Nicht einmal die Startzeit ist an diesem Rennen normal. Der Grosse Preis von Las Vegas wird nämlich nicht am Sonntag stattfinden, sondern bereits Samstagabend um 22 Uhr Ortszeit. Von der Pole Position wird dann Charles Leclerc im Ferrari starten, auch dank der Kulisse des amerikanischen Spielerparadieses soll es ein grosses Spektakel werden. Doch das Rennen, das unter anderem über den Strip führt, sorgt schon seit Längerem für Misstöne.
Angefangen bei den Hotels und Restaurants entlang der Strecke, denen die Formel 1 bereits vor Monaten mit Konsequenzen drohte, sollten diese nicht die geforderten Beträge in Höhe von zum Teil mehreren Millionen Dollar bezahlen. Zusätzlich ärgerten sich gewisse Lokale, dass die Zufahrt zu diesen aufgrund der Bauarbeiten lange gesperrt waren.
Den Touristinnen und Stadtbewohnern bot sich in den letzten Wochen zudem nicht das gewohnte Stadtbild, sondern vielmehr eine einzige Baustelle. Sehenswürdigkeiten wie Klein-Venedig verschwanden, Bäume wurden gefällt und die Sicht von Brücken auf die Strecke verdeckt. Nicht allen gefiel der Aufwand, der für den dreitägigen Event betrieben wurde.
Und die Fahrer? Die kotzt die grosse Show mittlerweile ebenfalls an. Zumindest einige – unter anderem den wichtigsten: Dreifach-Weltmeister Max Verstappen. Der Grosse Preis von Las Vegas sei «99 Prozent Show, ein Prozent Sportveranstaltung» liess er nach der Eröffnungsshow verlauten. Daran habe er «null Interesse», wie der Red-Bull-Pilot klarstellte.
F1 opening ceremony is 🔥 pic.twitter.com/YUIOofeiph
— Chad Johnson (@ochocinco) November 16, 2023
Mit viel Feuerwerk, einer Licht- und Drohnenshow sowie Auftritten von Stars wie Kylie Minogue und J Balvin wurde diese Show am Mittwoch durchgeführt. Dabei wurden die Fahrer paarweise vorgestellt und auf eine elektronische Bühne gehoben. Das gefiel Verstappen überhaupt nicht: «Man steht da einfach herum und sieht aus wie ein Clown.» Diese Dinge solle man weglassen, so der Niederländer.
Auch die Konkurrenz war nach den ersten Runden auf der neuen Strecke wenig erfreut. Im ersten Training blamierte sich die Formel 1 mit einem Kanaldeckel-Malheur. Beim Überfahren eines solchen Kanaldeckels, der sich wohl etwas abgelöst hatte, wurde der Ferrari von Carlos Sainz am Unterboden stark beschädigt. Im Rennen startet der Spanier vom 12. Platz – obwohl er im Qualifying die zweitschnellste Zeit fuhr.
Infolge des im Training erlittenen Schadens mussten beim Auto von Sainz einige Motorenteile ausgetauscht werden, was eine Strafversetzung nach sich zog. Die FIA wies den Antrag des italienischen Rennstalls, die Teile aufgrund des nicht selbstverschuldeten Schadens straffrei ersetzen zu können, ab. Das Reglement erlaube eine solche Ausnahme nicht, hiess es vom Motorsport-Verband.
«Ich bin in einer schlechten Stimmung», sagte Sainz nach dem Qualifying und fügte an: «Ich versuche dies zu verbergen, aber der Vorfall aus dem Training verärgert mich noch immer.» Für Esteban Ocon, dessen Alpine am selben Kanaldeckel Schaden erlitt, hatte der Zwischenfall keine Auswirkungen aufs Rennen.
Dennoch sorgte dieser auch im Rest des Fahrerlagers für Ärger. Es war nämlich auch Glück dabei, dass sich aufgrund des nicht ausreichend befestigten Kanaldeckel niemand ernsthaft verletzte. Nachdem Sainz darüber gefahren war, lag dieser nämlich auf der Strecke herum. Daniel Ricciardo, Fahrer von AlphaTauri, äusserte deutliche Kritik: «Ich habe kein Problem damit, wenn ein Training verschoben werden muss bis in die Puppen. Aber wenn eine Bahn nicht sicher ist, damit habe ich ein gewaltiges Problem.»
Immerhin scheint dieses Problem behoben. Alle Trainings konnten – wenn auch mit etwas Verspätung – absolviert werden und auch beim Qualifying gab es keine weiteren Zwischenfälle. Zumindest nicht auf der Strecke. Denn aufgrund der späten Startzeit des auf zwei Uhr nachts verschobenen zweiten Trainings musste dieses ohne Fans über die Bühne gehen.
Formel-1-Chef Stefano Domenicali erklärte dies mit Sicherheitsbedenken. Für viele Fans, die lediglich ein Ticket für die beiden Trainings vom Donnerstag bezahlt hatten, war dies aber ein grösseres Ärgernis. Zumal sie als Entschädigung lediglich einen Gutschein in Höhe von 200 Dollar für den Online-Shop der Formel 1 erhalten hätten – die Versandkosten seien dabei nicht einmal inklusive. Eine Entschuldigung gab es vonseiten der Veranstalter nicht, möglicherweise aus rechtlichen Gründen, da dies als Schuldeingeständnis interpretiert werden und somit Klagen zur Folge haben könnte, wie der «Guardian» vermutet.
Bisher konnte der als grosses Spektakel geplante Grosse Preis von Las Vegas also noch nicht wie erhofft auftrumpfen, weder Fahrer noch Fans und Anwohner sind so richtig glücklich. Dies könnte sich aber noch ändern. Denn das eigentliche Highlight steht in der Wüstenstadt ja noch aus.
Solche Las Vegas Strecken kann man im Formel 1 Game für die Playstation bauen. Dort stört es niemanden. Zum Beispiel wie die kleine Scheidegg Strecke auf GranTurismo5