Mit einem torlosen Remis gegen YB sicherte sich der FCB am viertletzten Spieltag den 18. Meistertitel. Spektakulärer als der ultimative Schritt zum Triumph ist die nun sechsjährige Erfolgsserie. Abzufangen ist der FCB endgültig nicht mehr. Die Spiele in Aarau, Thun und gegen St.Gallen sind quasi eine verlängerte Ehrenrunde – die erste drehten sich vor über 34'000 Anhängern bereits nach dem 0:0 heute im St.Jakob-Park.
Der Status Basels innerhalb der Schweiz ist beispiellos. Der Klub gibt den Ton in jeglicher Beziehung an. Trotz der prickelnden Champions-League-Highlights und Europa-League-Topergebnisse hat der FCB das profane Geschäft nie vernachlässigt. In einzelnen Perioden funktionierte auch in der mächtigsten und finanziell potentesten Fussball-Organisation der Schweiz nicht alles wunschgemäss. Mit Heiko Vogel oder Murat Yakin setzte der FCB die Zusammenarbeit trotz nahezu makelloser Resultate nicht fort.
Und nochmals Jubel :-) pic.twitter.com/2Webyxuz2I
— FC Basel 1893 (@FC_Basel) 17. Mai 2015
Auch die Startphase unter Paulo Sousa löste teilweise interne Irritationen aus. Die akribischen Vorstellungen und Planspiele des Portugiesen verursachten im vergangenen Herbst zunächst mehr Fragen als Antworten.
Vom Kurs kam der Titelhalter dennoch nie ab. Mit der vollen Transferkasse allein ist die Vorherrschaft Basels nicht zu erklären, sondern eher mit der Strategie der Entscheidungsträger.
Meister @FC_Basel muss definitiv 2 Quali-Runden zur Champions League bestreiten, weil Sevilla und Dnipropetrowsk CL-Gruppenphase verpassen
— Philippe Guggisberg (@PhilGuggisberg) 17. Mai 2015
Der Seriensieger wird nicht von einem Präsidium gelenkt, das bei jedem Windstoss die Philosophie anpasst. Im Führungsgremium wird überaus vernünftig kalkuliert und rational entschieden.
Bernhard Heusler, der rhetorisch und organisatorisch brillante Kopf des Vereins, ist im Fussball-Business so gut vernetzt wie kein anderer Super-League-Amtskollege. Zusammen mit Sportchef Georg Heitz gelingt es ihm immer wieder, Tendenzen frühzeitig zu erkennen und entsprechende personelle Vorkehrungen zu treffen.
Seit dem Start der Meisterserie im Frühjahr 2010 mussten die FCB-Verantwortlichen die Mannschaft permanent umbauen. Nach jedem weiteren Titel legten Interessenten aus Europas Spitzenligen hoch dotierte Offerten vor – Grössen wie Granit Xhaka, Xherdan Shaqiri, Mohamed Salah oder Yann Sommer verliessen den FCB.
Der Umbau wird weitergehen. Mit Marco Streller geht die wichtigste Integrationsfigur von Bord. Mit ihm verliert die Nummer 1 der Schweiz nicht nur jede Menge Skorerpunkte, Strellers Charisma wird dem FCB auf allen Ebenen fehlen.
Heusler und Co. ist aber zuzutrauen, auch diese Challenge zu meistern. Auf taktische Fehler der Bebbi zu warten, wäre aus der Optik der nun schon sehr lang mehrheitlich chancenlosen Herausforderer bestimmt der falsche Ansatz. Ausser YB dürfte in der Zehner-Liga nach der Sommerpause niemand ernsthaft in der Lage sein, den Koloss zu bedrängen.
Der FCZ, vor dem Anbruch der Jubeljahre am Rheinknie der letzte Champion ohne rotblaue Herkunft, steht sich seit geraumer Zeit selber im Weg. Die Grasshoppers, 2014 und in der vorletzten Saison erster Verfolger, stecken tief im hausgemachten Schlamassel. Cup-Finalist Sion fehlt seit Jahren ein klares Konzept.
In der Hauptstadt sind Ambitionen berechtigt. YB hat die Voraussetzungen geschaffen, längerfristig ganz oben mitzureden. Uli Forte hat dem Team ein Gesicht verschafft. Der ehrgeizige Coach ist auf dem richtigen Weg. Und er arbeitet für einen Verein, der davon beseelt ist, die seit 1986 anhaltende Flaute zu beenden. «Wir sind in der Tat auf allen Ebenen so gut aufgestellt, dass wir in der neuen Saison damit beginnen könnten, Geschichten zu schreiben», liess Fredy Bickel unlängst in einem Interview mit der Sportinformation verlauten. Ob YB Wort hält? (ram/si)