Die Zahlen sind erschreckend. Sieben Spiele, kein Sieg, zwei Punkte. Tabellenletzter. Der Meister FCZ befindet sich in der Dauerkrise. Nach dem 1:2 gegen Lugano erfasste die Ernüchterung im Letzigrund den ganzen Verein.
Wie Trainer Franco Foda seine Hände vors Gesicht schlug und fassungslos dasass, erzählte schon ziemlich viel. Nach Schlusspfiff hallten Pfiffe durchs Stadion, gemischt mit ersten «Foda raus»-Rufen, die Geduld der Fans mit dem neuen Trainer scheint bereits erschöpft.
Foda hat als Nachfolger von Meistertrainer André Breitenreiter zweifellos einen schwierigen Job übernommen. Doch dass der FCZ innert kürzester Zeit derart auseinander bricht, kommt gleichwohl überraschend. Und kann nicht nur mit den Abgängen von Doumbia und Ceesay erklärt werden. Dass nun über ihn diskutiert wird, akzeptiert Trainer Foda. «Das ist völlig normal. Ich als Trainer muss damit umgehen könnend», sagt er.
Vor dem Spiel gegen Lugano versuchte der Trainer noch, Zuversicht zu verströmen. «Glauben Sie mir, ich werde auch hier in die Erfolgsspur finden», sagte er in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger». Allein, es spricht wenig dafür.
Auch Präsident Ancillo Canepa scheint ziemlich ratlos. Dass er die Grösse hatte, unmittelbar nach dem späten Rückschlag – Luganos Siegtreffer fiel in der 90. Minute – vor die SRF-Kamera zu treten und ausführlich Stellung zu nehmen, spricht für ihn. Doch seine Worte sind alarmierend. «Ich bin auch etwas ratlos», sagt er, «wir sind in der berühmten Negativ-Spirale, wenn man da einmal drin ist, ist es schwierig wieder rauszukommen.»
Dass es nun vor allem um den Trainer geht, auch weil Canepa nicht die ganze Mannschaft auswechseln kann, ist logisch. Die Frage ist, wie lange Foda auf den Rückhalt der sportlichen Leitung des FCZ zählen kann. Canepa und Sportchef Marinko Jurendic werden nicht um eine schonungslose Analyse herumkommen. Denn die Fakten malen ein düsteres Bild.
Zwei Punkte nach sieben Spielen, das gab es für den FCZ in der Geschichte der Super League noch nie. In der Saison 2015/16 hatte der FCZ nach sieben Spielen immerhin fünf Punkte. Damals entliess der Verein Trainer Urs Meier bereits nach drei Runden.
Besserung trat auch unter Nachfolger Sami Hyypiä nicht ein. Im Gegenteil. Canepa hielt viel zu lange am Finnen fest. Erst kurz vor Saisonende musste Hyypiä wieder gehen – zu spät, Uli Forte gelang es nicht mehr, die Wende herbeizuführen, der FCZ stieg ab.
Doch in der Vergangenheit liegt auch ein Hoffnungsschimmer für Foda – mit ein bisschen Fantasie. Die Saison 2003/04 war die erste von Lucien Favre beim FCZ. Sein Start damals missriet gründlich, nach sieben Spielen standen vier Punkte zu Buche, es war bis heute der schlechteste FCZ-Start.
Bei Meisterschaftshälfte war der FCZ immer noch Tabellenletzter, Favre stand kurz vor der Entlassung. Ein Sieg im Cup-Viertelfinal in Meyrin rettete ihn. Die Geschichte danach ist bekannt. Es ging plötzlich aufwärts, 2005 feierte der FCZ mit Favre den Cupsieg, 2006 und 2007 den Meistertitel.
Die Frage lautet nun also: Denken Canepa und Jurendic in diesen Tagen an Lucien Favre? Weil sie Foda zutrauen, für eine ähnliche Entwicklung der Mannschaft zu sorgen wie Favre damals. Und weil es ja neben der Meisterschaft auch noch das europäische Geschäft gibt, wo dem FCZ immerhin der Einzug in die Europa League gelang – am Donnerstag geht es los gegen Arsenal.
Allein, die Wahrscheinlichkeit, dass die FCZ-Bosse irgendwann das Vertrauen in Foda verlieren, ist zurzeit massiv grösser.
Bei Foda ist offenbar weder eine Spielidee noch die Fähigkeit den Kader zu analysieren vorhanden.