
Freude und Schadenfreude: Spanien schickt Frankreich nach Hause.Bild: keystone
Spanien heisst der erste Finalist der Fussball-EM 2024. Die Iberer drehen gegen Frankreich einen Rückstand innert weniger Minuten und sorgen damit für grenzenlose Begeisterung in der Heimat. In Frankreich hingegen ist die Kritik teilweise vernichtend. Die Medienstimmen in der Übersicht.
10.07.2024, 05:0310.07.2024, 06:32
Spanien spielte bisher die überzeugendste EM-Kampagne aller Teams und auch im Halbfinal schlugen sich die Iberer wacker. Zwar erwischten Kylian Mbappé und Kolo Muani die neuformierte spanische Innenverteidigung um Aymeric Laporte und Nacho mit einem feinen Spielzug, doch in der Folge zeigten die Iberer, weshalb sie als eines der wenigen Teams an dieser EM mit attraktivem Offensivfussball überzeugen können.
In schöner Regelmässigkeit rollten vielversprechende Angriffe auf Frankreichs Defensive zu. Diese hatte, im Gegensatz zu den Gesamtauftritten der Équipe Tricolore bisher, in Deutschland überzeugt. Nur ein einziges Tor kassierte die Mannschaft von «Defensivtrainer» Didier Deschamps, wie er sich selbst nennt – in der Gruppenphase gegen Polen, ein Elfmeter von Robert Lewandowski.
Doch die spanische Spielfreude gepaart mit einer neuen Entschlossenheit nach dem Gegentreffer knackte den französischen Abwehrriegel mit gefühlter Leichtigkeit: Jungstar Lamine Yamal mit einem Traumtor und Dani Olmo, nach einer ebenfalls sehenswerten Bewegung, drehten die Partie innert vier Minuten.
In der Folge schalteten die Spanier wieder einen oder auch zwei Gänge zurück und sie versuchten, das Spiel zu verwalten, indem sie Ball und Gegner kontrollierten. Das Unterfangen gelang, auch wenn es noch das ein oder andere Mal gefährlich wurde. Die «Furia Roja» steht wieder im Final eines grossen Turniers und sorgt damit in der Heimat für eine seit der goldenen Generation um Iniesta, Xavi und Co. nicht mehr gesehene Begeisterung.
Frankreich hingegen verpasst ein weiteres Mal die Bestätigung für den Weltmeistertitel 2018 – die Kritik an Didier Deschamps wird grösser, die Medien gehen hart mit der Mannschaft ins Gericht. Hier sind die Pressestimmen in der Übersicht.
Spanien
Sport
«Spanien, ein weiteres Mal zum Geniessen. Ein lockeres Spanien mit Persönlichkeit besiegt Mbappés Frankreich, das seit 2014 von niemandem mehr auf die Bretter geschickt wurde in neunzig Minuten. La Roja hat es mit Lamine, Nico, Cucurella, Olmo, Fabian, Rodri geschafft ... Es ist ein bezauberndes Spanien mit vielen Rekorden, das mit dem Ball umgehen kann und auch weiss, wie man sich ohne formiert.»
«Noch nie hat jemand sechs Siege bei einer EM errungen. Das siebte Spiel wird gegen die Niederlande oder England ausgetragen. Wenn Spanien auch die letzte Hürde nimmt, sind wir das einzige Land, das vier Europapokale gewonnen hat.»

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Mundo Deportivo
«Lamine Yamal stellt Kylian Mbappé in den Schatten. Verrückt, brutal. Ein bisschen historisch, nicht nur, weil er der jüngste Spieler war, der bei einer EM ein Tor erzielte. Es war ein Hammertor. Lamine erschien, als Spanien ihn am meisten brauchte, und sein Abschluss veränderte die Richtung des Spiels. Der Beginn des Schachmatts von Frankreich.»

