Kasper Schmeichel, Christian Eriksen oder Yussuf Poulsen – Dänemarks Fussballstars sind jedem Fan ein Begriff. Doch heute Abend in der Slowakei fehlen sie alle, wie die 20 anderen Spieler, die im Juli mit ihnen an der WM in Russland waren. Das 24-Mann-Kader der Dänen für dieses Testspiel besteht zum Grossteil aus Akteuren unterklassiger Klubs und aus sechs Futsal-Spielern.
Das ist zweifellos schön für die Berufenen, die wohl nicht im Traum mit einem Aufgebot gerechnet hatten. Aber wie konnte es bloss dazu kommen?
Spieler und Trainer Age Hareide fehlen, weil sie und der dänische Verband DBU im Clinch liegen. Natürlich geht es um Geld, worum auch sonst. Die Spieler wollen die Möglichkeit haben, individuelle Sponsorenverträge abzuschliessen, selbst wenn diese eine Konkurrenz zu den Teamsponsoren darstellen. Hat das Nationalteam zum Beispiel einen Vertrag mit Coca-Cola, sollen Spieler trotzdem auch für Pepsi werben dürfen. Dagegen sträubt sich der Verband.
Nun schieben sich DBU und Spieler gegenseitig den Schwarzen Peter zu. Der Verband lasse sie als gierig erscheinen, beklagte sich Tottenham-Star Christian Eriksen. Und Captain Simon Kjaer sagte: «Wir spüren, dass die DBU uns wütend machen will. Sie wollen es so hinstellen, als wollten wir Spieler nicht international spielen. Aber genau das Gegenteil ist der Fall.»
Truppen til onsdagens venskabskamp mod Slovakiet: https://t.co/qymvO6YFxU
— Dansk Boldspil-Union (@DBUfodbold) 4. September 2018
DBU-Geschäftsführer Claus Bretton-Meyer spricht von einer bedauerlichen Situation. «Wir hatten gehofft, die Spieler würden zusagen, wenn wir ihnen dieselbe Gage bezahlen, einen Bonus, die Versicherung und zudem bessere Bedingungen bei den Flügen, im Bereich der Ernährung und der Behandlung bieten.»
Die Spieler sagen, sie hätten dem Verband angeboten, den alten Vertrag um einen Monat zu verlängern und erst dann zu verhandeln. So hätten das Testspiel gegen die Slowakei und der Auftakt in der Nations League gegen Wales regulär stattfinden können. «Ehrlich, DBU – lasst uns wie Erwachsene miteinander reden», forderte Dortmunds Thomas Delaney.
Doch der Verband ist offenbar nicht gewillt, von seinem Vorhaben abzurücken. Und deshalb spielen nun nicht Eriksen, Kjaer und Delaney in der A-Nationalmannschaft sondern Futsal-Spieler Christoffer Haagh oder der 30-jährige Drittliga-Stürmer Christian Offenberg. Die Spiele abzusagen war kein Thema, weil die UEFA für diesen Fall mit Strafen drohte. In Dänemark befürchtete man gar einen Ausschluss von der EM 2020. «Wir müssen die zwei Länderspiele bestreiten, um eine millionenschwere Geldstrafe und einen möglichen Ausschluss für mehrere Jahre zu verhindern», liess DBU-Funktionär Kim Hallberg verlauten.
Trainiert wird die bunt zusammengewürfelte Mannschaft interimistisch von John Jensen. Der 53-Jährige ist eigentlich ein Experte für solche «Spontan-Teams» – schliesslich war er mit dem Führungstor im Final gegen Deutschland mitverantwortlich für den sensationellen EM-Triumph Dänemarks 1992. Er habe diesen Job übernommen, «weil ich die Nationalmannschaft als Institution ansehe», sagte er. Und betonte gleichzeitig: «Ich sehe nur Verlierer in diesem Konflikt und am meisten verliert der dänische Fussball.»
Wenig begeistert vom dänischen Zoff ist der heutige Gegner Slowakei, für den es am Sonntag in der Ukraine ernst gilt in der Nations League. Den Fans in Trnava sollte zum Test ein WM-Teilnehmer präsentiert werden. Nun verkommt das Spiel zu einem Muster ohne Wert. «Wir sind das Opfer dieses Streits geworden», bedauerte der slowakische Verband. Die DBU habe immerhin angekündigt, einen Teil der Kosten der Spielorganisation zu übernehmen. Die Ticket-Einnahmen werden diese nicht decken, denn angesichts der Farce hat der Verband entschieden, dass der Eintritt nur einen Euro kostet.