Eigentlich hatte Fussball-Deutschland den FC Schalke 04 längst abgeschrieben. Anstatt von Aufstiegseuphorie durch die Saison getragen zu werden, herrschte von Beginn an nur Ernüchterung.
Bis sich das Team unter dem neuen Trainer Thomas Reis plötzlich daran machte, dem sicher geglaubten Abstieg doch noch zu trotzen. Mitten drin dabei: Cédric Brunner. Der Schweizer Aussenverteidiger ist seit letztem Sommer ein Schalker. Nach vier Jahren bei Arminia Bielefeld zog er weiter. Und trägt nun mit seinen tollen Leistungen zur Stabilisierung der Abwehr bei.
Zuletzt gewann Schalke zweimal in der Nachspielzeit, 2:1 gegen Bremen und 3:2 in Mainz. Und liegt nun erstmals seit sieben Monaten nicht mehr auf einem Abstiegsplatz. Sollte der Klassenerhalt doch noch gelingen, wäre das ein kleines Wunder. Nun geht es für Schalke heute zu den Bayern.
Andreas Ernst schreibt für die «Westdeutsche Allgemeine Zeitung» über Schalke 04. Er hat jede Partie Brunners im Königsblauen Trikot verfolgt. Ernst sagt: «Brunner ist der klassische Fall eines Spieler, den man erst zu schätzen weiss, wenn er nicht da ist.»
Als Brunner zu Schalke kam, da hätten sich in Gelsenkirchen nicht gleich hupende Autokorsos gebildet, so erzählt das Ernst. Aber mittlerweile stellt er fest, wie das Schalker Umfeld aufatmet, wenn sich Brunner wie kürzlich geschehen, von einer Verletzung zurückmeldet.
Einer, der Brunner sehr gut kennt, ist Jeff Saibene. Als Trainer von Arminia Bielefeld war Saibene massgeblich daran beteiligt, ihn im Sommer 2018 vom FC Zürich zu Bielefeld in die 2. Bundesliga zu holen. «Brunner ist keiner, bei dem man von der Tribüne aus sofort denkt: ‹Wow, was für ein sensationeller Fussballer›», sagt Saibene, «aber Wille, Einsatz und Zuverlässigkeit sind herausragend. Er ist kein Blender – und hat sich darum auch sehr schnell Akzeptanz im Team verschafft.»
Mit Saibene hat Brunner den Kontakt stets behalten. «Kürzlich sagte er zu mir: ‹Dass ich nun schon in meinem dritten Bundesliga-Jahr stehe, das hätte ich damals auch nie gedacht›», erzählt Saibene.
29 Jahre alt ist Brunner. Ein Nati-Spiel war ihm noch nicht vergönnt. Vielleicht ist nun der Zeitpunkt dafür. Rechtsverteidiger Silvan Widmer (Mainz) hat sich kürzlich verletzt, fällt für die Länderspiele gegen Andorra und Rumänien ziemlich sicher aus. Überraschen würde ein Aufgebot nicht. Schliesslich befindet sich Brunner schon länger auf dem Radar von Nati-Trainer Murat Yakin.