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AS
«Fantastisch, fröhlich, Finalisten»
«Wieder ein tolles Spiel. Abschnitte mit exquisiten Angriffen und Abschnitte mit grossem Widerstand gegen die Vorstösse Frankreichs – als Deschamps, nun wirklich dazu gezwungen, die Fesseln losliess und uns schliesslich mit Mbappé, Griezmann, Giroud und Barcola angriff.
Sie drängten, das Spiel schien sich für unsere Mannschaft in die Länge zu ziehen, weil die körperliche Leistungsfähigkeit Frankreichs für uns von Minute zu Minute schwieriger zu bewältigen war.
Wieder einmal halfen die Änderungen von De la Fuente. Die Mannschaft verstand es, zusammenzustehen und – am wichtigsten – am Ball zu bleiben und den Ballbesitz auszuweiten, um die Zeit zu unseren Gunsten zu nutzen und die Nerven Frankreichs zu strapazieren, die gezwungen waren, ihre Angriffe zu beschleunigen.»

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Marca
«Superspanien im Final!!!»
«Eine Mannschaft der Kunst. Die Auswahl macht einen weiteren Schritt Richtung Paradies, das am Sonntag auf sie warten könnte.
(...) Vier Minuten Zauberer brachten Frankreich zu Fall. Der Fussball gehört den Auserwählten, und Spanien hat einen, Lamine Yamal, ein Genie, das Spanien wieder ins Spiel brachte, als Frankreich den Sieg in der Tasche hatte. Es ist der Triumph einer Gruppe, die lautlos in Deutschland angekommen ist.»

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Frankreich
L'Équipe
«Demaskiert: Les Bleus marschierten wie Kadetten vor einem gewaltigen Stier»
«Die französische Mannschaft wird nicht am EM-Finale teilnehmen. Am Dienstagabend wurden sie technisch deklassiert (1:2), sie konnten Spanien nicht aus der Ruhe bringen, gaben nach und griffen wie üblich sehr schwach an. Die Mannschaft verlässt Deutschland verbittert und mit einigen Zweifeln.»

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Le Monde
«Ein bitteres Ende der EM für die unterlegenen Bleues»
«Noch immer ein Opfer seiner Ineffizienz und seiner Abhängigkeit von einem ausser Form geratenen Kylian Mbappé, verlor Frankreich im Halbfinale (1:2) gegen die deutlich überlegenen Spanier. Unsere Euro wird unvollendet bleiben.»
(...)
«Alles ging zu schnell für eine französische Mannschaft, deren Defensivleistung, die seit Beginn des Turniers erstaunlich war, angesichts der teuflisch inspirierten jungen iberischen Talente zusammenbrach.»
Le Figaro
«Die Spanier waren zu stark, das blaue Wunder ist wenig überraschend vorbei»
«Wir mussten es eigentlich sehen kommen. Und wir haben es gesehen. Das seit Beginn der EM höchstens solide französische Team wurde am Dienstag in München logischerweise von Spanien (2:1) besiegt. Technischer, kreativer, brillanter, frecher und talentierter, wie Lamine Yamal, 16, der Kylian Mbappé, 25, bei dieser EM gespenstisch aussehen lässt, wie einen Veteranen ... La Roja war besser. Viel besser.»

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Le Parisien
«Die blaue Wand ist geplatzt ...»
«Die französische Mannschaft, die bis dahin eine unerschütterliche Defensivstärke bewiesen hatte, obwohl sie in der Offensive keine Ideen hatte, kassierte an diesem Dienstagabend im Halbfinale der Europameisterschaft gegen Spanien ihre ersten beiden Gegentore aus dem Spiel. Zur schlimmsten Zeit.»
(...)
«Das war also nötig, um diese blaue Mauer zu durchbrechen, diesen Block, der so geeint, so stark, so solide war, an dem sich die fünf vorherigen Gegner der französischen Mannschaft während dieser EM ständig die Zähne ausgebissen hatten. Es bedurfte eines Geistesblitzes, einer Inspiration voller Sorglosigkeit und Talent in dieser heissen und schwülen Münchner Nacht, damit die französische Abwehr an diesem Dienstagabend den bitteren Geschmack eines Gegentors in diesem Sommer in Deutschland verspürte.»
(con)
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