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Drmic freut sich auf «geilen Fussball» beim «Schweizer Klub» Gladbach

Josip Drmic – hier auf dem Weg ins Nati-Camp – möchte in Gladbach zu alter Stärke zurückfinden.
Josip Drmic – hier auf dem Weg ins Nati-Camp – möchte in Gladbach zu alter Stärke zurückfinden.Bild: Christian Pfander/freshfocus

Drmic freut sich auf «geilen Fussball» beim «Schweizer Klub» Gladbach

Mit Josip Drmic ist die Schweizer Fraktion bei Borussia Gladbach auf vier angewachsen. Der Stürmer hat grosse Ziele mit dem Bundesliga-Verein mit den meisten Landsmännern im Team.
18.06.2015, 13:3418.06.2015, 14:01
David Nienhaus
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Fast komplett in schwarz gekleidet nehmen drei Herren auf dem Podium im Presseraum von Borussia Mönchengladbach statt. Einen Grund zu trauern gibt es bei der Vorstellung von Josip Drmic beim Fussball-Bundesligisten allerdings nicht. Im Gegenteil. Die Stimmung in der Sommerpause könnte bei der Borussia nicht besser sein. Für die Pressevertreter stellt Gladbachs Medienchef Markus Aretz den neuen Mann in Mönchengladbach vor: Der Herr in der Mitte sei der neue Angreifer. Sportdirektor Max Eberl lacht und bedankt sich dafür, dass Verwechslungen mit ihm nun ausgeschlossen sein. 

Die grössten Schweizer Fraktionen in ausländischen Klubs
4: Gladbach
3: Wolfsburg, Hoffenheim
2: Hertha Berlin, HSV, Palermo, Valenzana (IT, Serie D), Montpellier

Erstmals nach dem Ende der so erfolgreichen Saison, die für den Traditionsverein vom Niederrhein hinter Bayern München und dem VfL Wolfsburg auf dem dritten Platz in die sportlichen Geschichtsbücher einging, kamen zahlreiche Medienvertreter an die Hennes-Weisweiler-Allee in Mönchengladbach, folgten dem Ruf des Klubs, der den Nachfolger vom deutschen Nationalstürmer Max Kruse präsentierte. Und da sitzt er nun, Josip Drmic. Etwas schüchtern, mit leichtem Dreitagebart und glücklich, das Kapitel Bayer Leverkusen endlich hinter sich gelassen zu haben.

Josip Drmic möchte sich auch im Klub wieder spektakulär in Szene setzen.
Josip Drmic möchte sich auch im Klub wieder spektakulär in Szene setzen.Bild: Mindaugas Kulbis/AP/KEYSTONE
Der Autor
David Nienhaus ist Journalist bei der «Westdeutschen Allgemeinen Zeitung» im Ruhrgebiet. Er begleitet für die WAZ die Fussballklubs Borussia Mönchengladbach und VfL Bochum. Der Buchautor ist Bundesliga-Kolumnist bei Sportsnavi in Japan, gehört zum Podcast-Team bei Sportradio360 und ist Social-Media-Experte. Auf Twitter kann man ihm folgen unter @ruhrpoet und @sportgeschichte. Sein Blog liest man unter www.DasSportWort.de

Drmic: «Eberl hat immer an mich geglaubt»

Dort, bei der Werkself, war der 22-Jährige im vergangenen Jahr nicht glücklich geworden. Dabei zog er doch im Sommer 2014 Leverkusen der Borussia aus Mönchengladbach vor. Intensiv hatte sich Eberl schon damals um den Schweizer Nationalspieler bemüht, genutzt hatte es am Ende nichts. «Am langen Ende», wie Gladbachs Manager so gerne sagt, hat es aber doch geklappt, dass Drmic nun das Trikot mit der Raute überstreift. 

«Max hat immer an mich geglaubt und ist immer drangeblieben», beschreibt der Stürmer den Kontakt zum Rheinrivalen. Auch, wenn beide Klubs über die Ablöse Stillschweigen vereinbart hatten, dürfte die Summe für Drmic um zehn Millionen Euro betragen. «Die Gespräche mit Leverkusen waren okay», erklärt Eberl. Man habe eine «gute Einigung» gefunden.  

Setzt sich Josip Drmic bei Gladbach durch?

