Mit 76 Punkten und eindrucksvollen 93 Toren hat Bayern München die 30. deutsche Meisterschaft bereits zwei Spiele für Saisonende auf sicher. Zum nunmehr achten Mal in Folge sichert sich der Rekordmeister den Titel.
Die eindrucksvollen Zahlen verschleiern, dass die Münchner zwischenzeitlich so verwundbar waren wie lange nicht mehr. Am 14. Spieltag lagen die Bayern gar nur auf Rang 7, doch mit der Krise kam auch die Wende. Am Ende waren sieben Schlüsselspiele dafür verantwortlich, dass es den Bayern dennoch komfortabel zum Titel gereicht hat.
Nach einer 0:2-Niederlage im Supercup gegen Erzrivale Borussia Dortmund enttäuschen die Bayern zum Ligaauftakt gegen Hertha Berlin erneut. Trotz zweier Tore von Robert Lewandowski holen die erfolgsverwöhnten Münchner vor heimischem Publikum zum Saisonstart nur ein Remis gegen Hertha. «So ist Fussball», erklärt Niko Kovac später lapidar. Der Druck auf den Trainer ist bereits nach drei Pflichtspielen (im DFB-Pokal gewann man nur 3:1 in Cottbus) immens.
Nach einem mässigen Saisonstart und zunehmender Kritik an Trainer Niko Kovac scheint nach einer 7:2-Gala in der Champions League Anfang Oktober gegen Tottenham die Wende geschafft zu sein. Doch es folgen unter anderem eine Niederlage gegen Hoffenheim und ein äusserst glückliches 2:1 im DFB-Pokal gegen Aussenseiter Bochum.
Doch das alles steht in keiner Relation zum Schock der Saison: einem 1:5 in Frankfurt. Bei Kovacs Ex-Klub stehen die Bayern völlig neben sich, zeigen nach einer frühen Roten Karten gegen Jerome Boateng eine unterirdische Leistung. Die Konsequenz: Kovac wird nach 16 Monaten entlassen. Der FCB liegt zu diesem Zeitpunkt nur auf Platz 4, vier Zähler hinter Tabellenführer Leipzig. Interimsmässig übernimmt Hansi Flick.
Flicks Verpflichtung scheint sich auszuzahlen: Nach einem standesgemässen Sieg gegen Olympiakos Piräus in der Champions League zeigt Bayern im Prestigeduell gegen Dortmund eine furiose Leistung und fegt den leicht kriselnden BVB geradezu vom Platz. Besonders auffällig: Thomas Müller, der bei Kovac noch aussen vor war und unter Flick eine Renaissance erlebt, mit zwei Vorlagen und einer Klasseleistung.
Trotz Niederlagen gegen Leverkusen und Gladbach hat Hansi Flick die Bayern sichtbar stabilisiert. Zudem setzt er auf junge Spieler wie Joshua Zirkzee. Und der Youngster zahlt das Vertrauen sofort zurück: Wie schon beim Sieg zuvor in Freiburg trifft er auch gegen Wolfsburg und ebnet mit seinem späten Führungstor (85.Minute) den Weg zu einem versöhnlichen Hinrunden-Ausklang. Zur Liga-Halbzeit liegen die Bayern mit vier Punkten Rückstand auf Leipzig auf Platz 3. Die Konsequenz: Flick soll mindestens bis Saisonende bleiben.
Die Bayern-Welt ist wieder in Ordnung. Nach einem souveränen Sieg in Mainz sind die Münchner wieder Erster. Während der Trend beim Rekordmeister klar nach oben zeigt, hat besonders Herbstmeister Leipzig Probleme und verspielt seine gute Ausgangsposition. Dortmund schiebt sich hingegen weiter nach oben und mausert sich zum einzigen ernsthaften Bayern-Verfolger.
Joshua Kimmich sorgt mit einem Geniestreich für den zweiten Bayern-Sieg gegen den BVB und die Vorentscheidung im Titelkampf. Zu reden gibt aber auch ein nicht geahndetes Handspiel von Jerome Boateng im eigenen Strafrau. Doch das bleibt Makulatur: Sieben Punkte Vorsprung bei noch sechs ausstehenden Spielen scheinen realistisch kaum mehr einholbar für den BVB. «Wir wollten einen grossen Schritt nach vorne tun, das haben wir getan», frohlockt Flick.
Obwohl das Spiel von Verfolger Dortmund noch aussteht, sichert sich Bayern mit dem 24. Sieg im 32. Spiel bereits zwei Runden vor Schluss den Titel. Der knappe Erfolg bei Dauerregen gegen Bremen macht die 30. Meisterschaft perfekt. Kein Wunder, dass der Vertrag mit Trainer Flick bereits Wochen zuvor langfristig verlängert wurde.