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Es war kein Spiel fürs Auge. England rannte in seinem letzten Gruppenspiel gegen die Slowakei pausenlos an. Das Ziel für einen der meist genannten Turnierfavoriten: Ein Sieg und damit als Gruppenerster die K.o.-Runde erreichen.
Doch was die «Three Lions» auch versuchten, der Ball wollte einfach nicht ins Tor. Mit 69 Prozent Ballbesitz und 29 Schüssen dominierte das Team von Roy Hodgson klar, doch die Slowaken parkierten den Bus vor ihrem Kasten.
Für sie war die Ausgangslage nämlich eine komplett andere: Ein Unentschieden dürfte reichen, um als einer der vier besten Gruppendritten in die Achtelfinals einzuziehen. Egal, was im Parallelspiel zwischen Wales und Russland passieren würde.
Fürs Spiel machten die Osteuropäer dementsprechend wenig. Sie begnügten sich darauf, defensiv kompakt zu stehen. Selbst Napoli-Spielmacher und Supertechniker Marek Hamsik konzentrierte sich vornehmlich auf Abwehraufgaben. Die Slowakei agierte sogar ohne gelernten Stürmer, der einzige Offensivmann Ondrej Duda war völlig auf sich alleine gestellt und entsprechend wirkungslos.
Ein ähnliches Vorgehen zeigte auch die Schweiz am Vortag gegen Gastgeber Frankreich. «Nur nicht verlieren», lautete die Devise für die Nati. Dank dem 0:0 sicherte sich das Team von Vladimir Petkovic problemlos Rang 2. Trotz mehr Ballbesitz lautete das Schussverhältnis am Schluss 3:23 aus Sicht der Eidgenossen. Wichtiger als der Gruppensieg war halt die direkte Qualifikation für den Achtelfinal.
Gruppe A der EM 2016: 0:0 gewonnen... https://t.co/Sp7eshEQq5
— SPIEGEL Sport (@SPIEGEL_Sport) 19. Juni 2016
Und gleich noch so ein Beispiel: Österreich brauchte im zweiten Gruppenspiel gegen Portugal unbedingt einen Punkt, um nach der Niederlage gegen Ungarn noch eine Chance aufs Weiterkommen zu haben. Mit viel Glück und dank eines Penalty-Fehlschusses von Cristiano Ronaldo kamen sie schliesslich zum angestrebten 0:0.
Und das nächste Knorzspiel ist bereits im Anflug: In Gruppe C genügt Nordirland gegen Deutschland ein Remis für die erstmalige K.o.-Runden-Qualifikation, weil sie dann die beiden Dritten aus den Gruppen A und B (Albanien und Slowakei) dank des besseren Torverhältnisses hinter sich lassen würden.
4 nil-nils in last 5 nights. The new format of 16 from 24 going through having a very negative effect. Bring on the knockout stage.
— Gary Lineker (@GaryLineker) 20. Juni 2016
Schuld an der ganzen Taktierer- und Rechnerei ist der neue Modus mit 24 statt 16 EM-Teilnehmern. Weil nicht nur die zwei Besten einer Gruppe, sondern auch die vier bestklassierten Dritten der sechs Gruppen weiterkommen und niemand weiss, mit vielen Punkten man genau weiterkommt, wird konservativer gespielt. Lieber auf Nummer sicher gehen, so das Motto.
Ein weiteres Problem ist die Wettbewerbsverzerrung. Denn die Spiele der Gruppendritten, die am Ende gegeneinander gewertet werden, finden ja nicht gleichzeitig statt, sondern über mehrere Tage gestreckt. So hat Albanien, Dritter der Gruppe A, einen deutlichen Nachteil gegenüber den Teams aus den Gruppen, die zuletzt spielen dürfen. Die Albaner wussten beim Abpfiff ihres letzten Gruppenspiels gegen Rumänien nicht, ob die erzielten drei Punkte nun zum Weiterkommen reichen. Sie bleiben jetzt bis Mittwoch in Frankreich und müssen dann wohl doch heimreisen.
Der neue Modus stösst allerdings nicht nur auf Kritik. Befürworter werfen ein, dass die Vorrunde gar interessanter werde, weil Teams wie beispielsweise Albanien bis zum letzten Spiel überhaupt noch die Chance haben, weiterzukommen. An früheren Turnieren wäre das Spiel zwischen Albanien und Rumänien zu einem öden Freundschaftsspiel verkommen. Doch das ist nur Schönrederei: Am Ende vermag die höhere Spannung und Dramatik die Verwirrung, Taktiererei und Wettbewerbsverzerrung nicht aufzuheben.
In den nächsten zwei Tagen könnte es gar zum Absurdum kommen, dass Gelbe und Rote Karten über das Weiterkommen entscheiden. Denn nach Punkten, Torverhältnis und erzielten Toren entscheidet die Fairplay-Wertung. Irland, Schweden und Belgien, die am Mittwoch als letztes spielen und allesamt noch Kandidaten für den dritten Platz sind, wissen bei Spielbeginn zwar nicht, wie das Parallelspiel ihrer Gruppe ausgeht. Aber dafür ganz genau, wie viele Punkte, Tore und Karten ausreichen, um zu den besten vier Gruppendritten zu gehören.
Lösen kann man das Problem höchstens, indem alle Teams aller Gruppen ihr letztes Vorrundenspiel zeitgleich austragen. Dafür bräuchte man allerdings zwölf EM-Stadien und es käme wohl zu einem Aufstand der TV-Stationen.
Vielleicht löst die UEFA das Problem aber auch auf andere Weise: Bei einer weiteren Aufblähung auf 32 Teams könnte man die Achtelfinalisten wieder ganz leicht ermitteln. Dann könnte man das Turnier aber auch gleich abschaffen, schliesslich wären dann über die Hälfte der UEFA-Mitglieder dabei.
Dass man dann ab der 80. Minute nicht mehr unnötig Blind nach vorne stürmt ist an einem Turnier normal.
Und dennoch werden sie und ich heute wieder vor der Glotze sitzen... Und das Stadion wird voll sein
Wie zufrieden wir da sind, um was es dabei geht, ist doch der UEFA wurscht
Die Formel ist einfach: Mehr Spiele = mehr Geld.
Man könnte gut auch eine 32er EM machen. Die Hälfte der Verbände ist dann dabei. Na und? Wo ist das Problem?
Mehr Länder, mehr Interesse, Vermarktung in mehr Länder.