«Ich war einfach nicht glücklich»

Drmic selbst will nur nach vorne gucken, freut sich auf «geilen Fussball», der in Gladbach gespielt wird, musste aber dennoch kurz über seine Zeit in Leverkusen sprechen. «Ich war einfach nicht glücklich», so der Schweizer mit kroatischen Wurzeln. Natürlich habe er mit seinen Mitspielern Spass gehabt. Aber «ein Spieler will spielen, will sich zeigen.» Dass er fast nur auf der Ersatzbank sass, habe ihn traurig gemacht. In nur 25 Ligaspielen erzielte Drmic sechs Tore – zwei davon im Westderby gegen den 1. FC Köln – und bereitete einen Treffer vor. 20 Mal allerdings schmorte er zum Anpfiff einer Partie im Trainingsanzug auf der Bank. Unbefriedigend für einen Goalgetter seiner Qualität. Mit 16 Toren für den «Glubb» aus Nürnberg kam er damals an den Rhein.  

Drei der elf Spieler der Startelf gegen Litauen verdienen ihr Geld bei Gladbach.
Drei der elf Spieler der Startelf gegen Litauen verdienen ihr Geld bei Gladbach.Bild: KEYSTONE

Nicht nur ein Stürmer für Tore

Diese Torquote hatte Max Eberl nicht vergessen. «Der ganze Verein, Trainer, die sportliche Leitung, wir sind sehr, sehr von Josip überzeugt und wir glauben, die passende Nummer 9 für unser Team mit ihm gefunden zu haben», lobt der Manager Worte, die den 1,81 Meter grossen Angreifer gleich noch ein paar Zentimeter grösser erscheinen lassen. Drmic sei kein Stürmer, so Eberl, den man nur auf seine Tore reduzieren könne. Er arbeite auch gut für die Mannschaft und reisse Räume, welche die Gladbacher Offensivabteilung für ihr schnelles Spiel dringend brauche.  

Dabei sind die Fussstapfen, die Kruse hinterlassen hat, nicht gerade klein. Der Neu-Wolfsburger war mit elf Toren und neun Vorlagen Gladbachs Topskorer und für das Angriffsspiel der Borussia enorm wichtig. Eberl traut Drmic die Rolle ohne weiteres zu. «Josip ist ein schneller, torgefährlicher Angreifer, der gut in unsere Mannschaft passen wird. Wir freuen uns, einen Stürmer seiner Qualität bei uns zu haben.»  

Der vierte Schweizer bei Gladbach

Die Qualität stellt Drmic auch immer wieder in der Nationalmannschaft unter Beweis. Beim 2:1-Sieg gegen Litauen in der Europameisterschafts-Qualifikation traf er am vergangenen Wochenende zum zwischenzeitlichen 1:1. Bei der Nati nutzte Drmic die Chance, mit den Schweizer Borussen über seinen neuen Arbeitgeber zu sprechen. Je konkreter es wurde, desto mehr Fragen habe er an seine zukünftigen Mitspieler Yann Sommer und Granit Xhaka gehabt, gibt er mit einem Lächeln im Gesicht zu. «Ich bin froh, solche Freunde schon hier zu haben.»

Die Fraktion aus der Alpenrepublik am Niederrhein ist inklusive Trainer Lucien Favre nun um eine Person auf vier gewachsen. Der Coach sei auch ausschlaggebend für einen Wechsel nach Gladbach gewesen. «Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Lucien Favre», so der Stürmer. «Er ist ein hervorragender Trainer und ich habe richtig Bock unter ihm zu spielen.» Er wünsche sich, dass ihn der Trainer besser macht. «Ich möchte viel lernen von ihm», erklärte der Neuzugang.  

Einer für die Defensive ist noch gesucht

Die Offensivabteilung von Borussia Mönchengladbach ist damit komplett, bestätigte Manager Eberl am Donnerstag. Baustellen gibt es beim Bundesligisten aber immer noch in der Defensive. Nachdem Weltmeister Matthias Ginter von Borussia Dortmund dem Namenscousin abgesagt hatte, ist Eberl weiter auf der Suche nach einem Innenverteidiger. «Wir haben drei, vier Ideen», so der Sportdirektor, der die Lücke bis zum Trainingsauftakt schliessen will. Ob eine Idee erneut in die Schweiz führt, ist offen. Fabian Schär, lange Kandidat am Niederrhein, hat sich der TSG Hoffenheim angeschlossen. Trauer trägt man in Gladbach deshalb aber immer noch nicht.  

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