NFL: So bereitest du dich auf deinen ersten Super Bowl vor

So bereitest du dich auf deine erste Super-Bowl-Party vor

Du bist in diesem Jahr zum ersten Mal an die Super-Bowl-Party deiner Freunde eingeladen und hast noch keine Ahnung von American Football? Oder willst einfach sonst wissen, wie du dich am besten verhältst? Dann haben wir hier einen – nicht ganz ernst gemeinten – Ratgeber.

Niklas Helbling

Satire - (fast) kein Wort ist wahr!

12:30

Dein Wecker klingelt und die Titelmelodie der NFL-Übertragung, die du am Vorabend herausgesucht und als Weckton gesetzt hast, ertönt.

12:35

So merkst du sofort: Es ist Super-Bowl-Sonntag! Du bist zur Party deiner Freunde eingeladen und wirst zum ersten Mal ein American-Football-Spiel verfolgen. Weil die Partie erst um 0.30 Uhr beginnt, hast du extra lang geschlafen.

12:37

Aber wer spielt da überhaupt? Du konsultierst die Suchmaschine deines Vertrauens und siehst, dass die Teams aus Kansas City und Philadelphia kommen. Mist! Du warst zwar schon zweimal in den USA, hast aber nur Miami und New York besucht. Wen sollst du denn jetzt unterstützen?

12:40

Variante 1

Du bemerkst, dass die Teams ja gar nicht FC Philadelphia und FC Kansas City heissen, sondern noch Beinamen haben. Schon in der Kindheit hieltest du dich immer für «de King» oder sagtest: «Ich Chef, du nix!» Als du siehst, dass das Team aus Kansas City den Beinamen Chiefs trägt, ist die Entscheidung in Sekundenschnelle gefallen.

12:40

Variante 2

Als Erstes siehst du dir mal die Logos an, vielleicht spricht dich ja eines davon an. Und tatsächlich: Als jahrelanger Fan der Vogelwarte Sempach sticht dir der Adler auf dem Wappen der Philadelphia Eagles sofort ins Auge. Als du dann auch noch feststellst, dass das Maskottchen des Teams ein süsser Weisskopfseeadler ist, ist es ohnehin um dich geschehen.

12:50

So, du hast dein Lieblingsteam gefunden. Doch das Wichtigste ist natürlich, dass du dies gleich der ganzen Welt mitteilst. Also suchst du dein Team auf Instagram und postest eines der Bilder in deine Story. Dazu schreibst du: «Endlich ist es so weit 😍! #NFL #AmericanFootball 🏈❤️»

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13:20

Die ersten deiner Freunde reagieren auf deine Instagram-Story und stellen Fragen wie: «Seit wann bist du denn Football-Fan?» Oder: «Hast du nicht gesagt, dass du noch nie ein Spiel gesehen hast?» Einige werfen dir gar vor, ein «Mode-Fan» zu sein, oder schreiben: «Du hast doch keine Ahnung!»

13:45

Variante Kansas City

Das kannst du natürlich nicht auf dir sitzen lassen. Also noch einmal die Suchmaschine anschmeissen, um mehr herauszufinden. Du erfährst, dass die Chiefs lange Zeit nur wenig Grund zum Jubeln hatten, besonders die Saisons 2009/10 bis 12/13 waren selten von Erfolg geprägt. Also antwortest du deinen bösen Freunden: «So ein Scheiss! Ich bin schon seit Ewigkeiten Football-Fan und vor allem Kansas City verfolge ich seit Jahren. Selbst als wir mit dem Quarterback Matt Cassel unten durch mussten, habe ich immer in der rot-weiss-gelben Bettwäsche geschlafen. #ChiefsKingdom ❤️💛»

13:45

Variante Philadelphia

Das kannst du natürlich nicht auf dir sitzen lassen. Also noch einmal die Suchmaschine anschmeissen, um mehr herauszufinden. Du stösst schnell auf die Halbfinal-Niederlage im Jahr 2008, welche die Fans der Philadelphia Eagles lange schmerzte. Denn bis zum Super-Bowl-Gewinn neun Jahre später kamen sie nie mehr so nah an den Titel heran. Also antwortest du auf die gemeinen Nachrichten: «Du bist vielleicht ein Mode-Fan, ich sicher nicht! Ich bin schon seit Ewigkeiten Eagles-Fan. Die Niederlage im Halbfinal gegen New Orleans hat mein Herz gebrochen, aber heute machen wir das alles wieder gut. #FlyEaglesFly 💚🤍»

14:30

So, hättest du das erledigt. Nun hast du aber noch einige Stunden, bis du zur Super-Bowl-Party aufbrechen musst. Weil du während deiner Recherche per Zufall mitbekommen hast, dass beim Finalspiel der NFL Unsummen in Sportwetten gesteckt werden, willst du herausfinden, was dahinter steckt.

