Auch die Statistik spricht gegen YB: Noch nie schaffte eine Schweizer Mannschaft im Europacup nach einem Dreitore-Rückstand im Heimspiel die Wende. Einzig Lausanne-Sports vermochte 1956 im damaligen Messestädte-Cup gegen Leipzig einen 3:6-Rückstand mit einem 7:3 im Rückspiel auf der Pontaise noch zu korrigieren. Aber das war 1956 ...
Die Berner reisen nach dem 4:2-Sieg im Spitzenspiel der Super League gegen Meister Basel dennoch selbstbewusst in die britische Hafenstadt an der Merseyside. Drei Tage nach der Lehrstunde gegen Everton zeigten die Young Boys eine starke Reaktion. Sie zeigten, zu was sie im Stande sind, wenn sie das Spieldiktat nicht dem Gegner überlassen, sich zu sehr zurückziehen und die eigenen Chancen auch verwerten.
Zwar ist man sich in YB-Kreisen bewusst, dass Everton wohl die Endstation in der erfreulichen Europa-League-Kampagne 2014/2015 ist. Doch jedes Spiel muss zuerst gespielt sein. Vielleicht unterschätzt das Team des spanischen Trainers Roberto Martinez die Berner und denkt schon an das Meisterschaftsspiel am nächsten Sonntag bei Arsenal in London.
Vielleicht werden einige Stammkräfte geschont. Und – Wunder gibt es immer wieder, obwohl sie äusserst selten sind. YB müsste nämlich im Goodison-Park mit drei oder vier Toren Unterschied gewinnen, um noch die Achtelfinals zu erreichen.
YB-Trainer Uli Forte wird wegen des derzeit dichten englischen Programms der Berner und drei Tage vor dem Gastspiel in Thun einige Änderungen vornehmen. Der Zürcher wird aber nicht die ganze Mannschaft umkrempeln wie bei der Cup-Blamage in Buochs.
Welche Rochaden er vornehmen wird, liess der sonst auskunftsfreudige Trainer offen. Denkbar ist, dass der in England geborene und erfahrene Scott Sutter auflaufen und den erst 20-jährige Florent Hadergjonai ersetzen wird. Auch der Einsatz des bald 21-jährigen Leonardo Bertone im Mittelfeld für den leicht angeschlagenen Milan Gajic drängt sich auf. Der Japaner Yuya Kubo dürfte wie im Hinspiel die Position hinter der gesetzten Spitze, dem sechsfachen Euro-League-Torschützen Guillaume Hoarau, einnehmen.
Rund 1800 YB-Fans werden im Goodison Park für Stimmung sorgen, Everton erwartet zwischen 25'000 und 30'000 Fans.
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— BSC Young Boys (@YBchannel) 25. Februar 2015
Auch Alexander Gerndt, der ebenfalls nicht ganz fit ist, dürfte vorerst auf der Ersatzbank sitzen. Und im Tor könnte wieder einmal Routinier Marco Wölfli (32) stehen, was Yvon Mvogo (20), nicht aus Leistungsgründen, eine Ruhepause ermöglichen würde.
Bestimmt zum Einsatz kommen Milan Vilotic und Goalgetter Hoarau. Die beiden werden gegen Thun fehlen. Sie sind fürs Berner Derby gesperrt. «Wie immer ich mich auch entscheiden werde, kampflos geben wir uns nicht geschlagen», versichert Trainer Forte. «Wir müssen frech und unerschrocken auftreten. Auch im Hinspiel liessen wir uns nicht nur vorführen, sondern kreierten auch gute Torchancen, die wir aber nicht verwerten konnten. Auch diesbezüglich zeigte sich Everton cooler.»
Nach der Demonstration der Stärke mit Tempovorstössen nach Balleroberung und Passqualität in Bern, enttäuschte Everton in der Meisterschaft erneut. Am Sonntag musste sich der Stadtrivale von Liverpool, der dienstälteste Verein der höchsten englischen Liga, mit einem 2:2 gegen Schlusslicht Leicester City begnügen.
Nur ein Eigentor kurz vor Schluss verhinderte eine Heimblamage. «Deshalb haben wir etwas gut zu machen. Wir werden gegen YB den Fuss nicht vom Gas lassen», verspricht der irische Mittelfeldspieler James McCarthy. «Wir wollen uns mit unseren Fans wieder versöhnen und YB keine Geschenke verteilen.»
Dass Everton mit einer B-Mannschaft antritt, ist nicht zu erwarten. Ganz sicher fehlen wird Verteidiger John Stones nach seinem Platzverweis in Bern.