Spaniens Verteidiger Marc Cucurella wurde gestern im ersten EM-Halbfinal gegen Frankreich bei jedem Ballkontakt von deutschen Fans vehement ausgepfiffen.
In den Augen vieler DFB-Fans ist der 25-Jährige schuld daran, dass Deutschland aus dem Turnier ausgeschieden ist. Denn Cucurella wurde im Viertelfinal gegen den EM-Gastgeber im Strafraum bei einem Torschuss von Jamal Musiala an der Hand getroffen.
Der englische Schiedsrichter Anthony Taylor pfiff keinen Elfmeter. Die Entscheidung sorgte auch Tage nach dem Spiel für hitzige Debatten. In Deutschland wurde gar eine Petition für eine Spielwiederholung lanciert.
Die Wut der deutschen Fans zog Cucurella nicht primär wegen des Handspiels, sondern vor allem wegen seiner Äusserung an der Pressekonferenz nach der Partie auf sich: «Wenn die Schiedsrichter sagen, es ist kein Handspiel, dann respektiere ich das als Spieler natürlich.»
Weiter sagte er: «Wir alle sind müde davon, verschiedene Situationen zu sehen, von denen manche als Handspiel bewertet werden und andere nicht. Letztlich denke ich aber, dass nicht über die Szene gesprochen werden würde, wenn Deutschland gewonnen hätte.»
Die Pfeifaktion hat nun eine neue Debatte ausgelöst – und das aus den eigenen Reihen. Die deutsche Presse reagiert mit Unverständnis. «Vollkommen unnötig und höchst unsportlich, gerade als Gastgeber», schreibt etwa «FOCUS online». «Eines guten Gastgebers unwürdig. Peinlich, albern und konträr zum Fairplay-Gedanken», kommentiert der «Kicker».
Die Fans im Netz äussern sich etwas unverblümter:
Wütende Pfiffe in München gegen Spaniens #Cucurella.
— Patrick Strasser (@AZ_Strasser) July 9, 2024
Das ist in etwa so dumm als würde ich meine zerlaufene Butter auspfeifen, wenn der Kühlschrank entschieden hat, den Geist aufzugeben. #ESPFRA #EURO2024
Du bist ein schlechter deutscher Verlierer, wenn du bis zu 900 € für ein EM-Halbfinale bezahlst, morgens aufwachst und dir denkst: „Ey, diesen Cucurella von Spanien. Den könnte ich doch heute Abend mal bei jedem Ballkontakt auspfeifen wegen Freitag.“ #ESPFRA #EURO2024
— Florian Reis (@vunallemebbes) July 9, 2024
Ist das unglaublich deutsch, jetzt Cucurella auszupfeifen.
— Onkel Dagobert (@Dagobert95) July 9, 2024
Cucurella spielt ein starkes Turnier und darf im Spiel seines Lebens im Halbfinale auflaufen. Er muss sich dabei Pfiffe gefallen lassen für eine Szene, die der Schiri verbockt hat, nicht er. Man muss es so deutlich sagen: Die Menschen, die da pfeifen, sollten verlieren lernen.
— Tobias Escher (@TobiasEscher) July 9, 2024
Kann sein, dass ich den Abpfiff vor lauter Fremdscham nicht erlebe. Es ist ja so unsagbar peinlich, nun #Cucurella bei jedem Ballkontakt auszupfeifen. Mehrere hunderte Euro ausgeben, um so seinen EM-Fußballabend zu verbringen ... Wahnsinn. #ESPFRA #euro2024
— Marc Schwitzky (@junger_herr_) July 9, 2024
Noch mehr typisch deutsch als ausgefallene Züge und peinliche Pfiffe wäre jetzt eigentlich nur noch, dass zwei Sachbearbeiter des Jugendamtes München den Platz betreten und #Yamal mit Verweis auf den Jugendschutz im Arbeitsrecht vom Platz zerren.#ESPFRA #EURO2024
— Malte Dürr (@DerMalteDuerr) July 9, 2024
Werden die Pfiffe nun ein schlechtes Licht auf das Gastgeberland werfen? Spaniens Trainer Luis de la Fuente findet klare Worte:
Als eine «Schande» bezeichnet Cucurellas Mitspieler Dani Vivian die Aktion. «Kein Spieler verdient das. Ich denke, wer zu einem Fussballspiel geht, um jemanden auszubuhen, hat keinen Respekt für den, der seinen Job ausübt».
Und wie reagierte Cucurella? Gegenüber dem ZDF äusserte er sich nüchtern: «Für mich ist das egal. Wir müssen konzentriert bleiben.» (cst)
(Achtung, Ironie)
Es wurde vor dem Turnier von der UEFA eine Richtlinie für die Schiedsrichter herausgegeben, dass genau solche dummen und unnötigen Elfmeter bei denen aus dem geschehen heraus klar wird, dass keinerlei Absicht mit der Hand zum Ball zu gehen, sondern das Gegenteil, eben nicht gepfiffen werden sollen, wie dies schon früher der Fall war. Taylor hat genau danach gehandelt und ich finde es gut. Diese Lächerlichen angeschossenen Penaltys machten Spiele kaputt.