18:30

Huch, ist es schon so spät! Da hast du kurz die Zeit vergessen. Immerhin hast du jetzt nicht nur auf dein Lieblingsteam gewettet, sondern hoffst nun auch, dass die Münze auf die richtige Seite fällt, Sänger Chris Stapleton die letzten Töne der US-Hymne besonders lang zieht, und ganz wichtig: Dass das Gewinnerteam seinen Trainer mit rosafarbenem Gatorade überschüttet. Dies wirst du später natürlich mehrmals und lautstark erwähnen. Aber jetzt los, sonst bist du nicht rechtzeitig bei deinen Freunden, wenn die erste Ladung Nachos in den Ofen geht.

18:40

Noch kurz das Tom-Brady-T-Shirt und die Mütze mit dem NFL-Logo eingepackt, die du dir extra noch bestellt hast und zum Glück gerade noch rechtzeitig geliefert wurden, und los. Bei Brady hast du gelesen, dass er der GOAT ist. Nach anfänglicher Verwirrung, was ein Football-Spieler mit einer Ziege zu tun haben soll, hast du erfahren, dass es für «Greatest Of All Time» steht und dir das T-Shirt bestellt.

19:00

Auf dem Weg zur Party konsultierst du noch einmal das Internet, um einige Argumente zu sammeln, weshalb Brady denn wirklich der Beste ist. Auch sonst planst du, dich in den Diskussionen einfach der Mehrheit anzuschliessen, damit du nicht Gefahr läufst, als ahnungslos herausgestellt zu werden.

19:25

Dort angekommen, siehst du die vielen Chips- und Pommes-Packungen sowie die Chicken Wings und Nuggets und Fertigpizzen auf dem Küchentisch liegen. Mit Schrecken stellst du zudem fest, dass der Kühlschrank mit Bier gefüllt ist. Der Dry January ist zwar vorbei und auch die vier Wochen, in denen du dich vegan ernährt hast, gehören der Vergangenheit an, aber eigentlich wolltest du dich weiterhin etwas bewusster und gesünder ernähren. Als deine Augen dann das bis oben gefüllte Snack-Stadion auf dem Wohnzimmertisch erblicken, fällt dir die Kinnlade herunter. Sofort fragst du die Gastgeberin und den Gastgeber, ob sie denn das Gemüse vergessen hätten.

Having friends over for Super Bowl Sunday? You might want them to nibble on you’re tasty... Snack Stadium! Enjoy pic.twitter.com/xK1WEmtCyO

— Paul Vetrano (@vetrano_paul) February 8, 2023

19:50

Eine Freundin fragt dich, weshalb du denn kein T-Shirt deines Favoriten, sondern jenes von Brady anhättest. Die Antwort ist naheliegend. Als du dir ein Trikot deines Lieblingsspielers gekauft hast, warst du noch zehn Jahre jünger, einiges kleiner und leider auch ein paar Kilogramm leichter. Nun passen dir die Kleider unglücklicherweise nicht mehr.

22:15

Die Übertragung bei ProSieben beginnt. Schnell merkst du, dass es hier etwas anders, chaotischer, wilder und lauter, zu- und hergeht als in den Sportsendungen, die du dir gewöhnt bist. Spätestens als der frühere NFL-Spieler Björn Werner und der Social-Media-Verantwortliche Icke zum Liegestützduell gegeneinander antreten, fragst du dich, wo du denn hier gelandet bist.

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22:45

Es geht noch ein Weilchen bis zum Kickoff. Zum Glück hast du bei deinem liebsten News-Portal einige lustige Namensduos aus der NFL gesehen, mit denen du deine Freunde zum Lachen bringst.

Füreinander gemacht – im Doppel sind diese Footballer unschlagbar

23:30

Variante Kansas City

Noch eine Stunde bis zum Super Bowl. Bisher hast du es sehr gut geschafft, deine Ahnungslosigkeit zu verbergen. Du wirst dich auch weiterhin nicht auf fundierte Diskussionen einlassen, sondern dich darauf beschränken, die Chiefs lautstark zu verteidigen, wenn ein blöder Eagles-Fan sie angreift. Dann weist du stets daraufhin, dass Jalen Hurts doch eh nur laufen kann: «Was ist denn das für ein Quarterback?!»

