Nanu, was ist denn da los? Basel-Keeper Tomas Vaclik und Innenverteidiger Marek Suchy machen mit Cristiano Ronaldo kurzen Prozess. Der tschechische Goalie zerknüllt ein Bild des Weltfussballers aus einem Fussball-Magazin und drückt es seinem Landsmann in die Hand. Suchy fackelt nicht lange und entsorgt Ronaldo ohne Erbarmen.
Die Szene stammt nur aus der Champions-League-Werbung des tschechischen Bezahlsenders «Prima TV», doch sie hat durchaus Symbolcharakter. Vaclik: «Wir dürfen bei Real nicht vor Angst erstarren, sonst überrennen sie uns.» Hoffentlich revanchiert sich der Superstar nicht, indem er heute Basels Hintermannschaft zusammenfaltet. Durchschnittlich trifft die portugiesische Naturgewalt bisher auch in dieser Saison einmal pro Spiel.
Wenn die Real-Fans nervös sind, dann beruhigen sie ihre Nerven am liebsten mit kiloweise Sonnenblumenkernen. Die eingespeichelte Schale wird danach achtlos auf den Boden gespuckt. Am schwachen Saisonstart mit zwei Niederlagen in drei Spielen hatte der Anhang der Königlichen offenbar ordentlich zu knabbern. Ein Augenschein bei Basels Abschlusstraining im imposanten Bernabéu zeigt: Die Haupttribüne ist ein richtiger Saustall! Wer heute Abend 95 Euro für diese Plätze bezahlt, der wird sich sicher freuen.
15 Jahre nach seinem Debüt wird Goalie Iker Casillas bei Real Madrid vom eigenen Publikum demontiert. Bei der 1:2-Pleite gegen Stadtrivale Atlético am vergangenen Samstag verschuldet der 33-Jährige grobfahrlässig das 0:1. Seine wachsende Kritikerschar liefert sich im Stadion mit den verbliebenen Unterstützern eine erbitterte Akkustik-Schlacht.
Pikant: Im Sommer hat Real für zehn Millionen Euro Costa Ricas WM-Held Keylor Navas von UD Levante verpflichtet. Casillas' Herausforderer ist aber vorerst nur im Cup eingeplant. Spanische Journalisten sind sich sicher: «Iker wird gegen Basel spielen» und auch Trainer Carlo Ancelotti betont: «Es gibt keine Diskussion darüber und ich werde diese Debatte nicht wieder entfachen.» Wie das wohl aussieht, falls Marco Streller heute im Oldie-Duell mit Casillas die Oberhand behält?
Apropos Streller: Dessen Junior erhält beim nächsten Karrierehöhepunkt des Vaters wohl nicht das gewünschte Souvenir aus Madrid. Das Thema ist wieder einmal der Trikottausch. Der FCB-Captain erklärt: «Der Wunsch meines Sohnes ist klar, er hätte natürlich gerne Ronaldos Shirt. Wenn ich wählen könnte, dann würde ich auch mit ihm tauschen. Aber ich mag es nicht, wenn man in ein Spiel geht, vielleicht sogar noch verliert und dann jemandem nachrennen muss, nur damit man ein Leibchen hat. Dafür bin ich zu ehrgeizig und habe auch einen gewissen Stolz. Ich tausche mit demjenigen, der nach dem Schlusspfiff neben mir steht. Das muss nicht Ronaldo sein.»
Auch FCB-Präsident Heusler winkt ab: «Mein Sohn kennt mich gut genug, um zu wissen, dass er mich da gar nicht erst fragen muss.»
Von 1996 bis 2002 hat FCB-Trainer Paulo Sousa als Mittelfeld-Stratege für Juve, Inter, Dortmund und Panathinaikos 2215 Champions-League-Minuten gesammelt. Insgesamt stand er 29 Mal auf dem Platz und durfte den Pokal mit Dortmund und Juventus je einmal in die Höhe stemmen. Keine schlechte Bilanz!
Der Abgang von der grossen Bühne ist dem 44-jährigen Portugiesen aber gründlich missglückt. Im letzten Spiel der zweiten Gruppenphase kassierte Sousa mit Panathinaikos im Frühling 2002 eine 0:3-Klatsche – ausgerechnet gegen Real Madrid. Jetzt steht er als Trainer erstmals in der Königsklasse und kann mit Basel seine alte Rechnung begleichen.
Und Sousa hat sich für die Revanche viel vorgenommen: «Auch ein Team wie Real Madrid macht ab und zu schlechte Phasen durch. Sie werden sicher bald wieder stark aufspielen, nur hoffentlich nicht schon gegen uns. Wir treffen auf ein Weltklasse-Team und wollen einiges lernen. Aber wir können und wollen diese Partie auch für uns entscheiden.»
Auch Basel-Oldie Walter Samuel kann in der Kabine einige Real-Schwänke zum Besten geben. 2004 wechselte der heute 36-jährige Verteidiger für 23 Millionen Euro von der AS Rom nach Madrid. Er blieb ein Jahr und absolvierte 30 Ligaspiele im Dress der Königlichen bevor er zu Inter Mailand in die Serie A zurückkehrte.
Aus dem damaligen Real-Kader ist heute nur noch Iker Casillas an Bord. Samuel erinnert sich: «Er ist ein hervorragender Keeper und ich respektiere ihn.» Das tönt zwar nicht gerade nach einer dicken Männerfreundschaft, aber immerhin.
Noch ist allerdings unklar, ob Samuel sich im Bernabéu tatsächlich mit seinem Ex-Verein messen darf. Für Basel hat der Argentinier erst drei Einsätze auf dem Buckel und seine gemächliche Performance gegen GC hätte höchstens im Seniorenheim für Begeisterung gesorgt. Wenn man daran denkt, wie Bale, Ronaldo und Benzema ihm heute Abend um die Ohren flitzen könnten, dann kann einem Angst und Bange werden.