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Weil ein Hobby-Kicker einen Penalty verschiesst, sieht er Gelb 

Zehn positive Fussball-Geschichten

Weil ein Hobby-Kicker einen Penalty verschiesst, sieht er Gelb 

07.11.2014, 16:46
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Beim Spiel am letzten Samstag zwischen Red Arrows und Wingham, zwei Amateurmannschaften, sieht Callum Hinde von Schiedsrichter Phil Bing die Gelbe Karte. Der Mittelfeldspieler hatte einen Penalty «nicht ordnungsgemäss» ausgeführt. Der Elfmeter war nämlich höchst umstritten und anscheinend selbst für Hinde so zweifelhaft, dass er entschied, den Vorteil nicht ausnutzen zu wollen. Leider gibt es keine Videoaufnahmen oder Bilder vom Vorfall.

Schiedsrichter Bing: «Die Spieler sollten meine Entscheidung respektieren, richtig oder falsch.»
Schiedsrichter Bing: «Die Spieler sollten meine Entscheidung respektieren, richtig oder falsch.»SymbolBild: Valeriano Di Domenico

Der Unparteiische begründet seine Verwarnung gegenüber «Kent Online» folgendermassen: «Der Ausführende hat einen lächerlichen Versuch gemacht. Hätte er den Ball über die Latte oder weit neben das Tor gehauen, hätte ich es wahrscheinlich durchgehen lassen. Aber er hat nicht mal Anlauf genommen, sondern nur mit seinen Zehenspitzen den Ball berührt und den Ball mit dem Fuss zum Goalie geschleift. Wenn dir 22 Spieler und zwanzig merkwürdige Fans zusehen wie du deine Glaubwürdigkeit verlierst, lässt du das Spiel aus den Händen gleiten.» 

Und Schiedsrichter Bing fügt hinzu: «Es war kein unsportliches Verhalten, es war eigentlich ziemlich das Gegenteil. Aber ich fühlte, dass die Aktion gegen meine Entscheidung gerichtet war, deshalb habe ich ihn verwarnt.»

Die berühmten Vorgänger

Tröstlich zu wissen: Die heroische Tat des Amateurfussballers Callum Hinde steht in der Fussballhistorie nicht alleine da. So haben auch einige Profikicker des Öfteren bewiesen, dass Fair Play nicht nur eine leere Phrase sein muss. Hier sind neun weitere Beispiele, die in die Geschichte eingegangen sind.

Oliver Kahn

Video: YouTube/FC BAYERN München

Torwart Oliver Kahn führt Bayern München gegen Valencia mit seinen Paraden im Elfmeterschiessen des Champions-League-Finals 2001 zum Sieg. Doch statt erst mit seinen Teamkollegen zu feiern, geht der deutsche Torhüter zu Berufskollege Santiago Canizares und spendet dem untröstlichen Spanier Trost. «Ich wusste genau, wie es ihm geht», so Kahn. Schliesslich hat er zwei Jahre zuvor gegen Manchester United eine ähnliche Erfahrung machen dürfen.

Costin Lazar

Video: YouTube/emilianos33

Rapid Bukarest empfing 2009 Otelul Galati. Das favorisierte Heimteam machte kurzen Prozess und siegte 4:0. Es hätten auch fünf Tore sein können, wenn Costin Lazar den Schiedsrichter nach seinem Elfmeterpfiff nicht korrigiert hätte. 

Brann Bergen (nicht Torhüter Leciejewski)

Beim Spiel in der norwegischen Meisterschaft 2012 zwischen Lillestrøm und Brann Bergen stand viel auf dem Spiel. Schliesslich belegten beide Teams Abstiegsplätze. Als beim Stand von 3:2 aus Sicht von Brann ein Lillestrøm-Spieler verletzt ist, will Erik Mjelde den Ball  zurückgeben.

Seine Rückgabe springt jedoch über Keeper Stefan Magnusson ins Tor zum 4:2. Die Gäste bahnen nach dem Anspiel eine Gasse für Lillestrøm, so dass Björn Bergmann Sigurdarson durchlaufen kann. Nicht mitmachen will Brann-Goalie Piotr Leciejewski, der sich vergeblich gegen den Gegentreffer wehrt. Es blieb beim 3:4.