23:30

Variante Philadelphia

Noch eine Stunde bis zum Super Bowl. Bisher hast du es sehr gut geschafft, deine Ahnungslosigkeit zu verbergen. Du wirst dich auch weiterhin nicht auf fundierte Diskussionen einlassen, sondern dich darauf beschränken, die Eagles lautstark zu verteidigen, wenn so ein erfolgsverwöhnter Chiefs-Fan sie angreift. Besonders wenn sie sagen, dass Jalen Hurts «kein richtiger Quarterback» sei, wirst du richtig wütend: «Gegen die Drecks-Defense von Kansas City könnte sogar ich zwei, drei Touchdowns werfen.» Ausserdem hätte Hurts die Auszeichnung als MVP eh viel mehr verdient als Mahomes, der von den Medien viel besser gemacht wird, als er wirklich ist.

0:25

So, gleich kommt dein Einsatz. Die Hymne wird gesungen und dann erfolgt gleich danach auch noch der Münzwurf. Leider ist der Auftritt von Chris Stapleton zu kurz und der Schiedsrichter hat der Münze zu wenig Spin gegeben, der Arsch, die ersten beiden Wetten sind also schon verloren. So hast du dir das nicht vorgestellt – deine schlechte Laune darüber tust du offen kund.

0:37

Das Spiel beginnt aufgrund der Feierlichkeiten im Vorgang etwas später als geplant. «Das geht gar nicht», meckerst du. Schliesslich wüssten die ja schon lange, wann das Spiel beginnen soll und hätten somit auch einfach etwas früher mit der Show beginnen können. «Wo kommen wir denn hin, wenn nicht einmal mehr die Anspielzeiten eingehalten werden?!»

0:55

Dein Team legt gut los, schnell führt es 7:0. Weshalb ein Touchdown gleich sechs Punkte gibt und was der Spieler macht, der danach den Ball durch die komischen Stangen schiesst, weisst du nicht genau. Aber egal, was zählt ist, dass dein Team eigentlich schon fast gewonnen hat, sieben Tore sind ja fast nicht mehr einzuholen, denkst du als erfahrener Fussball- oder Eishockey-Fan. «Ha, ihr seid ja richtig schlecht», stichelst du gegenüber einem Anhänger des Gegners.

1:25

Variante Kansas City

Die Aussage bereust du schnell. Plötzlich liegen die Chiefs 7:17 im Rückstand – und schon wieder hat Philadelphia den Ball. Du fragst dich, weshalb deine Favoriten den Ball immer zum Gegner kicken, traust dich aber nicht zu fragen. Als dann aber schon wieder eine Flagge fliegt, weil ein Chiefs-Verteidiger Philadelphias A. J. Brown am Passfang hindert, braust es aus dir heraus. In der Diskussion vor dem Spiel hast du aufgeschnappt, dass die Schiedsrichter mittlerweile viel zu weich sind, also zeterst du: «Das ist doch lachhaft! Als ich angefangen habe, Football zu schauen, wäre das niemals ein Foul gewesen.»

1:25

Variante Philadelphia

Die Aussage bereust du schnell. Plötzlich liegen die Eagles 7:17 im Rückstand – und schon wieder hat Kansas City den Ball. Du fragst dich, weshalb deine Favoriten den Ball immer zum Gegner kicken, traust dich aber nicht zu fragen. Als dann schon wieder eine Flagge fliegt, nachdem ein Eagles-Verteidiger Kansas Citys Quarterback Patrick Mahomes gefällt hat, sprudelt es aus dir heraus. In der Diskussion vor dem Spiel hast du aufgeschnappt, dass die Schiedsrichter mittlerweile viel zu weich sind, also beschwerst du dich: «Das ist doch ein Witz! Der berührt ihn doch kaum. Früher wäre das nie abgepfiffen worden.»

1:45

So richtig blickst du bei diesem Sport noch nicht durch. Langsam kommen dir deine Freunde auf die Schliche, aber immerhin ist gleich Halbzeit. Da tritt Rihanna auf, eigentlich war das ja eh dein heimliches Highlight. Schockiert stellst du fest, dass es nur dir so geht. Deine Freunde nutzen die Pause lieber, um das bisherige Geschehen zu diskutieren, noch einmal für Chicken-Wings- und Nachos-Nachschub zu sorgen und natürlich das ein oder andere Erfrischungsgetränk zu öffnen. Zum Glück sind rechtzeitig zum Beginn der Show alle wieder auf dem Sofa, du bittest um Ruhe. Schliesslich hast du darauf gewettet, welches Lied als Erstes erklingt.

