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Natürlich weiss Antonio Conte schon lange, wie man jubelt. Als Trainer von Juventus Turin hat er die Titel nur so abgeräumt. Gestern nun hat er als Nationalcoach zwar noch nicht seinen ersten zu feiern gehabt, doch einen derart grossen Sieg errungen, dass er nach dem Abpfiff nicht mehr zu halten war. Wie von Sinnen sprang er die Spielerbank an, wollte auf sie hinaufklettern und lebte, alle und alles umarmend, seine Emotionen aus.
«Meine Jungs waren grossartig, ich habe gewusst, dass sie etwas Besonderes in sich haben», krächzte er nach dem hochverdienten 2:0-Triumph über den Europameister wenig später schwitzend in die Mikrofone.
Aber auch er als Trainer muss etwas Besonderes in sich haben. Schon gegen die Belgier hatte er sich beim Jubeln die Nase verletzt. Gestern war er am Spielfeldrand so aktiv, dass man unweigerlich überzeugt davon war, er habe seine Mannschaft mit seiner Art zum Sieg gepusht. Welch ein Unterschied zu seinem Gegenüber Vicente Del Bosque, der, wenn er nicht gerade auf der Bank sass, stoisch in der Coaching-Zone stand, eine Hand im Hosensack .
Aber freilich war das Mitleben Contes nur ein kleines Mosaiksteinchen, das zum Erfolg führte. Wichtiger war fraglos gewesen, was der Trainer vor dem Spiel ausgeheckt hatte. Man konnte sich mit Ausnahme der letzten 25 Minuten, als Spanien auf den Ausgleich drängte, nämlich nur die Augen reiben, was sich unten auf dem Rasen im Stade de France abspielte.
Sieben Spanier und fünf Italiener, die 2012 beim Final in Kiew in der Startformation gestanden hatten, waren auch gestern Titulare. Was es scheinbar einfach machte, den Titelverteidiger zu favorisieren. Doch während vor vier Jahren Chiellini, Bonucci, De Rossi und Co. mit den entfesselten Iberern Iniesta, Fabregas und Silva nicht klarkamen und 0:4 untergingen, war es diesmal genau umgekehrt.
Gewiss hatten die Spanier damit gerechnet, die Italiener würden nach den vielen Negativerlebnissen in den Duellen der letzten Jahre mit dem gebührenden Respekt ganz tief stehen. Doch Conte, der schlaue Fuchs, hatte für Del Bosque eine dicke Überraschung bereit. Seine Mannschaft stürmte, als hätte sie nie anderes gelernt und drängte die Spanier zurück.
Seit Jahren hatte man die «Furia Roja» nicht mehr so ratlos leiden sehen. «Wir waren viel zu passiv, wollten schauen, was sie machen», sagte Spaniens Spielmacher Andres Iniesta hinterher. Und gab zu: «Abzuwarten, das war ein grosser Fehler.»
Doch dies war höchstens die halbe Wahrheit. Die Spanier waren vor allem deswegen nicht ins Spiel gekommen, weil die Italiener immer und immer wieder erfolgreich den ballbesitzenden Gegner angegriffen hatten und der Europameister deshalb sein berühmtes Passspiel nicht aufziehen konnte. Diese Idee hatten zwar auch andere Mannschaften gehabt, waren bei der Umsetzung aber immer zu spät gekommen.
Die Italiener nicht. Sie liessen es jedoch nicht dabei bewenden, das gegnerische Spiel zu ersticken, sondern sie zeigten viel Spielkultur. Das 1:0 (33.) des aufgerückten Verteidigers Chiellini im Anschluss an einen Freistoss von Eder und einen Fehler von Goalie David de Gea entsprach dem Geschehen.
Natürlich, die Spanier waren nach der Pause besser ins Spiel gekommen, sie hatten die eine oder andere Torchance zum Ausgleich. Wie Piqué in der letzten Minute, der jedoch am überragend reagierenden Goalie Gianluigi Buffon scheiterte.
Auf der anderen Seite hätte Italien die Partie schon zehn Minuten nach der Pause vorentscheiden können, als Eder nach einer wunderbaren Kombination alleine auf De Gea zulief, den Ball aber am diesmal stark reagierenden Torwart nicht vorbei brachte. Erst in der 90. Minute erlöste Graziano Pellè sein Team mit dem 2:0. Zuvor allerdings hätte Teamkollege Thiago Motta für eine grobe Unsportlichkeit vom Platz gestellt werden müssen.
«In der letzten Viertelstunde mussten
wir leiden», sagte Chiellini, «aber wir
haben aus unseren Fehlern in Kiew gelernt
und den unbedingten Willen zum
Sieg gehabt.» Conte sagte: «Wir haben
bewiesen, dass wir nicht nur den Catenaccio
beherrschen.» Viertelfinalgegner
Deutschland wird es zur Kenntnis
genommen haben.