Vor zehn Tagen hat der FC Basel die Kaufoption für Andy Diouf gezogen. Für rund fünf Millionen Franken wechselt der französische U21-Nationalspieler damit fix von Stade Rennes nach Basel. Verwaltungsratspräsident David Degen und der trainierende Sportdirektor Heiko Vogel halten grosse Stücke auf den Mittelfeldspieler und sagen ihm eine gute Karriere voraus.
Angst, dass Diouf den FCB dank solch starker Leistungen wie am Donnerstag im Halbfinal-Hinspiel in Florenz bereits im Sommer wieder verlassen könnte, hat Vogel nicht. Er sagt aber: «Ich bin Realist. Es wäre ein Skandal, wenn nach solchen Spielen keiner auf Andy schauen würde. Dann wären die Scouts ja blind. Aber wir haben ihn gebunden und damit erstmal alles richtig gemacht.»
Vogel lobt Diouf im Bauch des Stadio Artemio Franchi nach dem 2:1-Sieg besonders: «Andy ist stabil und sehr reif. Der Junge ist 19 und liefert eine solche Partie ab. Das zeigt, dass wir eine gewisse Entwicklung mit ihm durchgemacht haben.»
Der 19-Jährige beeindruckte in den 95 Minuten zuvor und zeigte seine unterschiedlichen Qualitäten. Ruhe am Ball, Drive nach vorne und das Tor zum Ausgleich. 25 Minuten nach Abpfiff spricht Diouf mit leiser Stimme zu den Journalisten.
Was für ein verrücktes Spiel, in dem der FC Basel schon wieder kurz vor Schluss den Siegtreffer erzielt.
Andy Diouf: Wir hatten einen Plan und der ist aufgegangen. Es war kein Glück, dass wir am Ende als Sieger vom Feld gingen. Wir wussten, dass Fiorentina stark starten und viel Druck ausüben würde. Wir wussten aber auch, dass wir mit zunehmender Spieldauer mehr Räume kriegen würden. Doch es ist erst Halbzeit, wir müssen uns die Finalqualifikation erst noch holen.
Wo holt der FC Basel diese Ressourcen her und warum werden Sie und auch das Team nie nervös?
Weil das unser Matchplan war, den der Coach vorgegeben hat. Er hat uns gesagt, dass wir an der kompakten defensiven Spielweise festhalten, egal was passiert und dann am Ende die freien Räume nutzen sollen. Das haben wir getan.
Erzählen Sie uns von Ihrem Tor in der 71. Minute. Sie starten an der Mittellinie und treffen dann von der Strafraumgrenze.
Stimmt. Ich spielte einen Doppelpass mit Tauli (Taulant Xhaka, Anm.d.Red.), zog los und nahm mir dann ein Herz. Zum Glück habe ich getroffen, meine freien Mitspieler hätten mich sonst getötet.
Wie beurteilen Sie Ihre eigene Leistung unabhängig vom Tor?
Ich finde, dass ich ein gutes Spiel gemacht habe. Es war zwar frustrierend für mich als offensiven Mittelfeldspieler, weil wir wenig Bälle bekamen und falls doch sofort attackiert wurden. Aber so, wie es am Ende gelaufen ist, bin ich natürlich froh.
War das heute das beste Spiel Ihres Lebens?
Nein. Ich war entscheidend, aber sicherlich nicht so gut wie noch nie.
Was war denn Ihr bislang bestes Spiel?
Das ist eine schwierige Frage. Wir haben so viele Spiele gehabt in dieser Saison. Eines war sicher besser.
Haben Sie eine Erklärung, warum Sie in Europa scheinbar jede noch so hohe Hürde meistern?
Sie haben recht. Es ist aussergewöhnlich. Aber wir arbeiten auch täglich dafür und haben einen Plan.
Wir sind erst bei Halbzeit. Was ändert der Sieg für das Rückspiel?
Dieses Szenario sind wir gar nicht gewohnt (lacht). Aber wir haben die Fans und ein volles Stadion im Rücken und werden versuchen, ins Finale einzuziehen.
Was braucht es, damit der Traum Wirklichkeit wird?
Nichts spezielles. Wir müssen einfach mit der gleichen Lust, Intensität und einem ähnlichen Matchplan zu Werke gehen.
Die Stimmung in Florenz war bemerkenswert. Waren Sie jemals in einem lauteren Stadion?
Vermutlich nicht. Es ist unglaublich, dass wir so viele Fans haben, die uns überallhin folgen und unterstützen. Auch das macht uns stärker und hat uns dahin geführt, wo wir jetzt sind.
Musste man Ihnen die Europacup-Historie des FC Basel erklären, als Sie im Sommer 2022 hier aufschlugen?
Nein, ich kannte den Verein und wusste dass sie in der Champions League auch schon für Furore gesorgt und grosse Spieler hatten. Man merkt aber im Klub, dass immer eine andere Atmosphäre herrscht, wenn Europacupspiele anstehen. Man ist es sich gewöhnt und keiner wird nervös.
Sie könnten mit dem FC Basel Schweizer Geschichte schreiben und als erstes Team in ein Europacup-Finale einziehen.
Das ist das Ziel. Geschichte für die Schweiz und den FC Basel zu schreiben. Dafür geben wir alles.
Spüren Sie so kurz vor der Finalqualifikation Druck?
Nein. Höchstens positiven Druck, wenn man das so sagen will.
Basel hat vor wenigen Tagen die Kaufoption gezogen. Jetzt haben Sie Vertrag bis 2027.
Das freut mich. In dieser Saison in Basel konnte ich mich gut entwickeln, bekam viel Einsatzzeiten und konnte all meine Qualitäten zeigen, in der Schweizer Liga und im Europacup.
Sie sind noch nicht einmal 20 Jahre alt und werden schon für Millionensummen transferiert. Was machen diese Zahlen mit Ihnen?
Ganz ehrlich? Ich mache mir da keinen Kopf. Ich kann mit gut auf Fussball konzentrieren und bleibe ruhig.
Sie sind immer so ruhig. Fahren Sie nie aus sich heraus?
Sicherlich nicht, wenn es um Fussball geht. (lacht)
Und neben dem Platz?
Eigentlich auch nicht. Mich bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Ich glaube, das merkt man auch. (lacht)