2:35

Die Show ist vorbei, leider hat Rihanna nicht mit deinem Lieblingslied begonnen. Auch, dass sie die Haare nicht extra für die Show blau gefärbt hat, sorgt bei dir für ein Loch im Portemonnaie. Und nun musst du dir wieder die Sprüche deiner Freunde anhören, weil dein Team bereits 10:24 im Rückstand liegt.

3:15

Variante Kansas City

Und in der zweiten Halbzeit wird es nicht besser, bald einmal liegt Kansas City 13:34 zurück. So langsam hinterfragst du deine Entscheidung, die Chiefs zu unterstützen. Nun schiesst auch noch Harrison Butker den Field-Goal-Versuch weit daneben, nicht zu fassen. Du hast endgültig die Schnauze voll: «Das kann doch, verdammt nochmal, nicht so schwer sein! Ich wusste schon immer, dass es nur ein richtiges Football gibt, und das wird mit dem Fuss gespielt. Da treffen sie solche Dinger im Schlaf!»

3:15

Variante Philadelphia

Und in der zweiten Halbzeit wird es nicht besser, bald einmal liegt Philadelphia 13:34 zurück. So langsam hinterfragst du deine Liebe zu den Vögeln, eigentlich sind Meerschweinchen ja eh viel cooler, denkst du dir. Und dieses American Football ist jetzt echt nichts für dich. Unterbrechungen bist du dir vom Eishockey ja gewöhnt, aber als du zum gefühlt 17. Mal in einer Stunde die Werbung derselben Autoscheiben-Reparaturfabrik siehst, kannst du dich nicht mehr zügeln: «Wie könnt ihr euch das überhaupt ansehen? Mit Sport hat das ja nicht viel zu tun, die stehen die meiste Zeit nur herum und werfen dann alle paar Minuten mal den Ball durch die Luft.»

3:20

Damit hast du dich jetzt endgültig geoutet. Nun brechen alle Dämme. Deine Freunde, die seit ein, zwei oder drei Jahren NFL schauen, sind in ihrem Stolz als grosse Fans des Sports gekränkt. Es entsteht eine hitzige Diskussion, vom Spiel bekommt ihr nicht mehr viel mit, aber das ist dir auch egal. Dein Team geht ja eh gnadenlos unter.

4:15

Das Spiel ist aus und die Siegerehrung steht an. So langsam ist auch eure Grundsatzdiskussion über Football und andere Sportarten abgekühlt. Gleich ist die Siegerehrung. Du siehst, dass da ein alter Mann die Super-Bowl-Trophäe entgegennimmt und regst dich auf: «Was soll denn das?! Der stand ja keine Minute auf dem Platz, wieso kriegt nicht das Team den Pokal?» Deine Freunde pflichten dir bei, endlich einmal seid ihr euch einig: «Es ist wirklich ein Witz, dass zuerst der Besitzer des Klubs gefeiert wird und nicht die Sportler, welche das Spiel gewonnen haben.»

4:45

Trotz des versöhnlichen Endes mit deinen Freunden ärgerst du dich über die Niederlage deines Teams. Und jetzt bleiben dir nur noch wenige Stunden Schlaf, bis die Arbeit ruft. Daran, dir den Montag freizunehmen, hast du natürlich nicht gedacht. Du hast ja erst in der Woche zuvor erfahren, dass der Super Bowl am Sonntag stattfindet und da stand der Arbeitsplan schon fest. Als wäre der Tag nicht ohnehin schon schlimm genug gewesen.

5:00

Auf dem Heimweg merkst du dann aber, dass es eigentlich schon ganz unterhaltsam war, den Super Bowl mit deinen Freunden zu schauen. Vor allem das ganze Drumherum, mit dem vielen Essen, einigen Kaltgetränken und natürlich dem geselligen Zusammensein, war trotz der anfänglichen Skepsis gar nicht so schlecht. So langsam kannst du dir vorstellen, wieder einmal ein American-Football-Spiel anzuschauen – wenn deine Freunde dich im nächsten Jahr denn überhaupt wieder einladen.