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Fährt ein Österreicher schnell die Skipiste hinab oder springt weit von der Schanze, dann heben die Reporter mit den Sportlern ab und eine rot-weiss-rote Welle der Euphorie erfasst das Land. Der Chauvinismus kennt dann kaum mehr Grenzen. Fehlt jeweils nur noch, dass Journalisten und Experten beim Fansong Immer wieder Österreich mitgrölen.
Doch wehe, es läuft mal nicht. Dann kommt die Kritik und das nicht zu knapp. Auch das gefällt dem Österreicher, stelle ich als einer fest, der Sportübertragungen seit Jahr und Tag gerne im ORF konsumiert. Freude in Ehren – aber erst wenn er jammern kann, scheint der österreichische Fan im Grunde seines Herzens richtig glücklich zu sein.
Es ist also ein schmaler Grat, auf dem das österreichische Fussball-Nationalteam wandelt. Gewinnt es heute Abend (18.00 Uhr im watson-Liveticker) gegen Ungarn, muss Trainer Marcel Koller auf die Euphoriebremse treten. Verliert Österreich sein Auftaktspiel in Bordeaux, muss er gegen miese Stimmung ankämpfen und Grantler, die sowieso schon immer gewusst hatten, dass Österreich zu schlecht ist.
Noch ist die Euphorie schier grenzenlos bei unserem Nachbarn, der sich erstmals seit 18 Jahren für ein Turnier qualifiziert hat (die Teilnahme an der Euro 2008 war als Gastgeber geschenkt). Der TV-Sender ORF 1 sendet in einem sechs Stunden langen Countdown schon ab zwölf Uhr nonstop bis zum Anpfiff. Er erwarte Rekord-Einschaltquoten, sagte Ex-Nationalspieler, Ex-Nationaltrainer, Zeitungskolumnist und Fernsehexperte Herbert «Schneckerl» Prohaska. Und heute Morgen zwischen acht und neun Uhr durften die Nationalspieler das Musikprogramm des Radiosenders Ö3 zusammenstellen. David Alaba wählte «All The Way Up» von Fat Joe, Basel-Stürmer Marc Janko wollte «Walk» von Kwabs hören und Sebastian Prödl setzte auf heimische Kost: «Brenna tuats guad» von Hubert von Goisern.
ÖFB-Präsident Leo Windtner sprach über die nach Frankreich reisenden Fans von einer «Völkerwanderung, wie es sie in Sachen Fussball noch nie gegeben hat.» Die Vorfreude wird gar noch gesteigert, weil der Gegner Ungarn heisst. Schon zum 137. Mal treffen die beiden Nachbarn aufeinander, kein anderes Länderspiel in Europa gab es öfter als diesen Vergleich. An die Zeit, als Österreich und Ungarn die Fussballwelt dominierten, können sich aber höchstens die Grosseltern der heutigen Spieler noch erinnern.
Seine Akteure freuten sich, dass sie als eine der letzten Mannschaften endlich ins Turniergeschehen eingreifen können, sagt Trainer Koller: «Sie scharren mit den Hufen und sind richtig heiss!» Sein Team sei sehr gut vorbereitet. Es werde bestimmt eine gewisse Anspannung vorhanden sein, wenn es losgehe, auch bei ihm. «Ich brauche das auch, um voll fokussiert zu sein», so die Mittelfeld-Legende der Zürcher Grasshoppers.
Koller wird wohl auf Goalgetter Janko setzen, obwohl er leicht angeschlagen ist. Lenker und Denker im Team ist Bayern Münchens Alaba, in der Defensive spielt der ehemalige Basler Alex Dragovic und vorne sollen Shaqiris Stoke-Kumpel Marko Arnautovic, Martin Harnik (Stuttgart) und Zlatko Junuzovic (Bremen) wirbeln.
Die Zeitung Krone bot als tierisches Orakel eine Schildkröte auf. Das Tier steuerte zielstrebig auf die Rüeblis in der Futterschale zu, die für ein Unentschieden standen. Hoffentlich landet die Schildkröte nach dieser Prognose nicht gleich im Suppentopf …
Lieber halten sich die Österreicher deshalb an ein anderes Ereignis, das Mut machen soll. Dem aufstrebenden Tennis-Star Dominic Thiem gelang es gestern als erstem Österreicher, ein Rasenturnier zu gewinnen. Gleiches wird von den Fussballern zwar nicht erwartet. Aber als gutes Omen für das Startspiel taugt Thiems Erfolg allemal.