Millimeter-Drama in Freiburg: Basel verliert beim Bundesligisten ärgerlich knapp
Eine lange Allee führt von der Tramstation in Richtung des Freiburger Europa-Park-Stadions. Genügend Zeit, sich in den Büschen zu erleichtern, sich bei gewieften Geschäftsmännern mit Einkaufswägen mit einem neuen Kaltgetränk zu versorgen – oder mit den Kollegen über Wunschszenarien für das anstehende Fussballspiel zu diskutieren.
«Eigentlich», sagt also ein junger Mann mit SC-Freiburg-Schal um den Hals, «eigentlich wäre es ganz cool, wenn Basel einen Elfmeter erhalten würde.» Der Kollege, auch er mit dem schwarz-weissen Greif-Logo des Freiburger Sportclubs beschalt, nickt zustimmend.
«Fussballgott» Atubolu
Dem Wunsch liegt wohl kaum eine masochistische Veranlagung zu Grunde, welche die Fans des SC ihrem Herzensklub möglichst Schlechtes an den Hals wünschen lässt. Vielmehr wollen sie, dass ihr Torhüter die Chance erhält, im Duell vom Punkt zu glänzen – etwas, das er in den letzten Wochen so oft gemacht hat, dass er einen Bundesliga-Rekord aufgestellt hat.
Noah Atubolu parierte in der deutschen Liga nicht weniger als fünf Elfmeter in Folge. Am Sonntag im Heimspiel gegen Hoffenheim könnte er die fast schon unheimliche Serie weiter ausbauen. Es sind Zahlen, welche die Reporter im Breisgau etwas von ihrer beruflichen Objektivität einbüssen lassen, wenn sie den 23-Jährigen in Interviews als «Fussballgott» bezeichnen. Aber dass der SC einen ausgezeichneten Mann zwischen die Pfosten stellen kann, ist unbestritten – was auch die Spieler des FC Basel feststellen mussten.
1:2 verloren die Basler am Mittwochabend zum Auftakt in die Ligaphase der Europa League. Ein platzierter Schuss von Patrick Osterhage in der ersten, und ein wuchtiger Abschluss von Maximilian Eggesteinin der zweiten Halbzeit entschieden eine Partie, in der die Freiburger zwar nicht drückend überlegen waren, aber doch spielbestimmend. In der Wiederholung des zweiten Treffers der Breisgauer sah man erst, wie knapp der Ball hinter der Torlinie war. «An einem guten Tag wäre der zweite Treffer vielleicht nicht drin», sagte FCB-Verteidiger Dominik Schmid nach der Partie im Interview mit «blue».
Ajeti, Leroy und Zé verziehen
Dem Team von Ludovic Magnin gelang es im Nachbarschaftsduell nur ganz selten, die Vorgabe des Trainers auf den Rasen zu bringen. Mut hatte Magnin nämlich von seiner Mannschaft gefordert, auch, dass seine Spieler sich weder von der grossen Kulisse noch der fussballerischen Klasse des Gegners würden einschüchtern lassen.
Und als Albian Ajeti nach zwei Minuten zu einem Kopfball kam und Léo Leroy nur Sekunden später einen Distanzschuss über die Latte setzte, schien der Schweizer Meister tatsächlich mit Courage an die Dreisam gereist zu sein. Es blieben indes lange die einzigen Belege dafür, was Magnin sich von seiner Belegschaft erhofft hatte.
Das sagte Dominik Schmid nach dem Spiel:
Erst kurz vor der Pause bot sich Junior Zé beinahe aus dem nichts eine Grosschance. Der junge Basler scheiterte aber aus kurzer Distanz am stark reagierenden Atubolu. Danach liess sich auf der offensiven Habenseite der Basler lange Zeit nichts mehr notieren. Als Léo Leroy mit einer Hereingabe den eingewechselten Philip Otele fand und dieser zeigte, dass Penaltykiller Atubolu zumindest aus dem Spiel heraus bezwingbar ist, fanden die Basler in den letzten zehn Minuten doch noch einmal den Mut. Und trotz einiger guter Offensivaktionen sollte es für den FCB nicht mehr reichen, einen ersten Punkt in dieser europäischen Kampagne zu verbuchen.
Der Schweizer Johan Manzambi im Dienste der Freiburger machte dem FCB das Leben schwer und zeigte eine starke Leistung. «Wir haben von der Qualität her ein gutes Team und konnten diese heute auch zeigen», sagte der Mittelfeldspieler nach dem Spiel und freute sich, dass er gegen ein Vorbild von ihm spielen konnte: «Es war schön, gegen eine Legende wie Shaqiri zu spielen.»
Bei Shaqiri war die Enttäuschung nach der Partie gross und der ehemalige Nationalspieler weiss, dass sich der Schweizer Meister steigern muss, wie er nach der Partie selbst zu Wort gab: «Wir können sicherlich einiges mitnehmen und haben Freiburg am Schluss auch ein wenig an die Wand gespielt. Wir wollen nicht nur Erfahrungen sammeln in der Europa League, sondern auch Erfolge feiern. Heute war aber zu wenig.»
Am 2. Oktober hat er wiederum gegen einen Vertreter aus der Bundesliga die Chance, es besser zu machen. Dann reist der VfB Stuttgart in den Basler St.-Jakob-Park.
Freiburg - Basel 2:1 (1:0)
34'700 Zuschauer (ausverkauft). - SR Godinho (POR).
Tore: 31. Osterhage 1:0. 57. Eggestein 2:0. 84. Otele 2:1.
Freiburg: Atubolu; Kübler, Ginter, Jung, Günter (71. Makengo); Eggestein, Osterhage; Beste (71. Treu), Manzambi (90. Dinkci), Grifo (75. Scherhant); Adamu (75. Matanovic).
Basel: Salvi; Tsunemoto (58. Vouilloz), Barisic, Adjetey (83. Rüegg), Schmid; Leroy, Metinho; Zé (58. Agbonifo), Shaqiri, Salah (58. Otele); Ajeti (72. Broschinski).
Bemerkungen: Basel ohne Hitz, Koindredi, van Breemen und Traoré (alle verletzt).
Verwarnungen: 42. Tsunemoto. 60. Magnin. 70. Grifo. 89. Treu. 93. Ajeti. (riz/sda)