Die Ärzte sagten ihr, dass es für sie nicht möglich sei, Profisportlerin zu werden. Doch trotzdem steht Hannah Hampton nun als Nummer eins im Tor des englischen Nationalteams. Seit ihrer Geburt kämpft die 24-Jährige mit Augenproblemen.
Hampton schielte, als sie auf die Welt kam, und wurde bis zu ihrem dritten Lebensjahr dreimal operiert. Ganz verschwanden die Probleme allerdings nicht. Noch immer hat die Engländerin Probleme mit der Tiefenwahrnehmung. Dadurch hat Hampton Mühe, die Entfernung von zwei verschiedenen Objekten einzuschätzen.
«Ich habe im Grunde keine Tiefenwahrnehmung, daher kann ich keine Entfernungen einschätzen», erzählte sie vor etwa vier Jahren im Podcast des ehemaligen englischen Nationaltorhüters Ben Foster. Wie sie trotzdem eine solch erfolgreiche Torhüterin sei, wisse sie selbst nicht genau.
Aufgrund der Augenprobleme erlitt die zukünftige Teamkollegin der Schweizer Torhüterin Livia Peng schon einige Verletzungen. 2022 erzählte sie im Interview mit dem i paper, dass sie sich mehrere Finger gebrochen und ihre Nase einige Male geblutet habe, weil ihr Bälle ins Gesicht geflogen waren, da sie ihre Hände oftmals nicht an der richtigen Stelle hatte. «Ich musste meine Position anpassen, um meine Hände zum Fangen des Balls auszustrecken. Es ist ziemlich schwer, einen Ball zu fangen!» Auch im Alltag ist Hampton immer wieder eingeschränkt. «Wenn ich ein Glas Wasser einschenke, verfehle ich das Glas, wenn ich es nicht festhalte.»
Der ehemalige Torhüter Matt Pyzdrowski zeigt sich gegenüber The Athletic beeindruckt von Hampton. «Auf dem hohen Niveau, auf dem sie spielt, ist das Spiel sehr schnell und die Spielerinnen vor ihr können beim Schiessen wirklich erstaunliche Dinge mit dem Ball anstellen. Es ist wirklich eine bemerkenswerte Geschichte», sagt Pyzdrowski über die Sehschwäche der Engländerin.
Eine Operation, um das Problem zu beheben, gibt es nicht. Obwohl sie öffentlich über die Sehstörung sprach, beeinträchtigte dies Hampton in der Folge nicht. Weder bei ihrem früheren Verein Aston Villa noch jetzt bei Chelsea war es ein Thema bei den Vertragsverhandlungen.
In der vergangenen Saison wurde Hampton bereits zum zweiten Mal englische Meisterin. In der Liga stand sie in jedem der 22 Partien zwischen den Pfosten, blieb 13 Mal ohne Gegentor und liess sich insgesamt nur 13 Mal bezwingen. An der EM ist sie nun zum ersten Mal an einem Grossturnier für England im Einsatz und wurde in jedem Gruppenspiel eingesetzt. Aller Voraussicht nach wird sie auch heute Abend (21 Uhr) gegen Schweden im Viertelfinal zwischen den Pfosten stehen.