Paolo Di Canio

Video: YouTube/NeatFootball

Paolo Di Canio ist wahrlich kein Kandidat für den Friedensnobelpreis. Trotzdem erhielt der Italiener 2001 den FIFA Fairplay-Preis für eine Aktion während des Spiels zwischen West Ham United und dem FC Everton. Di Canio bot sich die Chance, auf das leere Tor der Toffees zu schiessen, doch als er bemerkte, dass Evertons Torhüter Paul Gerrard verletzt am Boden lag, nahm er den Ball in die Hände und unterbrach somit das Spiel, damit Gerrard behandelt werden konnte. 

Di Canio wurde für sein Handspiel mit einer Gelben Karte verwarnt. Die FIFA bezeichnete sein Verhalten als einen «besonders guten Akt sportmännischen Verhaltens». Allerdings sagte Di Canio später als Lazio-Spieler auch, dass er sich in einem Derby gegen die AS Roma eher die Hand abhacken würde, als den Ball auf die gleiche Art zu fangen …

Carles Puyol

Video: YouTube/MrComputerScience

Beim «Clàsico» zwischen Real Madrid und Barcelona in der Copa del Rey beweist Carles Puyol 2013 wahre Grösse, als er seinen Verteidigerkollegen Gerard Piqué stoppt, der nach einem Feuerzeugwurf – den ihn wohl am Ellbogen trifft – das Tatobjekt dem Schiedsrichter Clos Gómez zeigen will. «El Tiburon» («der Hai») zeigt seine Zähne, reisst Piqué das Feuerzeug aus der Hand und wirft es vom Spielfeld. Der Schiedsrichter nimmt den Vorfall trotzdem im Rapport auf.

Ajax Amsterdam II

Jan Vertonghen will den Ball nach einer Spielunterbrechung zum Gegner zurückspielen, doch der als Rückpass gedachte Ball fliegt über den Goalie hinweg und landet im Netz. Damit lag Ajax mit 3:0 in Führung. Der Amsterdamer Nachwuchs liess Cambuur daraufhin ohne ernsthafte Gegenwehr ebenfalls ein Tor erzielen. Die Partie aus dem Jahre 2005 endete mit einem 3:1-Sieg Amsterdams.

Morten Wieghorst

Video: YouTube/LiiKent

Morten Wieghorst schiessst 2003 in der Partie einer dänischen Ligaauswahl gegen den Iran einen Elfmeter absichtlich am Tor vorbei. Ein iranischer Spieler hat einen Pfiff gehört, diesen irrtümlich für den Halbzeitpfiff des Schiedsrichters gehalten und daraufhin den Ball im Strafraum in die Hand genommen. Doch der Pfiff war von den Tribünen gekommen. Nach der Partie sagte Wieghorst: «Es wäre unfair gewesen, daraus einen Vorteil zu ziehen.» 

Arsenal Trainerstab (nicht Nwankwo Kanu)

VideO: YouTube/cestrian81

Arsenals Trainer Arsene Wenger schlug 1999 eine Wiederholung des FA Cup-Spiels zwischen den  Arsenal und Sheffield United vor, da der Sieg der Londoner durch ein umstrittenes Tor zustande gekommen war. Nachdem der Ball absichtlich ins Aus gespielt worden war, damit Lee Morris von Sheffield United wegen einer Verletzung behandelt werden konnte, spielte Nwankwo Kanu die Kugel nicht zum Gegner zurück. Stattdessen leitete er den Spielzug ein, den Marc Overmars mit dem Siegtreffer für den FC Arsenal abschloss. Das Wiederholungsspiel zehn Tage später gewann der FC Arsenal erneut mit 2:1.

Mehr zum Thema

FC Liverpool

Video: YouTube/drummo86

Die Rivalität zwischen den Liverpooler Klubs FC Everton und FC Liverpool gehört zu den intensivsten im englischen Fussball. Doch nach einem tragischen Ereignis in der Stadt rückte dies 2007 für einen Moment in den Hintergrund. Wenige Tage vor dem Champions-League-Spiel des FC Liverpool gegen den FC Toulouse war der elfjährige Everton-Fan Rhys Jones bei einer Schiesserei in der Stadt ums Leben gekommen. 

Daraufhin gibt es vor der Partie gegen Toulouse eine beispiellose Geste der «Reds»: Statt der üblichen Liverpooler Stadionhymne «You'll Never Walk Alone» wird an der Anfield Road die Melodie der englischen Fernsehserie «Z-Cars» gespielt, die traditionelle Musik des FC Everton. Mit dieser Geste wollte man an das tragische Schicksal von Rhys erinnern. Zudem trugen die Spieler beider Mannschaften zu Ehren des jungen Everton-Fans schwarzen Trauerflor.

(Artikel mit Material von fifa.com)

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