mannschaft der Liga. Er kann Simon Seiler entbehren. Der freundliche Riese Eliot Antonietti (196 cm/107 kg) kann ja von Fall zu Fall etwas unfreundlicher abräumen. Hingegen ist ein spielstarker Verteidiger wie Joel Scheidegger eine höchst willkommene spielerische Aufwertung an der blauen Linie. Also macht es Sinn, dass nun Scheidegger zurückkehrt.
Oltens Ziel ist der Aufstieg. Wichtig ist also, dass Joel Scheidegger bis Saisonschluss in Olten bleibt und im Laufe der Saison nicht mehr zu Gottéron zurückkehren muss. «Das ist die Absicht», sagt Marc Grieder. «Die Details müssen wir noch klären.»
Wenn die Oltner wie im ersten Drittel gegen Langenthal ihr bestes Hockey zelebrieren – schnell, intensiv, geradlinig –, dann spielen sie NL-Hockey. Wie ein klarer Aufstiegsanwärter. Wenn sie sich hingegen mit «geschäftsmässigem» Hockey begnügen – wenn sie sich auf rein spielerische Mittel verlassen –, dann sind sie weit von der National League entfernt. Wie nach der 3:0-Führung gegen Langenthal. Eine Viertelstunde vor Schluss steht es nur noch 3:2. Am Ende gewinnen die Solothurner eine höchst unterhaltsame, hitzige und zeitweise hektische Partie 4:2.
Die Oltner haben bisher 18 von 21 Partien gewonnen. Trainer Leuenberger steht vor einer schwierigen Aufgabe: Wie kann er die Spieler wochenlang bis ins nächste Frühjahr wach und bissig halten, wenn sie die meisten Partien mit rein spielerischen Mitteln gewinnen können? Die Oltner zahlen sozusagen den Preis für zu viele einfache Siege. Daran wird sich in den nächsten Wochen nichts ändern. Es ist die unerträgliche Leichtigkeit des Seins. Joel Scheidegger wird sie noch verstärken …