Nick Kyrgios ist bekannt dafür, dass er nicht leise auftritt. Ob auf dem Platz oder daneben – der australische Tennisspieler sorgt stets für Gesprächsstoff. Jetzt steht ihm der vielleicht ungewöhnlichste Auftritt seiner Karriere bevor: Im Januar soll er in Hongkong gegen Aryna Sabalenka antreten, im ersten grossen «Battle of the Sexes» seit langem.
Schon Monate vor dem Schlagabtausch sorgt Kyrgios für Schlagzeilen. Im Podcast «Tea with Bublik» von Tenniskollege Alexander Bublik provozierte die ehemalige Weltnummer 13 gewohnt frech: «Sabalenka ist eine tolle Spielerin und eine Persönlichkeit, die überzeugt ist, dass sie gewinnen kann. Aber ehrlich gesagt: Sie wird mich nicht schlagen.»
Trotz den Sprüchen von Kyrgios geht es hier um sportpolitische Anliegen wie Frauentennis und gleiche Preisgelder. Bublik zweifelte daran, dass Kyrgios sich wirklich ins Zeug legen wird. Darauf antwortete Kyrgios mit einem Lächeln: «Meinst du wirklich, ich muss zu 100 Prozent Vollgas geben? Aber ein bisschen Mühe werde ich mir schon geben, immerhin repräsentiere ich die Männer.»
Nach ihrem Finaleinzug an den US Open in New York reagierte Sabalenka mit einem Lachen, als sie auf Kyrgios' Aussagen angesprochen wurde. «Ich werde auf jeden Fall da rausgehen und mein Bestes geben, um ihm in den Arsch zu treten.» Knackige Ankündigungen sind eine bewährte Masche, um Tickets zu verkaufen – das wissen beide.
Sabalenka dürfte für den Australier aber womöglich eine ziemliche Herausforderung darstellen, denn sie schlägt härter als die meisten Männer. Beim letzten US Open brachte die Belarussin ihre Vorhand im Schnitt auf knapp 130 km/h – Werte, die höher lagen als jene von männlichen Kollegen wie Alcaraz, Sinner oder Djokovic.
Die Idee, Frauen und Männer im Tennis gegeneinander antreten zu lassen, ist nicht neu. Weltberühmt wurde das Duell 1973 zwischen Billie Jean King und Bobby Riggs. King, damals 29 Jahre alt, bezwang den mehr als 20 Jahre älteren Ex-Profi souverän und machte das Spiel zu einem Symbol für Gleichstellung. Damals wurde das Spiel von 90 Millionen Menschen verfolgt. 2017 wurde es mit Emma Stone und Steve Carell in den Hauptrollen verfilmt.
Bis heute wird spekuliert, dass Riggs absichtlich verloren hatte. Der ehemalige US-amerikanische Autorennfahrer Hal Shaw erklärte 40 Jahre nach dem legendären Spektakel, er habe damals zwei Mafiabosse beim Planen einer absichtlichen Niederlage von Riggs belauscht. So hätte der Tennisspieler wohl 100'000 Dollar als Schuldenerlass erhalten sollen. Riggs erklärte bis zu seinem Tod 1995, dass er niemals absichtlich verloren habe. Stattdessen habe er sich selbst überschätzt und King unterschätzt.
Was oft vergessen geht: Einige Monate davor hatte Riggs bereits Kings härteste Rivalin, Margaret Court, herausgefordert – und diese klar besiegt. Das «Muttertagsmassaker» war für viele ein Schock und verlieh Kings Sieg später noch mehr Gewicht.
Auch in den folgenden Jahren gab es weitere «Kämpfe der Geschlechter». 1992 standen sich in Las Vegas Jimmy Connors und Martina Navratilova gegenüber. Connors gewann in zwei Sätzen, obwohl er nur einen Aufschlag nutzen durfte, während Navratilova die Doppelfelder bespielen durfte.
Noch berühmter wurde ein Trainingsevent 1998 beim Australian Open: Karsten Braasch, damalige Weltnummer 203, trat gegen die jungen Williams-Schwestern an und gewann deutlich – trotz Zigarettenpause und Bier während des Seitenwechsels.
2023 kam es das letzte Mal zu so einem ungewöhnlichen Duell: Die heute 18-jährige Mirra Andrejewa trat gegen Yanis Ghazouani Durand an, der zu dieser Zeit auf Position 1145 klassiert war. Andrejewa konnte sich gegen den Franzosen aber trotzdem nicht durchsetzen und verlor in zwei Sätzen. Somit ist statistisch gesehen Billie Jean King die bisher einzige Frau, die gegen einen Mann im Wettkampf erfolgreich war.
Damit das Duell zwischen Kyrgios und Sabalenka nicht einseitig wird, werden auch dieses Mal spezielle Bedingungen eingeführt. Kyrgios darf nur einmal aufschlagen, das Feld ist verkleinert und seine Aufschlagzonen eingeschränkt. Damit soll Sabalenkas Grundlinienspiel besser zur Geltung kommen.
Kyrgios selbst sieht darin keinen Nachteil – im Gegenteil. «Ich werde nicht absagen, nur weil sie gut ist», sagte er im Podcast. «Das würde mich schwach aussehen lassen. Und ganz ehrlich: Das Netz wird sowieso durchdrehen.»
Beide wissen ganz genau was Sache ist. Würden beide Sportler mit 100% Einsatz spielen, es wäre 6:0, 6:0.
Dem Spektakel zuliebe wird jetzt etwas auf die Genderdebatte gepocht und etwas provoziert um die Masse aufzuheizen und den Event zu vermarkten.
Das ist auch voll ok, aber man sollte da nicht zu viel reininterpretieren.