Ein wenig Modus-Kunde: Wenn der HCD heute Abend (20.15 Uhr) den Viertelfinal gegen Helsinki gewinnt, wartet am Freitag der Traum-Halbfinal gegen Ambri. Ein Schweizer Final ist nicht mehr möglich.
Eigentlich ist ein Trainer nach einer 2:9-Niederlage ratlos. Was soll er tun, damit seine Jungs bloss 24 Stunden später ihr Selbstvertrauen wieder finden? Das System ändern? Toben? Alle Sturmlinien und Verteidiger-Paare neu zusammenstellen? Alles Massnahmen, die in der Regel nichts mehr nützen.
HCD-Trainer Christian Wohlwend hat es eigentlich leicht. Eine einzige Massnahme, ein Handgriff genügt. Er muss bloss den unglücklichen Riesen Gilles Senn durch Sandro Aeschlimann ersetzen.
Ist es wirklich so einfach? Ja, es ist so einfach. Die «Energiequelle» eines Hockey-Teams ist der Torhüter. Ist er hellwach, spielt er sicher und dominant, dann werden seine Vorderleute alle ein paar Kilo schwerer, ein paar Zentimeter grösser und ein paar Stundenkilometer schneller. Das Spielsystem funktioniert. Die Torhüter sind die Väter fast aller Triumphe und Wunder des nationalen und internationalen Hockeys.
Ist der Torhüter hingegen unsicher und glücklos, dann werden seine Vorderleute ein paar Kilo leichter, ein paar Zentimeter kleiner und ein paar Stundenkilometer langsamer. Das Spielsystem fällt aus wie eine schlechte Hosentelefon-Leitung. Die Torhüter sind die Väter vieler (aber natürlich nicht aller) Blamagen des internationalen Hockeys.
Genau das war gestern der Fall. Gilles Senn hat eine der unglücklichsten Partien seiner Karriere gespielt und sein HCD 2:9 verloren. Die höchste Spengler-Cup-Niederlage für die Davoser seit dem 2:13 gegen das damalige tschechoslowakische Spitzenteam Dukla Jihlava beim Turnier von 1984. Senn musste sich eine Fangquote von 68,97 Prozent notieren lassen. Der niedrigste Wert eines NHL-Torhüters bei einem internationalen Einsatz. Gilles Senn hat im Laufe der Saison 2019/20 zwei Partien für New Jersey gespielt.
Im internationalen Hockey gilt, dass ein Goalie 92 Prozent der Pucks abwehren sollte, um seinem Team den Sieg zu ermöglichen. Sandro Aeschlimann hat beim 2:1 gegen Team Canada im ersten HCD-Spiel des Turniers eine Fangquote von 96,55 Prozent erreicht.
Hätte Christian Wohlwend seinen unglücklichen «Lottergoalie» erlösen und spätestens nach dem 4. Gegentreffer auswechseln sollen? Hätte ein Time-Out genützt? Nein, nach dem vierten Gegentreffer gab es keine Rettung mehr. Jede Massnahme wäre ab diesem Zeitpunkt so gewesen, wie wenn die Stalltüre verriegelt wird, nachdem die Pferde längst davongaloppiert sind.
Heute Abend beginnt für den HCD der Spengler Cup mit dem Viertelfinal gegen Helsinki wieder von vorne. Mit Sandro Aeschlimann im Tor. Die Prognose, dass er gegen Helsinki den HCD-Kasten hüten wird, dürfen wir riskieren.
PS: HCD-Präsident Gaudenz Domenig hat versprochen, dass der Trainer-Entscheid – mit Christian Wohlwend verlängern oder nicht – bis Mitte Januar fallen wird.
Nicht falsch verstehen, der Spenglercup ist unterhaltsam aber das ist ein Zirkus in der Regel auch.....
Ob sich diese Strategie seine Nr. 2 mental so zu belasten für Wohlwend mal noch rächt?
P.S. ist in Davos oben eigentlich so kalt, dass man über dem Rollkragen-Pulli noch ein Hemd und dann nochmals ein Pulli benötigt? Frage für einen Freund.