«Es gibt keine Kleinen mehr», heisst es immer wieder im Fussball. Diese These bestätigt gerade die WM-Qualifikation. Nachdem im Juni bereits Italien mit 0:3 gegen Norwegen verlor, startete am Donnerstag auch Deutschland mit einer Niederlage in der Slowakei in die Quali zur WM 2026. Der 2:0-Sieg der Slowaken war mehr als verdient und lässt die Osteuropäer von der zweiten Teilnahme an einer WM träumen.
Der deutsche Bundestrainer Julian Nagelsmann war im Interview mit der ARD nach dem Spiel entsprechend enttäuscht. «Die ersten fünf, sechs Minuten in der zweiten Halbzeit waren etwas heller, der Rest war sehr dunkel», war das Fazit von Nagelsmann. Dennoch kritisierte der Trainer keine einzelnen Spieler: «Ich zerlege jetzt hier niemanden im Fernsehen, das mache ich intern.»
Für das öffentliche Zerlegen braucht es in Deutschland auch keinen Bundestrainer. Die Medien kennen nach der Niederlage keine Gnade mit dem DFB-Team. Die Bild titelt beispielsweise: «Was wollen wir so bei der WM, Herr Nagelsmann?», und verteilt in der Einzelkritik zum «Debakel» gleich sechsmal die schlechtsmöglichste Note 6 und fünfmal eine 5. Einzig Torhüter Oliver Baumann erhielt eine genügende Bewertung. Bei Nagelsmann, welcher ebenfalls mit einer sechs abgestraft wurde, hiess es:
Doch auch Nagelsmann fand noch deutlichere Worte, als er gefragt wurde, was ihn am meisten störte: «Wenn man schon bei der Emotionalität anfängt, dann war der Gegner uns meilenweit von der ersten bis zur letzten Minute überlegen. Das ist Fakt.» Kurz darauf führte er noch weiter aus: «Erschreckenderweise kommt dann noch dazu, dass so ein Gegner mit seiner Emotionalität dann plötzlich auch fussballerisch mehr Qualität auf den Platz bringt als wir.»
Die fehlende Emotionalität sprach der 38-Jährige immer wieder an. Er ärgerte sich sehr, dass er diese bei seinen Schützlingen nicht sah:
Das Vertrauen in seine Mannschaft sei trotz der Niederlage weiterhin vorhanden und es werde auch nicht zu vielen Veränderungen im Team kommen. Klar ist aber auch für Nagelsmann, dass in der laufenden Qualifikation eine klare Steigerung folgen muss: «Wir haben jetzt noch fünf Spiele, die müssen wir alle gewinnen, und zwar deutlich. Sonst spielen wir im März Playoffs.»
In der Vierergruppe, in der noch Nordirland und Luxemburg dabei sind, qualifiziert sich nur der Gruppenerste direkt für die WM. Da Deutschland in der Nations League zu den besten vier Mannschaften gehörte, könnte das DFB-Team auch Gruppenletzter werden und wäre trotzdem in den Playoffs dabei.
Von der Weltmeisterschaft, welche im nächsten Sommer in den USA, Kanada und Mexiko stattfindet, möchte Deutschland aktuell aber ohnehin nichts hören. «Für mich war das keine deutsche Nationalmannschaft. Wenn wir so spielen, dann kannst du es vergessen. Wir stehen mit dem Rücken zur Wand», stellte Weltmeister und ARD-Experte Bastian Schweinsteiger klar und war sichtlich enttäuscht. «Heute bin ich richtig sauer. Da kommen 1500 deutsche Fans hierher und am Ende pfeifen sie die Mannschaft aus. Das tat weh.»
Kapitän Joshua Kimmich richtete auch direkte Worte an seine Nationalmannschaft: «Wenn wir so auftreten wie heute, wird das sicherlich nix mit der Qualifikation. Jeder muss spüren, was auf dem Spiel steht.» Bereits am Sonntag geht es für Deutschland in der WM-Qualifikation weiter mit dem Heimspiel gegen Nordirland. (riz)