Im VAR-Raum holten sie wiedermal das Geo-Dreieck raus. bild: sky
So gut wie der FC Liverpool in dieser Saison spielt, benötigt er eigentlich keine fremde Hilfe. Er beendet das Jahr als Tabellenführer der Premier League und mit 13 Punkten und mehr Vorsprung auf den Rest. Dabei hat der Champions-League-Sieger erst noch ein Spiel weniger ausgetragen. Der erste Meistertitel seit 1990 scheint so nahe wie nie.
Beim 1:0-Sieg gegen die starken Wolverhampton Wanderers hatte Liverpool aber auch eine gehörige Portion Glück. Der VAR entschied gleich in zwei höchst umstrittenen Szenen für Jürgen Klopps Team. Vor Liverpools Tor durch Sadio Mané wurde ein mögliches Hands von Virgil van Dijk bei der Torentstehung gar nicht unter die Lupe genommen, beim vermeintlichen Ausgleich der «Wolves» stand Vorlagengeber Joao Moutinho zwei Pixel im Offside.
Das Tor in Echtzeit: Lallanas mögliches Hands im Strafraum wurde gecheckt, jenes von van Dijk an der Mittellinie nicht. Video: streamable
Die Zeitlupe: Van Dijk nimmt den Ball wohl eher mit der Brust als mit dem Arm an. Gecheckt wurde die Szene ohnehin nicht. Video: streamable
Gleiche Höhe? Gibt es nicht mehr. Video: streamable
«Ich kann verstehen, dass die ‹Wolves› mit den VAR-Entscheiden nicht zufrieden sind. Aber wir haben damit nichts zu tun.»
«Es ist nicht gut, wenn die Spieler in dieser kalten Jahreszeit so lange nur herumstehen und warten müssen. Ich hätte es lieber, wenn der Schiedsrichter sich fragliche Szenen gleich selber am Bildschirm an der Seitenlinie ansieht.»
Video: YouTube/Premier League Zone
«Der VAR trifft meilenweit entfernt vom Stadion seine Entscheidungen. Aber wer ist im Spiel involviert? Wer spürt die Intensität, hat ein Gefühl für den Spielfluss? Der Schiedsrichter hier.»
«Ich kann mich nicht an die Szene erinnern. Aber jetzt kann man ohnehin nichts mehr ändern, die Entscheidung ist gefallen.»
Video: YouTube/Premier League Zone
«So wie der VAR jetzt angewendet wird, geht es nicht. Einige Leute sagen, er sorge für Gerechtigkeit. Aber für uns auf dem Feld fühlt es sich nicht richtig an. Es ist immer noch verwirrend, ich komme nicht darüber hinweg. Auf dem Spielfeld bekommt man keine Antworten.»
Der Videoschiedsrichter lieferte auch beim 2:0-Sieg von Titelverteidiger Manchester City gegen Sheffield United Diskussionsstoff. Der Aufsteiger schoss das überraschende Führungstor – das nach «millimeterlen» mit der Offside-Linie aberkannt wurde.
Gleiche Höhe? Gibt es nicht mehr. Video: streamable
Sheffield United fühlte sich aber noch mehr betrogen, als Manchester City das 1:0 schoss. Denn in der Entstehung stand der Schiedsrichter im Weg, was den «Citizens» erst den Treffer ermöglichte.
Hätte der Schiedsrichter den Ball berührt, hätte es wegen der gefährlichen Spielsituation einen Schiedsrichterball geben müssen. Doch er lupfte gerade noch das Bein … Video: streamable
«Ich wiederhole mich: Ich habe eine lange Liste für den VAR», sagte ManCity-Trainer Pep Guardiola. «Jedes Wochenende haben wir ein grosses Chaos. Hoffentlich wird es nächste Saison besser.»
Guardiolas Gegenüber Chris Wilder haderte nach dem aberkannten Tor der «Blades» darüber: «Schon wieder wurde uns vom VAR ein Treffer aberkannt, es war der achte oder neunte in der Liga alleine an diesem Wochenende. So hilft das dem Spiel ganz sicher nicht.» Sheffield United ist laut der BBC am häufigsten von nicht anerkannten Toren betroffen, dasjenige gestern war bereits das fünfte in dieser Saison.
Nicht der Videoschiedsrichter an sich ist das Problem, es sind die Regeln. Offside ist halt Offside. Die Frage ist, ob es in Fällen wie bei diesen beiden Toren nachträglich geprüft werden muss oder ob die alte Auslegung «Bei gleicher Höhe im Zweifel für den Angreifer» gelten sollte. UEFA-Präsident Aleksander Ceferin kündigte bereits vor einigen Wochen an, man müsse eine neue Definition der Handspiel- und der Offsideregel überprüfen.