Vor exakt neun Jahren stieg eine katarische Investoren-Gruppe bei Paris St-Germain ein. Dank den Öl-Millionen aus dem arabischen Emirat entwickelte sich der schlafende Riese ab 2011 zu einem europäischen Grossklub. Stars wie Neymar oder Kylian Mbappé fanden für viel Geld ihren Weg nach Paris und die Ligue 1 entwickelte sich zu einer «One-Club-Show»: In den letzten acht Jahren wurde PSG sieben Mal französischer Meister.
Doch nun könnte PSG schon bald Konkurrenz aus der eigenen Stadt drohen: Beim Zweitligisten Paris FC steigt nämlich per sofort das Königreich Bahrain ein. Der König des Emirats höchstpersönlich übernimmt durch einen Staatsfonds 20 Prozent des Klubs. «Explore Bahrain» wird zudem Hauptsponsor des Klubs.
[📝COMMUNIQUE] - Le Royaume du Bahreïn nouveau partenaire stratégique du Paris FC.
— Paris FC (@ParisFC) July 27, 2020
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Das Ziel ist es zunächst, innert drei Jahren in die Ligue 1 aufzusteigen. Doch noch geht es beim PFC nicht um so viel Geld wie beim grossen Nachbarn PSG. Fünf Millionen Euro kosten die 20 Prozent Klub-Anteile nur, für den Beinahe-Absteiger in die Drittklassigkeit ist das aber trotzdem eine ordentliche Finanzspritze. Das Budget kann so über Nacht um 30 Prozent erhöht werden.
Doch das soll noch nicht das Ende der Fahnenstange sein. In einem Communiqué teilte der Zweitligist mit, dass man weitere ausländische Investoren gewinnen wolle. Die Kontrolle über den Klub will der aktuelle Präsident Pierre Ferracci, der momentan 77 Prozent der Anteile hält, aber behalten. Sie soll «weiterhin auf einer regionalen und nationalen Mehrheitsbasis beruhen».
Dennoch betont der Klub, dass die Finanzspritze aus Bahrain eine gute Gelegenheit sei, «den Verein in eine neue Ära zu führen». Der PFC entstand erst 1969 als Antwort auf den fast zeitgleichen Abstieg der Pariser Traditionsvereine Racing Club und Stade Français aus der ersten französischen Division. Ein Jahr nach der Gründung fusionierte man mit Stade Saint-Germain zum neuen Klub Paris St-Germain. Weil der damalige Pariser Bürgermeister allerdings keinen Klub aus einem Vorort unterstützen wollte, erfolgte bereits 1973 wieder die Trennung. Während PFC die Profi-Spieler behalten konnte, musste PSG mit den Amateuren in der dritten Liga neu beginnen.
In der Folge setzte sich Paris St-Germain jedoch im Buhlen um die Gunst der Pariser Fussball-Fans durch. Während sich PSG als französischer Spitzenklub etablieren konnte, spielte der PFC 1979 zum vorerst letzten Mal in der höchsten Spielklasse. Seit 1982 pendelte man gar zwischen Dritt- und Viertklassigkeit. Erst 2015 gelang der langersehnte Aufstieg in die Ligue 2, in der man sich seit 2017 endgültig etabliert hat.
Dank den Öl-Millionen aus Bahrain soll nun bald die Rückkehr ins Oberhaus des französischen Fussballs folgen. Beim PFC wähnt man sich auf einem guten Weg und geht Schritt für Schritt. Im letzten November hat sich die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo öffentlich für eine Renovierung des Stade Charléty ausgesprochen. Das nach dem Prinzenpark zweitgrösste Stadion in Paris wurde 1994 neu gebaut und bietet aktuell 20'000 Sitzplätze. In der letzten Saison kamen im Schnitt allerdings nur 2344 Zuschauer zu den PFC-Spielen.
Für Bahrain könnte der Paris FC trotz der noch nicht sehr ausgeprägten Fan-Basis die perfekte Chance sein, für vorerst wenig Geld im europäischen Fussball Unterschlupf zu finden. Das autoritär geführte Königreich hatte in der Vergangenheit seine Investitionen in den Sport wie viele andere arabischen Staaten stark ausgebaut. Bereits im Jahr 2007 übernahm Bahrain durch die Mumtalakat Holding Company Anteile am Formel-1-Rennstall McLaren, seit 2004 existiert bereits der GP von Bahrain. 2017 wurde zudem das Radsport-Team Bahrain-Merida gegründet, das seit diesem Jahr als Bahrain-McLaren an den Start geht.