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Es war sonnenklar, wer nach dem 0:0 zwischen Österreich und Portugal der grosse Held des Abends sein würde: Austria-Keeper Robert Almer. Mit seinen Paraden brachte der 32-jährige 1,94-Meter-Mann die Portugiesen Mal für Mal zur Verzweiflung. Zwar spielten sie sich gleich reihenweise hochkarätige Torchancen heraus, doch immer wieder war bei Almer Endstation.
Ohne den Torhüter von Austria Wien – als einziger im ÖFB-EM-Kader spielt er in der Heimat – wäre die Partie wohl schon früh entschieden gewesen. Vor allem mit Cristiano Ronaldo lieferte sich Almer ein packendes Duell: Doch bei allen vier Versuchen des Portugiesen blieb der Torhüter Sieger.
Und war Almer mal geschlagen, rettete zweimal der Pfosten – beim Kopfball von Nani und beim Penalty von Ronaldo. Doch der Glatzkopf im Tor rettete seiner Mannschaft nicht nur das schmeichelhafte Remis, sondern auch die letzte winzige Chance auf die K.o.-Runde.
Almer war nach der Partie mit seiner Leistung natürlich überaus zufrieden: «Heute zu Null gehalten, das passt», sagte er. «Ein Lob an die Mannschaft, die bis zur letzten Minute gefightet hat. Der Punkt tut uns sehr gut.» Trainer Marcel Koller meinte: «Robert war hervorragend, aber auch die Spieler vor ihm waren sehr diszipliniert. Die Mannschaft hat gefightet und zum Glück einen Punkt geholt.» Lob gab's aber auch vom Gegner: «Der Ball wollte einfach nicht rein. Österreich hat gut dagegen gehalten und hatte einen super Torhüter», erklärte Nani.
Auch der österreichischen Presse und den Fans vor den TV-Bildschirmen war nicht entgangen, wer die Österreicher noch im Rennen um die Achtelfinals hielt.
Die «Krone» verehrt Almer als Spinnenmann:
Auch die «Tagespresse» kennt den Sieger:
+++ Almer gewinnt gegen Portugal 0:0 +++
— Die Tagespresse (@DieTagespresse) 18. Juni 2016
ORF-Journalist Armin Wolf kreiert ein neues Wort:
Almer: Nationalhält.
— Armin Wolf (@ArminWolf) 18. Juni 2016
Und vielleicht war das ja gar nicht Robert Almer im Tor:
Und Almer so: "Und vielleicht bin ich gar nicht Robert Almer, sondern Manuel Neuer" #poraut
— stirz (@stirz) 18. Juni 2016
Aber halt! Wer ist denn dieser Robert Almer eigentlich, von dem plötzlich alles spricht? Der Keeper von Austria Wien war vor dem Portugal-Spiel selbst Fachleuten nicht wirklich ein Begriff. ARD-Experte Mehmet Scholl musste sich bei seiner Halbzeit-Analyse nochmal nach dem Namen des österreichischen Torhüters erkundigen.
Da wollen wir doch mal Abhilfe schaffen: Almer wird in einem ORF-Porträt als ruhiger, besonnener Typ beschrieben. Eigentlich wollte er ja Stürmer werden, doch weil er der Grösste im Team war, musste er mit 13 zwischen die Pfosten stehen. Der Erfolg stellt sich schnell ein. Mit 15 wechselt er zu Sturm Graz, mit 18 unterschreibt er seinen ersten Profivertrag bei Austria Wien. Und auch in den U-Nationalmannschaften Österreichs ist er stets die Nummer 1, gewinnt 2003 mit der U19 sogar EM-Bronze.
Doch dann folgt plötzlich der Karriere-Knick. Bei der Austria schafft er es nicht über die Nummer-2-Position hinaus. Und die Wechsel nach Mattersburg, zurück zur Austria, zu Fortuna Düsseldorf, Energie Cottbus und Hannover 96 führen nicht zum erhofften Stammplatz. Immer wieder muss Almer auf der Bank Platz nehmen.
Zwischendurch überlegt er sich schon, seine Profi-Karriere vorzeitig zu beenden, da macht ihn Marcel Koller 2012 völlig überraschend und trotz der Kritik wegen mangelnder Spielpraxis zur Nummer 1 im Nationalteam. Erst durch die Erfolge mit der ÖFB-Elf kriegt Almer schliesslich auch die Anerkennung im Klub und wird 2015 bei der Austria Stammtorhüter.
Doch das Pech bleibt dem sanften Riesen zunächst an den Füssen kleben. Im Herbst 2015 erleidet er im Wiener Derby gegen Rapid einen Teilabriss des hinteren Kreuzbandes, das grosse Ziel, die EM in Frankreich, ist plötzlich in Gefahr. Doch Almer kämpft sich zurück, ist rechtzeitig für die Endrunde wieder fit und Koller gibt ihm schliesslich den Vorzug vor dem scheidenden Ingolstadt-Keeper Ramazan Özcan.
Das Vertrauen zahlt Almer zurück. Beim 0:2 gegen Ungarn ist er bei beiden Gegentreffern chancenlos und gegen Portugal hat er dann seine grosse Sternstunde, die dafür sorgt, dass ihn jetzt nicht nur Mehmet Scholl kennt, sondern dass sich auch Cristiano Ronaldo noch lange an ihn erinnern wird.