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«Vergabe ist vergiftet, dubios und zutiefst illegal» – jetzt macht sogar der Europarat Druck auf Blatter

Sepp Blatter wird von allen Seiten angegriffen. 
Sepp Blatter wird von allen Seiten angegriffen. Bild: ARND WIEGMANN/REUTERS
Wegen WM in Katar

«Vergabe ist vergiftet, dubios und zutiefst illegal» – jetzt macht sogar der Europarat Druck auf Blatter

Ein Ausschuss des Europarats hat die FIFA aufgefordert, dem Emirat Katar wegen der Korruptionsaffäre die Austragung der Weltmeisterschaft im Jahr 2022 zu entziehen. Der Vergabeprozess an das Emirat sei «zutiefst illegal» gewesen.
27.01.2015, 11:3727.01.2015, 11:47

Die zuständige Kommission der Parlamentarier-Versammlung des Europarats äusserte dies am Dienstag und hielt ihr Urteil in einer Entschliessung fest. Nach den Enthüllungen über diesen «völlig vergifteten Entscheid» komme die FIFA nicht darum herum, erneut über das Austragungsland abzustimmen. Die Entschliessung ist rechtlich nicht bindend, soll jedoch den Druck auf den Weltverband erhöhen.

Die Abgeordneten bedauerten zugleich, dass der Untersuchungsbericht des Ethik-Komitees der FIFA über die WM-Vergabe an Katar, der «extrem dubiose Praktiken» zu Tage gebracht habe, nicht vollständig veröffentlicht worden sei. Zugleich bemängelten sie, die FIFA habe die Vergabe an Katar trotz dieser Untersuchung «ohne weiteres» bestätigt.

Für Katar-Scheich Hamad bin Khalifa al-Thani und Sepp Blatter wird die Lage ungemütlich.
Für Katar-Scheich Hamad bin Khalifa al-Thani und Sepp Blatter wird die Lage ungemütlich.Bild: EPA

Vertuschungsvorwürfe werden lauter

Dieses Vorgehen sei eine «Farce» und ein Versuch, die «Affäre zu ersticken», kritisierte der Verfasser der Entschliessung, der britische Labour-Abgeordnete Michael Connarty. Connarty hat nach eigenen Angaben Einsicht in Dokumente erhalten, die von der britischen Zeitung «Sunday Times» auszugsweise veröffentlicht worden waren.

Diese Dokumente belegen nach Angaben des Briten, dass der schwerreiche Katarer und frühere Fussballfunktionär Mohammed bin Hammam grosse Summen an Schmiergeldern gezahlt hatte, um die Unterstützung afrikanischer Fussballverbände zu erkaufen. Die «Sunday Times», die nach eigenen Angaben mehrere Millionen E-Mails aus dem Umfeld bin Hammams besitzt, sprach von Bestechungsgeldern in Höhe von 3,7 Millionen Euro.

Ex-Funktionär Mohammed bin Hammam soll hinter der Verschwörung stecken.
Ex-Funktionär Mohammed bin Hammam soll hinter der Verschwörung stecken.Bild: AHMAD YUSNI/EPA/KEYSTONE

Die Behauptung, das Emirat könne nicht direkt für die Praktiken bin Hammams verantwortlich gemacht werden, reiche nicht aus, um eine so sehr «von Illegalität behaftete Prozedur» zu bestätigen, heisst es in der Entschliessung des Europarats. Darin wird Katar aufgefordert, dafür zu sorgen, dass die Grundrechte ausländischer Arbeitsmigranten eingehalten werden. Die Arbeitsbedingungen, unter denen die für Bauarbeiten für die WM angeheuerten Migranten beschäftigt werden, wurden wiederholt international kritisiert.

Die Entschliessung wird nun dem Plenum der Versammlung vorgelegt, die darüber voraussichtlich während ihrer Sitzung im April abstimmen wird.

Stellt sich Blatter der Diskussion?

Einem Sprecher des Europarats zufolge wurde FIFA-Präsident Joseph Blatter eingeladen, an der Debatte im Plenum teilzunehmen. In der Versammlung wird damit gerechnet, dass der Schweizer, der sich bei der nächsten Wahl des FIFA-Präsidenten Ende Mai um eine fünfte Amtszeit bewerben will, der Einladung folgt.

Kurz vor der Präsidentschaftswahl im Mai soll Blatter im Europarat debattieren.
Kurz vor der Präsidentschaftswahl im Mai soll Blatter im Europarat debattieren.Bild: EPA/KEYSTONE FILE

Die umstrittene WM-Vergabe an Katar hatte die FIFA zuletzt immer mehr in Bedrängnis gebracht. Blatter zeigt sich bisher jedoch unnachgiebig. Erst im Dezember erklärte er, damit Katar die Austragung entzogen werde, müsse «wirklich ein Erdbeben stattfinden.»

Zuvor hatte er in der Schweiz allerdings Strafanzeige erstattet. Es gehe um «mögliches Fehlverhalten von Einzelpersonen» und den Verdacht der «Verschiebungen von Vermögenswerten», teilte die FIFA im November mit. Sie reagierte damit auf den Bericht ihres Chefermittlers Michael Garcia zur Vergabe der Weltmeisterschaften an Russland 2018 und Katar 2022. (dux/si/sda)

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Thorsten Fink: «Xherdan Shaqiri hat auch meiner Karriere einen Kick gegeben»
Genk-Trainer Thorsten Fink (58) äussert sich vor dem Europacup-Duell gegen den FC Basel über seinen ehemaligen Zögling, über die lukrative Transferpolitik seines belgischen Klubs und den Schlüsselspiel-Charakter am Donnerstag gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber, mit dem er 2010 und 2011 drei Titel gewonnen hat.
Thorsten Fink, vor einem Jahr, damals als Tabellenführer in Belgien, haben Sie gesagt, Sie seien ein glücklicher Trainer in Genk. Gilt das immer noch? Auch nach der Heimniederlage am Sonntag?
Thorsten Fink: Der Trainer ist immer noch glücklich. Das 0:1 gegen Mechelen haut uns nicht um, denn wir haben uns genügend Chancen herausgespielt und waren einfach nicht effektiv. Manchmal muss man für sein Glück kämpfen, das ist wie in einer langen Ehe, wo es mit den Jahren auch mal schwierig sein kann. Jeder hat seine Stärken und Schwächen und dann ist die Frage, wie man gut miteinander auskommt. Und beim KRC Genk ist es nun so, dass wir tabellarisch noch nicht so weit oben sind, aber ich bin fest davon überzeugt, dass wir nach 30 Spielen unter den Top 4 sein werden und in der Playoff-Runde um die Meisterschaft mitspielen können.
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