Riesig war der Jubel bei den Anhängern der Scuderia Ferrari, als am 1. Februar vermeldet wurde, dass der siebenfache Weltmeister ab 2025 für den italienischen Rennstall fahren wird. Mittlerweile ist die Freude aber eher dem Frust gewichen.
Nach 15 von 24 Rennen wartet der Brite nicht nur noch immer auf seinen ersten Grand-Prix-Sieg für Ferrari, sondern sogar auf sein erstes Podium für die Italiener. Einzig im Sprintrennen von China fuhr Hamilton bisher als Erster über die Ziellinie. Zu wenig für ihn und den stolzen Rennstall.
Negative Höhepunkte erlebte Hamilton in den letzten beiden Rennen. Während sein Teamkollege in Ungarn im Qualifying auf die Pole fuhr, landete der siebenfache Weltmeister bloss auf dem zwölften Platz. «Immer liegt es an mir. Ich bin nutzlos», sagte Hamilton damals nach dem Qualifying und sorgte für erste Gerüchte: «Das Team ist gut, das Auto steht auf Pole – das Team muss wahrscheinlich den Fahrer wechseln.»
Auch letzte Woche im niederländischen Zandvoort wurde es nicht besser. Zwar beendete der 40-Jährige das Qualifying auf dem 7. Platz, doch in der 23. Runde war das Rennen für einen der besten Rennfahrer der Geschichte bereits vorbei. «Es tut mir so leid, Leute», entschuldigte sich Hamilton direkt. Noch schlimmer: Der 105-fache Grand-Prix-Sieger fuhr auf dem Weg in die Startaufstellung unter doppelt geschwenkter gelber Flagge zu schnell und kassiert ausgerechnet für den Grand Prix in Monza eine Fünf-Plätze-Gridstrafe.
Kein Wunder, ist die Stimmung in ganz Italien gerade nicht grandios, wenn es um die Formel 1 geht. Vor allem, weil auch Hamiltons Teamkollege Charles Leclerc in Zandvoort ausschied. Der Monegasse konnte allerdings nicht viel dafür, da er von Mercedes-Rookie Kimi Antonelli abgeschossen wurde. Passend dazu schrieb die «Gazzetta dello Sport» nach dem Rennen: «Ferrari liegt in Trümmern!»
Auch Leclerc gewann in diesem Jahr noch kein Rennen und mit einem Coup wie in der vergangenen Saison in Monza kann kaum gerechnet werden – obwohl die beiden im ersten Training die Schnellsten waren. Damals fuhr Ferrari im Heimrennen einen spektakulären Doppelsieg ein.
Bei Hamilton gibt es aktuell immer mehr Gerüchte, dass er die Scuderia Ferrari nach einem Jahr bereits verlassen wird. Auch verschiedene Experten zählen den Briten an, so zum Beispiel Ralf Schumacher im Podcast von Sky: «Wenn das so weitergehen sollte, glaube ich, wird das schwer für ihn bei Ferrari. Ich weiss nicht, was höher war, die Bezahlung oder die Erwartung oder beides.»
Trotz des Fehlers, der mit der Routine von Hamilton nicht geschehen sollte, ist der Brite optimistisch vor dem wichtigen Rennen in Monza: «Ich glaube, wir machen Fortschritte, und das ist das Wichtigste. Die erste Hälfte der Saison verlief definitiv nicht so, wie wir es uns erhofft hatten, aber ich habe das Gefühl, dass wir alles, was wir bisher durchgemacht haben, hinter uns lassen können. Es gibt viele positive Aspekte, die wir daraus mitnehmen können.» So erklärte Hamilton beispielsweise: «Ich fühle mich wohl im Auto, und der Speed stimmt. Mein Ziel nach der Sommerpause war, auf dem Erreichten aufzubauen, und das war der erste Schritt in diese Richtung.»
Selbst aus den Niederlanden konnte er einiges mitnehmen: «Das Wochenende hat uns viel Positives gebracht. Wir haben Fortschritte gemacht. Schade, dass ich das nicht in Ergebnisse umsetzen konnte.» Auf sein erstes Rennen als Ferrari-Pilot in Monza freut sich der Rekordweltmeister enorm: «Ich denke darüber nach, wie ich als Kind Michael Schumacher dabei zugesehen habe, wie er hier gewinnt», sagte Hamilton, «wenn ich am Freitag die Garage im Ferrari verlasse, wird das sehr speziell.»
Sollte es Hamilton in Monza nicht auf das Podium schaffen, würde er sich einem Negativrekord nähern. Kein Ferrari-Fahrer brauchte so lange bis zum ersten Podium wie Didier Pironi. 1981/82 schaffte es Pironi erst im 19. Rennen für die Italiener auf das Podest. Für Hamilton ist es am Wochenende der 16. Grand Prix im Ferrari.
Rückendeckung erhielt Hamilton zuletzt vor der Sommerpause von Ferrari-Teamchef Frédéric Vasseur. «Er wird ganz sicher weiterfahren für uns», stellte der Franzose klar.
Ein weiteres Indiz für den Verbleib ist, dass sich die Regeln für die Autos im nächsten Jahr grundlegend verändern werden, die Autos werden kompakter, leichter und schmaler. Mit seiner Erfahrung kann Hamilton bestimmt einiges dazu beitragen, den neuen Boliden zu entwickeln und auch die italienischen Herzen wieder höher schlagen zu lassen. Seit 2007 und Kimi Räikkönen konnte kein Ferrari-Pilot mehr Weltmeister werden. In diesem Jahr wären die Tifosi schon mit einem Sieg mal zufrieden.